Governance-Qualität im Dax: Porsche fährt hinterher

Die Unternehmen im Dax-40, M-Dax und S-Dax leisten im Hinblick auf ihre Governance insgesamt gute Arbeit. Darauf deutet eine Auswertung der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA), die DVFA Scorecard for Corporate Governance, hin. Mit diesem Instrument bewertet der Verband jedes Jahr öffentlich verfügbare Informationen in den Themenbereichen „Aktionäre und Hauptversammlung“, „Vorstand“, „Aufsichtsrat“, „Transparenz und Governance-Verpflichtungen“ sowie „Rechnungslegung und Abschlussprüfung“.

In allen drei Indizes verzeichnete die DVFA binnen Jahresfrist eine zunehmende Governance-Qualität. So habe sich der bereits im Vorjahr erkennbare positive Trend im Bereich Aktionäre und Hauptversammlung auch in der diesjährigen Auswertung fortgeführt, so ein zentrales Ergebnis der aktuellen Untersuchung. Dies habe sich in allen Börsensegmenten gezeigt und sei insbesondere darauf zurückzuführen, „dass die Unternehmen die Rechte der Aktionäre im Rahmen der Hauptversammlung deutlich ernster zu nehmen scheinen als noch in den Vorjahren“, so die DVFA.

Allerdings gibt es zwischen den drei Börsenindizes drastische Qualitätsunterschiede. Während die DVFA den Dax-40-Mitgliedern einen Score-Wert von 80,2 Prozent (im Vorjahr: 74,8 Prozent) attestiert, liegen die Resultate im M-Dax mit 68 Prozent (i.V.: 61 Prozent) und im S-Dax mit 61,9 Prozent (i.V.: 53,7 Prozent) deutlich darunter.

„Insgesamt weisen die Ergebnisse für 2023 auf eine auf breiter Basis verbesserte Governance-Qualität hin“, fasst Hendrik Schmidt, Leiter des DVFA-Fachbeirats Scorecard die Ergebnisse zusammen. Professor Dr. Christina Bannier, als wissenschaftliche Leiterin des Sustainable Governance Labs für die Auswertung verantwortlich, ergänzt, dass sich vor allem im Dax-40 nochmals eine Verbesserung der Ergebnisse auf bereits hohem Niveau gezeigt habe.

Drei Unternehmen sind „hervorragend“

In der Auswertung der Dax-40-Unternehmen belegt die Münchner Rück AG mit 94,44 Prozent der erzielbaren Punkte den ersten Platz, dicht gefolgt von der Deutschen Börse AG und der Brenntag SE. Weil sie mehr als 90,01 Prozent erzielt haben, erhalten die drei in dem Ranking das Gesamtprädikat „hervorragend“.

Im M-Dax liegen die Fresenius Medical Care AG und die Lufthansa AG mit jeweils 85,09 Prozent vorn. Im S-Dax stehen die SAF-Holland SE (79,53 Prozent) und die DWS Group GmbH & Co KGaA (79,24 Prozent) für die beste Governance-Qualität aller Indexmitglieder.

Wie die Untersuchung zeigt, besteht bei einer ganzen Reihe von Unternehmen erheblicher Nachholbedarf in Sachen Governance. Nicht weniger als neun Unternehmen erhalten das vernichtende Prädikat „mangelhaft“, darunter die Rational AG und die CTS Eventim AG & Co KGaA aus dem M-Dax. Die Schlusslichter im Nebenwerteindex S-Dax sind Adesso, Hypoport, Sto, Atoss Software, Zeal Network, Nagarro und Fielmann.

Kein Dax-40-Unternehmen erhält die Note „mangelhaft“. Die beiden letzten Plätze im deutschen Leitindex belegen mit der Porsche Automobil Holding SE (Rang 37) und der Porsche AG (38) mit 57,31 beziehungsweise 56,36 Prozent zwei Unternehmen aus dem direkten Umfeld des VW-Konzerns. Mit ihrem Gesamtprädikat „ausreichend“ schneiden sowohl die Holding als auch die Sportwagenschmiede deutlich schlechter ab als die Volkswagen AG (77,78 Prozent) auf Platz 26.

Die DVFA bezeichnet ihre Scorecard for Corporate Governance als einen Ansatzpunkt für einen strukturierten Dialog über die Implementierung guter Governance. Die Auswertung 2023 erstreckt sich auf alle Unternehmen, die zum 31. Juli 2023 dem Dax, M-Dax oder S-Dax angehörten. Die „Kennzahlentafel“ basiert auf den Empfehlungen und Anregungen des Deutschen Corporate-Governance-Kodex (DCGK), ergänzt durch weitere internationale Kodizes sowie Best-Practice-Erfahrungen.

Schlagworte: Corporate Governance | ESG-Berichtspflichten | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren

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