Banken
25. September 2024

Fusionsdruck auf Volks- und Raiffeisenbanken steigt

Fachkräftemangel und Regulierung gelten als Ursachen für den zunehmenden Fusionsdruck bei Volks- und Raiffeisenbanken. Nach Verbandsangaben potenziere die Regulatorik den Fachkräftemangel.

Mehr als jede zweite Volks- und Raiffeisenbank (54 Prozent) ist offen für Fusionsszenarien. Das zeigt eine Umfrage des Genoverbandes unter Bankvorständen. Als Gründe für diese Offenheit nannten die befragten Banken mit Abstand am häufigsten den zunehmenden Fachkräftemangel (78 Prozent) sowie zunehmende Regulatorik (67 Prozent). Es folgen mit 32 Prozent das Erreichen einer kritischen Betriebsgröße sowie steigende Kundenanforderungen mit 23 Prozent. An der Online-Umfrage beteiligten sich zwischen dem 25. Juli und dem 19. August 69 Prozent der 286 Volks- und Raiffeisenbanken im Genoverband, der sich als Prüfungs- und Beratungsverband, Bildungsträger und Interessen­vertretung für rund 2.590 Mitgliedsgenossenschaften versteht.

Allein im laufenden Jahr seinen 18 Fusionen unter Mitgliedsbanken geplant, so der Genoverband, der als Dienstleister Unternehmen aus den Bereichen Kreditwirtschaft, Landwirtschaft, Handel, ­Gewerbe und Dienstleistungen mit rund acht Millionen Mitgliedern in 14 Bundesländern betreut. Trotz der seit Jahren in dieser Größenordnung verlaufenden Strukturveränderung trete in der Umfrage also eine ungebrochene Dynamik zutage, kommentiert der Verband die Ergebnisse der Umfrage.

„Regulatorik potenziert Fachkräftemangel“

„Die Regulatorik potenziert den Fachkräftemangel“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Genoverbandes, Ingmar Rega: „Denn 55 Prozent der Banken konstatieren in der Umfrage auch einen sehr hohen Einfluss der Regulatorik auf die jeweilige Unternehmenspolitik. Gegenüber unserer Erhebung im Vorjahr hat sich dieser Wert um zwölf Prozentpunkte erhöht. Damit hat die Regulatorik derzeit eindeutig die Spitzenposition unter den unternehmenspolitischen Einflussfaktoren inne.“

Bei der Frage nach der aktuellen Bedeutung dieser Faktoren folgen unter zwölf zur Auswahl stehenden Möglichkeiten praktisch gleichauf liegend die Zinspolitik und der Personalbedarf auf den nächsten Rängen – mit 45 Prozent beziehungsweise 44 Prozent Nennungen für sehr hohen Einfluss. „Im Ergebnis fusionieren immer mehr Volks- und Raiffeisenbanken, weil ihnen die Fachkräfte mit Spezialwissen fehlen, um die Bürokratie- und Regulierungsdichte zu bewältigen“, kommentiert Rega den Zusammenhang mit der Strukturveränderung.

Der Genoverband verweist in diesem Zusammenhang auf den von der Europäischen Union 2023 erlassenen Digital Operational Resilience Act (DORA) und spricht von einem hochkomplexen Gesetzespaket zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen Cyber-Bedrohungen. Nach Verbandsangaben endet die verbleibende Umsetzungsfrist am 17. Januar 2025 und werde die geltenden bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT auf ein neues Level heben.

CSRD-Berichtspflicht für kleine und nicht komplex eingestufte Institute

Ein weiteres Beispiel sei die umfassende Regulierung zur Nachhaltigkeit. Dazu zählten unter vielem anderen neue Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die aus der von der EU-Kommission initiierten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) resultierten. Beginnend mit bestimmten Genossenschaftsbanken bereits zum 31. Dezember 2024 werde die CSRD-Berichtspflicht für kleine und nicht komplex eingestufte Institute (small and non-complex institution, SNCI) am oder nach dem 1. Januar 2026 eingeführt. „Diese Themen illustrieren letztlich nur die Schlagzahl oder den Puls der Regulierungsinitiativen auf allen Ebenen“, betont Rega.

Kern des Problems sei hierbei nicht allein die reine Anzahl, sondern die Granularität der Regulierungen. Diese habe zur Folge, dass Themen sehr kleinteilig behandelt würden, so Rega. „Die Regulatorik trägt so dazu bei, dass die für unsere dezentrale Volkswirtschaft so wichtige regionale Vielfalt auf der Strecke zu bleiben droht. Überall in der Fläche verankerte Kreditgenossenschaften jeder Größenordnung sind für diese Vielfalt von vitaler Bedeutung. Zugleich ist diese durch die Streuung von Risiken auch wichtig für die Stabilität im Bankensektor.“

Banken und Versicherer entwickeln ESG-Datenkatalog

Banken und Versicherer müssen im Zuge der EU-Nachhaltigkeitsregulierung immer detailliertere Daten dazu vorlegen, wie nachhaltig sie agieren. Dazu wird eine Vielzahl an ESG-Daten benötigt. Wie berichtet, haben die Verbände der privaten und öffentlichen Banken (Bankenverband & VÖB) sowie der Gesamtverband der Versicherer (GDV) mit Unterstützung von realwirtschaftlichen Verbänden, wie dem Verband Deutscher Treasurer (VDT), einen gemeinsamen ESG-Datenkatalog für Großunternehmen entwickelt. Damit wollen sie die Harmonisierung von ESG-Datenabfragen bei Unternehmen weiter vorantreiben.

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