Gothaer auf dem Diversifikationspfad
Neuinvestments in Renewables, Aktien und Pflegeheime. Hohe Nettorenditen erzielte die Versicherung im Jahr 2015.
Die Gothaer hat 2015 wie im Vorjahr in der Kapitalanlage in der Lebensversicherung eine Nettoverzinsung (HGB) von 4,2 Prozent und in der Kranken von 3,9 Prozent erwirtschaftet. Dabei liegen in der Leben die laufenden Erträge auch einen komfortablen Prozentpunkt über der durchschnittlichen Garantieverzinsung im Bestand unter Berücksichtigung der Zinszusatzreserve. In der Allgemeinen betrug die Rendite wegen eines Sondereffekts durch eine Sale-and-Lease-Back-Transaktion sogar 5,2 Prozent. „Herausforderungen lagen in der Kapitalanlage nicht nur in der Zinssituation, sondern auch in der hohen Volatilität und in der tiefen Liquidität“, blickt Finanzvorstand Harald Epple auf das vergangene Jahr zurück. „Auch darum war es ein sehr ordentliches Kapitalanlageergebnis.“
Zu dem guten Ergebnis haben laut der Versicherung in besonderem Maße die Ausschüttungen aus den Rentenspezialfonds beigetragen, die auch Gewinne aus Realisierungen innerhalb der Fonds beinhalteten. Durch Gewinnrealisierungen in der Kapitalanlage wurde ein Teil der Finanzierungserfordernisse zur Bildung der Zinszusatzreserve abgedeckt. Das Kapitalanlagevolumen stieg auf Konzernebene auf 28 Milliarden Euro, die Kosten für die Verwaltung der Kapitalanlagen stiegen von 65,9 auf 92,6 Millionen Euro deutlich an.
Größere Veränderungen betrafen zum einen die Duration. In der Leben liegt diese nun bei 8,1 Jahren und damit nur noch knapp unter dem Branchendurchschnitt von 8,5. Vor drei Jahren lag die Duration noch bei fünf. In der Kranken beläuft sich die Duration auf neun. Verlängert wurde die Duration nicht über Derivate, sondern über den Verkauf von kürzer laufenden und den Kauf von länger laufenden Anleihen. „Nur mit der Neuanlage von fällig gewordenen Papieren hätten wir die Duration in so kurzer Zeit nicht in diesem Maße steigern können“, so Epple. Während der Verkauf dank der EZB problemlos ablief, machte sich beim Einkauf von länger laufenden Papieren die fehlende Liquidität bemerkbar. „Eingekauft haben wir meist nur auf dem Primärmarkt.“ Zeichnungen und Zukäufe fanden zunehmend auch bei Euro-Emissionen von Emittenten außerhalb des Euroraums statt. Ausgeweitet wurden auch die Investments in US-Municipals sowie die Emittentenzahl bei den Unternehmensanleihen.
Bezüglich der Aktienquote kam es in der Gothaer Allgemeine zu einem Anstieg von 2,1 auf 5,8 Prozent. Unterjährig ist laut der Versicherung „sukzessive ein strategisches Aktienportfolio aufgebaut worden, um langfristig an attraktiven Dividendenrenditen partizipieren zu können.“ Bei Alternatives baut die Versicherung weiter ihre Hedgefondsquote ab und Investments in Erneuerbare Energien auf. Die Commitments für Renewables – Wind, Photovoltaik und Wasserkraft – belaufen sich auf 664 Millionen Euro, das Zielvolumen liegt bei einer Milliarde Euro. „Die Energieerzeugung war 2015 bei Solar und Wind sehr gut“, so Epple. Bei Wasserkraft haben sich jedoch ein geringes Niederschlagsvolumen, Probleme bei einer Turbine und ein niedriger Strompreis bemerkbar gemacht. Im kleineren Rahmen ging die Gothaer auch Investments mit marktnahen Förderregimen ein.
Ausgebaut werden auch die Immobilieninvestments, die nun auf Konzernebene auf einen Anteil von knapp neun Prozent kommen. Zur Optimierung der Kapitalanlage im Hinblick auf die SCR-Belastung wird bei Immobilien auf Fremdkapital verzichtet. Neu auf dem Immobilieneinkaufszettel sind Pflegeheime. Über einen spezialisierten Investmentfonds wird mit Casa Reha/Korian ein Pflegeheimportfolio im Volumen von 200 Millionen Euro Eigenkapital aufgebaut. In zwölf Pflegeeinrichtungen sind bereits rund 144 Millionen Euro investiert. Um Reputationsrisiken zu reduzieren, sieht der Investmentansatz vor, eine hohe Pflegequalität zu prämieren.
portfolio institutionell newsflash 06.06.2016/Patrick Eisele
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