Alternative Anlagen
24. September 2024

Fundraising für Infrastruktur gewinnt an Dynamik

Einiges deutet auf ein zunehmend dynamisches Fundraising bei Infrastruktur-Assets hin, so der Sachwertespezialist Palladio. Positiv reagiert dieser auf die geplante Infrastrukturquote.

Fundraising und Transaktionsaktivität in der Asset-Klasse Infrastruktur werden bis Ende dieses Jahres weiter zunehmen, ausgehend vom niedrigen Vorjahreswert. Diese Einschätzung vertritt Palladio Partners, ein Spezialist für Sachwertanlagen, in seinem Infrastrukturausblick Q4 2024. Die gute Nachricht lautet: Während sowohl das Fundraising als auch die Transaktionsaktivität im vergangenen Jahr waren deutlich zurückgegangen seien, habe sich die Entwicklung im ersten Halbjahr 2024 auf dem neuen Niveau stabilisiert. Das Fundraising lag den Angaben zufolge leicht oberhalb der Werte des Vorjahreszeitraums. Transaktionsanzahl und -volumen erreichten hingegen nicht die Vergleichswerte.

Einiges deute auf eine aufkommende Dynamik im Fundraising bis Jahresende hin, so Palladio. Leitzinssenkungen westlicher Zentralbanken dürften einen positiven Einfluss auf Fundraising und Transaktionsaktivität haben, wie die eigentümergeführte Investmentboutique mit Büros in Frankfurt am Main und Luxemburg erwartet. Fonds, die jetzt zum Final Closing kommen, könnten auf eine gewisse Dynamik hoffen.

Die weniger gute News: Sollte sich das Fundraising nicht deutlich erholen, dürfte die zurückhaltende Transaktionsaktivität anhalten, vermuten sie bei Palladio. „Wir beobachten den Trend, dass Fondsmanager auf der Suche nach Liquidität für ihre Investoren Sekundärmarktprozesse aktiv vorantreiben – entweder in Form von klassischen Verkäufen des LP-Anteils am Fonds oder durch den Einsatz von Continuation-Vehikeln für wachstumsorientierte Portfolio-Assets“, heißt es in der aktuellen Markteinschätzung.

Palladio begrüßt Pläne für Infrastrukturquote

Ende Juni 2024 wurde der Referentenentwurf zur Änderung des Betriebsrentenrechts veröffentlicht. Der Entwurf sieht unter anderem eine separate Infrastrukturquote à la NRW für Pensionskassen, Sterbekassen und kleinere Versicherungsunternehmen und zusätzliche Spielräume für Investments durch eine höhere Flexibilität bei den Bedeckungsvorschriften vor. Palladio begrüßt die Überlegungen für eine eigene Infrastrukturquote, wie dem Infrastrukturausblick Q4 2024 zu entnehmen ist. Privates Kapital sei angesichts des hohen Investitionsbedarfs ein unersetzlicher Baustein für den Um- und Ausbau der deutschen Infrastruktur. Regulatorische Änderungen, die Investitionen in diese Asset-Klasse erleichtern, seien absolut zu begrüßen.

Die Einführung einer separaten Infrastrukturquote durch eine entsprechende Anpassung der Anlageverordnung im Rahmen des Referentenentwurfs für ein Zweites Betriebsrentenstärkungsgesetz wird auch von den Verbänden begrüßt. Das geht aus den Stellungnahmen von AKA, VFPK, GDV, BAI und BVI hervor.

Laut Palladio seien viele Altersvorsorgeinvestoren aufgrund von Quotenbegrenzungen bisher in ihrer Investmentaktivität eingeschränkt gewesen. Die Änderungen der Anlageverordnung würde diese Begrenzungen deutlich lockern. Investoren wollten sich nun gezielter einbringen und die Asset-Klasse für sich weiterentwickeln. Das dürfte neben Investments in Fonds auch zu mehr Co-und Direktinvestments führen, um so eine aktivere Portfoliosteuerung zu etablieren.

Schwimmende Rechenzentren gegen die Flächenknappheit

Im Infrastrukturausblick Q4 2024 geht Palladio auch auf den „globalen Megatrend“ der Datenzentren ein. Der Trend gehe aktuell hin zu nachhaltigen Rechenzentren und nehme weiter an Fahrt auf. Der hohe Energiebedarf der Data Center rücke die Nutzung Erneuerbarer Energiequellen und einen effizienten Kreislauf zur Nutzung von Abwärme und -wasser in den Fokus.

Eine Herausforderungen sei die zunehmende Flächenknappheit. Sie und immer neue Anwendungen mit höheren Anforderungen an Datenübertragungsraten führten dazu, dass mehr dezentral betriebene Rechenzentren benötigt und gebaut würden. Auch auf Nachfrageseite globaler Technologieunternehmen (zum Beispiel Google, Meta und Amazon) stiegen die Anforderungen an Effizienz und an den Einsatz Erneuerbarer Energien beim Betrieb von Rechenzentren. Global betrachtet bleibe Amerika, und hier insbesondere die USA, der größte Markt für Rechenzentren, gefolgt von der Asien-Pazifik-Region und Europa.

Das stärkste Wachstum zeichnet sich derzeit in der Asien-Pazifik-Region ab. Der starke Ausbau der Rechenkapazität führe in dicht besiedelten Metropolregionen wie Singapur, Tokio oder Seoul zu Landknappheit und signifikanten Herausforderungen für die Stromnetzstabilität. Dies treibe zum einen die Suche nach neuen Technologien weiter voran. Beispielhaft nennt Palladio schwimmende Rechenzentren. Andererseits kommt es nach Angaben des Sachwertespezialisten zu einer Verschiebung der Ausbauaktivitäten in angrenzende Märkte (zum Beispiel Malaysia, Indonesien und die Philippinen).

Künstliche Intelligenz steigert Bedarf an Rechenzentren

Die Bank of America erwartet, dass die Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI) das Wachstum von Rechenzentren beschleunigen wird, da KI-Chips im Vergleich zu herkömmlichen zentralen Verarbeitungseinheiten (central processing units) drei- bis viermal mehr Strom benötigen. Die Bank schätzt, dass der Markt für KI-Chips bis 2027 von 44 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf etwa 200 Milliarden US-Dollar wachsen wird.

Sogenannte Hyperscale-Rechenzentren gewinnen als digitale Infrastruktur auch in der Kapitalanlage an Bedeutung. Das zeigt ein aktuelles Investment, an dem die Meag beteiligt ist. Grundsätzlich ist die facettenreiche Anlageklasse Infrastruktur in Europa für Investoren weiterhin interessant. Darauf deutet ein aktuelles Research Paper der DWS hin. Wie berichtet, verweisen die Autoren des Infrastructure Strategic Outlook 2024 dabei auf altbekannte Eigenschaften wie die Möglichkeit, die Kapitalanlagen mit Infrastruktur-Assets breiter zu diversifizieren. Wichtige Geldgeber für Infrastrukturprojekte sind seit Jahren Versicherer wie die Allianz. Claus Fintzen, CIO Infrastructure Debt, AGI, erläutert im Artikel über „die Expansion des Infra-Debt-Universums“, wie die ­Asset-Klasse tickt und was die derzeit attraktiven Segmente sind.

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