FNG-Siegel für 222 Fonds
Dominanz der Artikel-8-Fonds. Regulatorische Dynamik führt zu zwei neuen Kategorien.
Das Thema „nachhaltige Kapitalanlage“ hat einen gewissen Sättigungsgrad erreicht, entwickelt sich aber auch dynamisch weiter. So verzeichnete die zehnte Vergabe der FNG-Siegel zwar 240 Bewerbungen für diese Nachhaltigkeitsauszeichnung, von denen 222 das Siegel bekamen. Der Peak wurde allerdings vor zwei Jahren verzeichnet, als es 310 Bewerbungen mit 297 Gewinnern gab. Für den Rückgang im nun zweiten Jahr vermutet Roland Kölsch vom gemeinnützigen Wissenschaftsverein First, der die FNG-Siegel übergab, verschiedene Gründe: die bei Fondsanbietern zu einer abwartenden Haltung führende dynamische Regulatorik, den Zeitaufwand oder dass Anbieter aus dem Markt ausscheiden.
Die meisten Bewerbungen – 182 – stammen von Artikel-8-Fonds. 54 Prozent der eingereichten Finanzprodukte nutzen die SFDR und die PAIs. „Artikel 8-Fonds machen innerhalb der EU-Offenlegungsverordnung weiterhin ein Sammelbecken aus. Darum ist es nicht verwunderlich, dass mehr als drei Viertel aller eingereichten Finanzprodukte für das Siegel aus diesem Bereich kommen, um sich mittels einer externen Due-Diligence als qualitativ wertvoll klar zu unterscheiden“, erklärt Roland Kölsch. Weiter führte er aus: „In Zeiten, in denen es mittlerweile mehr Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen gibt als konventionelle Fonds, ist das Risiko von Greenwashing nicht geringer geworden. Selbst die Produktanbieter vermarkten manche ihrer Artikel-8-Produkte gar nicht explizit als nachhaltige Geldanlagen. In diesem Umfeld bleibt es wichtig, eine gut gemachte nachhaltige Geldanlage anhand eines einfachen Gütezeichens zu erkennen. Das FNG-Siegel als etablierter Qualitätsstandard leistet genau das.“ Mehr als 11.000 Fonds seien mit Nachhaltigkeitsmerkmalen nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung unterwegs.
Unabhängige Prüfung
„Eine unabhängige Überprüfung der verschiedenen Anlagestile und die Analyse der oft komplexen Werkzeuge, mit denen Nachhaltigkeit in Finanzprodukten umgesetzt wird, ist gerade in Zeiten, in denen alle Anlegende auf dieses Zukunftsthema in der Finanzberatung angesprochen werden müssen, wichtig bei der Auswahl glaubwürdiger Finanzprodukte“, erläutert Prof. Dr. Timo Busch von der Universität Hamburg, der mit dem gemeinnützigen Wissenschaftsverein First die Prüf- und Bewertungsarbeiten der qualitativ hochwertigen Zertifizierungsarbeiten unterstützt. „Über dieses praxisorientierte und zugleich wissenschaftliche Know-how sind wir sehr froh“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende des FNG e.V., Marian Klemm und führt weiter aus, „dass die jahrelange Zusammenarbeit uns auch ganz aktuell dabei hilft, die notwendigen Anpassungen im Sinne der fortschreitenden Regulatorik in der gewohnten fachlichen Begleitung und damit marktnah umzusetzen, um das FNG-Siegel zukunftsfester zu gestalten“.
Transition und Sustainable
Denn für die nächstjährige Zertifizierungsrunde will das FNG-Siegel die im Rahmen der Überarbeitung der EU-Offenlegungsverordnung gemachten Empfehlungen zu Produktkategorien aufgreifen. Eine erste Umfrage und zwei Stakeholder-Dialoge hätten ergeben, dass zwei zusätzliche Ausprägungen im Sinne der Regulatorik über das bewährte FNG-Siegel hinaus ein marktnahes Angebot bereichern würde. Konkret geht es um die Kategorie „Transition“ (wird grün beziehungsweise nachhaltig) und „Sustainable“ (ist bereits grün beziehungsweise nachhaltig). Damit will man einen Beitrag zur Vereinfachung der viel zu komplexen und nicht ineinandergreifenden bisherigen Regulatorik leisten.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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