Finma liest Credit Suisse die Leviten
Schweizer Finanzmarktaufsicht sieht aufsichtsrechtliche Verstöße in der Causa Greensill. Greensill-Fonds sollten Lieferketten finanzieren.
Die Finma zieht einen Schlussstrich unter das Greensill-Verfahren gegen die Credit Suisse. Dabei kam die Schweizer Finanzmarktaufsicht zu für die Credit Suisse wenig schmeichelhaften Erkenntnissen. Festgestellt habe die Finma, dass „die Credit Suisse in diesem Kontext mit Blick auf das Risikomanagement und eine angemessene Betriebsorganisation in schwerer Weise gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstoßen“ hat. Die Finma ordnete darum an, dass die Bank künftig auf Geschäftsleitungsebene periodisch die wichtigsten (rund 500) Geschäftsbeziehungen namentlich auf Gegenparteirisiken überprüfen. Die Bank muss zudem die Verantwortlichkeiten ihrer (rund 600) höchsten Mitarbeitenden in einem Verantwortlichkeitsdokument festhalten. Die Finma habe überdies vier Enforcement-Verfahren gegen ehemalige Manager der Credit Suisse eröffnet.
Zum Hintergrund: Im März 2021 hat die Credit Suisse vier Fonds kurzfristig geschlossen, die im Zusammenhang mit Gesellschaften des Financiers Lex Greensill (nachfolgend „Greensill“ genannt) standen. Diese Fonds wurden an qualifizierte Anlegerinnen und Anleger vertrieben, wobei in der Kundendokumentation deren Risiko als tief angegeben wurde. Zum Zeitpunkt der Schließung hatten Kundinnen und Kunden insgesamt rund zehn Milliarden US-Dollar in die besagten Fonds investiert.
Strategie der Fonds war die Finanzierung von Lieferketten. Wie die Finma-Untersuchung ergab, habe die Asset-Management-Gesellschaft der Credit Suisse „insgesamt wenig Wissen und Kontrolle über die konkreten Forderungen“ gehabt. Deren Auswahl und Prüfung habe de facto nicht die Credit Suisse als Asset Managerin der Fonds vorgenommen, sondern Greensill selbst. Die Credit Suisse habe auch Versäumnisse bezüglich des Versicherungsschutzes begangen.
Weiteres Erkenntnis aus der Untersuchung war, dass es zwar kritische Anfragen von Medienschaffenden und der Finma selbst gab, diese jedoch nicht sachgerecht bearbeitet wurden. Vielmehr habe die Bank für die Bearbeitung dieser Fragen oder Warnungen jeweils auf Mitarbeitende zurückgegriffen, die selbst für die Geschäftsbeziehung mit Greensill zuständig und daher nicht unabhängig waren. Wiederholt habe die Credit Suisse sogar bei Lex Greensill selbst nachgefragt und übernahm dessen Antworten für ihre eigenen Stellungnahmen.
Wie die FAZ berichtet, warten Kunden der Bank immer noch auf die Rückzahlung der investierten Gelder. Die vollständige Meldung der Finma können Sie hier lesen.
Autoren: Patrick Eisele
Schlagworte: Private Debt
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