Gremien schieben Themeninvestments an
Studie: Bei deutschen Anlegern besonders großes Wachstum. „Risikomanagement ist ein Problem.“
Themeninvestments haben sich zum Investmentthema gemausert. Das macht Vontobel am Verdoppler bei den Anlagevolumina bei Themen-ETFs und auch an den Flows entsprechender aktiver Fonds fest – und an den Ergebnissen einer Umfrage unter 300 institutionellen Investoren und Intermediären in 14 europäischen Ländern. Ein Hauptergebnis: Die Hälfte der Befragten erwartet eine Zunahme von Themeninvestments in ihren Allokationen in den nächsten drei Jahren. Ein Treiber dieser Entwicklung sei die Pandemie. Durchgeführt wurde die Studie in Kooperation mit Longitude im Februar und März 2021. Der Anteil von Versicherungen, Altersvorsorgeeinrichtungen und sonstigen Institutionellen unter den Teilnehmern kommt auf knapp 20 Prozent.
Mit Themeninvestments gegen Reputationsrisiken
Laut der Studie ist der Anteil der Investoren, die über 20 Prozent in Healthcare, Klimawandel oder Ressourceneffizienz allokieren in der Schweiz am höchsten und in Deutschland am geringsten. Gerade unter deutschen Anlegern sei das Wachstum bei den Themeninvestments aber besonders groß. Motor für Themeninvestments sind für René Weinhold, Head of Sales Germany and Austria bei Vontobel, bei institutionellen Kapitalsammelstellen diejenigen, die zuvor eher auf der Bremse standen: „Früher wurde über Themeninvestments zumindest diskutiert, man hat sie aber nicht an den Gremien vorbeigebracht. Heute ist es eher so, dass Gremien aktiv nach vor allem nachhaltigen Themeninvestments fragen.“ Deren Motiv sieht Weinhold darin, mit nachhaltigen Themeninvestments Reputationsrisiken aus dem Weg gehen zu können.
Themeninvestments in einer institutionellen Kapitalanlage werfen jedoch einige Fragen auf. „Teil dieser Evolution ist, dass Investoren aufs Neue sich darüber Gedanken machen, wie man die Opportunitäten nutzen und aber auch Risiken managen sowie die Diversifikation erhalten und Performance monitoren kann“, schreiben die Autoren von Vontobel. So findet sich zwar für Themeninvestments im liquiden Bereich ein Platz in der Global-Equity-Schublade. Effiziente Hedges sind jedoch mit einem Future nicht möglich. „Das Risikomanagement ist ein Problem“, bestätigt René Weinhold. „Bei Themeninvestments muss man mit Risikobudgets arbeiten.“ Gemäß der Studie arbeiten auch nur neun Prozent der Befragten ohne Risikobudgets für ihre Themeninvestments. Bei der Dotierung der Budgets akzeptieren die meisten Schwankungen von bis zu 20 Prozent.
Umgesetzt werden die Themen im Aktienportfolio über breite Ansätze. „Der institutionelle Kunde zielt nicht auf den Impact X oder Y ab. Ansonsten wäre die Volatilität zu hoch“, so René Weinhold. Zu beachten ist aber, dass viele Themenfonds sehr konzentrierte Portfolios fahren, was zu größeren Schwankungen führen kann. Trotzdem erwarten interessanterweise laut Umfrage aber 56 Prozent, dass Themeninvestments zu einer Risikoreduktion im Portfolio führen. Die Messung der Impacts ist jedoch wie die Messung der Leistung des Asset Managers eine Herausforderung. „Messung und Reporting sehen wir als Asset Manager als unsere Aufgabe an“, sagt Weinhold. Der Vertriebsmann räumt jedoch ein, dass im gesamten Markt noch nach brauchbaren Daten gesucht wird.
Übrigens: Immerhin 26 Prozent planen, ihre Themeninvestments zu beschneiden. Hauptgründe sind die Herausforderungen bei der Implementierung, die bereits sehr gute Wertentwicklung, Verständnismangel und Regulatorik.
Autoren: Patrick Eisele
Schlagworte: Erneuerbare Energien / Renewables | Themeninvestments
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar