Versicherungen
29. Juni 2021

Getrübter Ausblick für Lebensversicherungen

Assekurata: Nullzins belastet. Erfolgsfaktoren: hohe Investmentkompetenz, starke Bilanz und glückliches Händchen.

Nach Erkenntnissen der Rating-Agentur Assekurata haben die Lebensversicherer Ende 2020 etwa 83 Prozent ihrer Kapitalanlagen in festverzinsliche Anlagen investiert. Damit sind sie besonders von den seit Jahren vorherrschenden Niedrigzinsen betroffen. „Zwar ist das Zinsniveau seit Jahresbeginn etwas gestiegen, eine nachhaltige Trendumkehr können wir darin aber noch nicht erkennen“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Diese Einschätzung teilt auch die Mehrheit der von uns kürzlich befragten Kapitalanleger, die die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen zum Jahresende 2021 weiterhin nahe Null erwarten.“

Als eine Folge des Nullzinsumfeldes müssen die Lebensversicherer in den kommenden Jahren weitere Zinszusatzreserven (ZZR) zur bilanziellen Absicherung ihrer Altgarantien stellen. Unter der Annahme eines gleichbleibenden Zinsniveaus haben die Assekurata-Analysten hierzu aktuell ermittelt, dass die ZZR branchenweit noch bis 2027 auf insgesamt knapp 130 Milliarden Euro ansteigen wird.

„Ausgehend vom vorhandenen ZZR-Bestand von 87 Milliarden Euro ist die ZZR derzeit marktweit zu rund 70 Prozent ausfinanziert“, rechnet Lars Heermann vor. Aus seiner Sicht seien die Unternehmen insoweit auf einem guten Weg, zumal das seit Jahresanfang gestiegene Zinsniveau die Finanzierungsbedingungen etwas erleichtere. „Trotzdem sollten sich die Lebensversicherer weiterhin auf auskömmliche und eigenmittelschonende Geschäftsfelder konzentrieren“, rät der Assekurata-Bereichsleiter. „Dies gilt nicht nur mit Blick auf ihre Erträge in der HGB-Bilanz, sondern auch auf die Kapitalanforderungen unter Solvency II, die im Zuge des europäischen Reformprozesses für viele deutsche Lebensversicherer künftig noch strenger ausfallen werden.“

Wie Assekurata ausführt, hat das Risiko- dem Kapitalanlageergebnis den Rang als wichtigste Ergebnisquelle abgelaufen. Dies sei auf die niedrigen Neuanlagezinsen und insbesondere auf die hohen ZZR-Anforderungen für Hochzinsgarantien zurückzuführen.

Neuausrichtung der Kapitalanlage

Neben der Neuausrichtung ihrer Geschäftsfelder versuchen die Anbieter auch vermehrt, ihre Kapitalanlage stärker zu diversifizieren. So zählen laut der Assekurata-Umfrage Neuanlagen in Immobilien, Infrastruktur und Private Debt derzeit zu den beliebtesten Anlageklassen der Lebensversicherer. Auch Unternehmensanleihen gehören trotz gesunkener Emittenten-Ratings und steigender Ausfallrisiken zu den favorisierten Investments. Ein besonders geringes Interesse haben die Versicherungen dagegen an Hedgefonds und an Pfandbriefen.

„Die Suche nach neuen Anlagesegmenten unterstreicht die Bemühungen der Gesellschaften, trotz anhaltend niedriger Zinsen die Renditefähigkeit ihrer Deckungsstöcke aufrechtzuerhalten“, schlussfolgert Lars Heermann. Als wichtigste Erfolgsfaktoren beim Umbau der Kapitalanlage sieht er eine hohe Investmentkompetenz, eine starke Bilanz und nicht zuletzt ein glückliches Händchen bei der Titelauswahl.

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