Strategien
8. Juni 2015

Fluch und Segen am Markt für Indexfonds

Der Markt für börsengehandelte Indexfonds hat im Mai ein neues Rekord-Anlagevolumen erreicht. Ratings sollen das zunehmende Angebots-Dickicht lichten.

Die nächste Schallmauer ist durchbrochen: Nach Angaben des unabhängigen Research-Unternehmens ETFGI hat der Markt für börsengehandelte Indexfonds im Mai erstmals die Marke von drei Billionen Dollar überschritten. Um genau zu sein: Das weltweit in Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Products (ETP) investierte Kapital summierte sich zuletzt auf 3,015 Billionen Dollar. Zum Stichtag Ende Mai zählte ETFGI auf globaler Ebene nicht weniger als 5.757 ETF/ETP von 256 Anbietern. Die Zahl der Börsennotierungen beträgt 11.117 und bezieht sich auf 62 Börsen in 51 Ländern.
Das Wachstum ist Fluch und Segen zugleich. Segen, natürlich, weil Investoren aus einem immer größeren Angebot passgenaue Produkte auswählen können. Und warum Fluch? Mit dem wachsenden Anlagevolumen kommen auch immer neue Produkte auf den Markt. Dabei geht die Übersicht verloren – beziehungsweise der Analyseaufwand auf Investorenseite steigt. Ein Ende des Marktwachstums ist jedenfalls nicht abzusehen. Denn weltweit hat es 19 Jahre gedauert, bis der Markt für Indexfonds die erste Billionen-Dollar-Marke geknackt hat, während die Drei-Billionen-Marke dann aber schon sechs Jahre später fiel. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfung- und Beratungsgesellschaft PwC soll 2020 die Schwelle von fünf Billionen Dollar erreicht sein. Wie soll man da noch den Überblick behalten? 
Das fragte man sich offenbar auch beim französischen Anlageberater Koris International. Dort wird seit dem 8. Juni auf der erst im Oktober vergangenen Jahres lancierten ETF-Vergleichsplattform „Track Insight“ ein Rating angeboten, das die Qualität der Indexreplikation in den Mittelpunkt einer Analyse stellt – und so die ETF-Auswahl erleichtern soll. Track Insight ist auf die Bedürfnisse professioneller Anleger zugeschnitten und steht allen großen Institutionen zur Verfügung, egal ob es sich um Versicherungsunternehmen, Pensionsfonds, Staatsfonds oder Family Offices handelt. Die Plattform ermöglicht es nach Einschätzung ihrer Schöpfer beispielsweise, mit geringem Aufwand die historische Wertentwicklung von Indexfonds zu visualisieren und sie mit ihrem Marktindex zu vergleichen. Konkret können mit dem Werkzeug Nachbildungsfehler (tracking error) und Abweichungen (tracking difference) analysiert werden. Auf diese Weise, so meint man bei Koris, werde sichtbar, welche tatsächlichen Kosten beim Anwenden von Indexfonds anfallen. Jetzt kommt noch ein Rating hinzu.
Der Rating-Prozess beruht nach Einschätzung von Koris „auf einer klaren und transparenten Methodik, die eine Klassifizierung gemäß der Replikationsqualität der ETF erstellt.“ Stand heute enthält der Rating-Prozess alle auf Track Insight verfügbaren ETF, die mindestens drei Jahre historische Daten und 50 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen ausweisen. Per Ende Mai waren das 520 von insgesamt 650 Fonds. Die diesen Kriterien entsprechenden Fonds wurden in elf Kategorien eingeteilt, die drei Haupttypen von Vermögenswerten sind Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Neben Koris bieten unter anderem auch Morningstar, Lipper und Feri klare Ratings für Indexfonds an. Die Facetten der Analyse lassen sich aber nicht ohne Weiteres über einen Kamm scheren.  
Neue Typen der Indexierung
Zurück zur kurz angeschnittenen PwC-Studie und dem darin in Aussicht gestellten Wachstum. Nach Angaben des US-Analysehauses Morningstar betrifft die Umfrage unter anderem die Produkte der Zukunft. Hier seien drei Kategorien zu unterscheiden. In erster Linie bilden ETF laut des Fondsspezialisten Ali Masarwah bekannte Marktbarometer wie den Dax 30, SMI oder S&P 500 ab. Hier liege der Großteil der Kundengelder. Doch die Industrie setze große Hoffnungen auf zwei weitere Produktgattungen, die einen neuen Typ von Indexfonds darstellen: ETF mit mehr oder weniger aktiven Komponenten. 46 Prozent der befragten ETF-Entscheider sehen sogenannte Smart-Beta-Produkte („neue Typen der Indexierung“) als wichtigste Innovationsquelle – bei Morningstar verwendet man indessen den Begriff „Strategic Beta“. 34 Prozent der Befragten, hier handelt es sich überwiegend um US-Firmen, sehen in aktiv verwalteten ETF eine wichtige Innovationsquelle. Die Verpackung alternativer Investments werde von 29 Prozent der Befragten hervorgehoben, und von den Emittenten konstruierte Indizes werden von 14 Prozent genannt. 
portfolio institutionell newsflash 08.06.2015/Tobias Bürger
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