Asset Manager
31. Mai 2023

Finanzinstitute drängen Großunternehmen zu Offenlegung

288 Finanzinstitutionen richten Appell an Unternehmen mit der größten Umweltauswirkung, ihre Umweltdaten über das CDP offenzulegen. Tesla, Exxon Mobil und Saudi Aramco unter den mehr als 1.600 aufgeforderten Unternehmen.

Bei der Offenlegung von Klima- und Umweltdaten gibt es noch gewaltigen Nachholbedarf – und die Finanzbranche macht Druck auf die Großunternehmen. Das zeigt ein Appell von weltweit 288 Finanzinstituten, die für Vermögenswerte von fast 29 Billionen US-Dollar stehen, darunter Schroders, Union Investment, Pictet Group und Deka Investment. Im Rahmen ihrer Non-Disclosure-Kampagne haben diese Institute Unternehmen mit den weltweit größten Umweltauswirkungen aufgefordert, ihre Umweltdaten über die gemeinnützige Nichtregierungsorganisation CDP (ehemals Carbon Disclosure Project) offenzulegen. Insgesamt richtet sich die Kampagne an mehr als 1.600 Unternehmen, die entweder noch nie über ihre Umweltauswirkungen berichtet haben oder die Berichterstattung über das CDP eingestellt haben.

Die ins Visier genommenen Unternehmen, darunter Hellofresh, Eventim, Tesla und Exxon Mobil, Volvo Group, Eventim, Glencore, Saudi Aramco, repräsentieren zusammen einen Marktwert von mehr als 21 Billionen US-Dollar (Stand Februar 2023). Sie stoßen jährlich Schätzungen von CDP zufolge mehr als 4.200 Megatonnen Kohlendioxidäquivalent aus – und damit mehr als alle 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen (4.145 Megatonnen).

Die von Finanzsektor angeführte Non-Disclosure Campaign findet jährlich statt. Die Ergebnisse der letztjährigen Non-Disclosure-Kampagne hätten gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen ihre Daten offenlegen, doppelt so hoch ist, wenn sie direkt von Finanzinstituten dazu aufgefordert werden, so die Analyse des CDP. Die Kampagne führte zu Antworten von 388 Unternehmen mit hoher Umweltbelastung weltweit. Seit dem Start der Kampagne im Jahr 2017 habe sich zudem die Beteiligung von Finanzinstituten mehr als vervierfacht – im Durchschnitt steige sie jedes Jahr um ein Drittel, so das CDP.

Branche arbeitet gemeinhin mit CDP-Daten

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Wir investieren in glaubwürdige Transformation, und um diese Glaubwürdigkeit überprüfen zu können, brauchen wir Transparenz”, sagt Dr. Henrik Pontzen, Head of ESG bei Union Investment. „Das CDP hilft, diese Transparenz zu schaffen. Die gesamte Branche arbeitet mit den Daten des CDP, ohne sie wären nachhaltige Asset Manager in dieser Hinsicht quasi blind. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Unternehmen, die sich dem CDP verweigern, müssen die Konsequenzen dessen zu spüren bekommen: Das beginnt in unseren Unternehmensdialogen mit dem Management, führt über unser Abstimmungsverhalten auf der Hauptversammlung und endet, wenn es sein muss, darin, dass wir Vorstand oder Aufsichtsrat auf der HV nicht entlasten.“

Die meisten ausgewählten Unternehmen wurden in diesem Jahr aufgefordert, zumindest über ihre Auswirkungen auf den Klimawandel zu berichten (72 Prozent). Aber auch die Natur spielt eine grundlegende Rolle beim Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft. Da mehr als die Hälfte (55 Prozent) des weltweiten Bruttoinlandsprodukts mäßig oder stark von der Natur abhängt, rückt die Unternehmenstransparenz in Bezug auf die Auswirkungen auf Wälder und Wasser immer mehr in den Fokus der Finanzinstitute.

Auch Scope-3-Emissionen offenlegen

Laurent Babikian, Global Director of Data Products bei CDP, sagt: „Das Wachstum der CDP-Non-Disclosure-Kampagne zeigt, dass Finanzinstitute eine treibende Kraft für den Wandel sein können – und sein müssen. In unserem entscheidenden Jahrzehnt des Klimawandels müssen wir bei vielen Unternehmen in allen Bereichen, von der Energiebranche über die Automobilindustrie bis hin zum Technologiesektor, noch immer darauf warten, dass sie sich an die Spitze der Bewegung setzen. Die Unternehmen müssen in ihrer gesamten Lieferkette Maßnahmen ergreifen, denn die Welt kann es sich nicht leisten, Scope-3-Emissionen zu ignorieren, die den gesamten Lebenszyklus von Produkten betreffen. Gemeinsam mit dem CDP fordern die Finanzinstitute die Unternehmen auf, darzulegen, wie sie ihre Geschäfte auf einen Netto-Null-Emissionen- und Natur-positiven Weg bringen wollen – um ihre Investitionen und unseren Planeten zukunftssicher zu machen.“

Verschärfte Nachhaltigkeitsberichtspflichten in der EU

Die diesjährige Non-Disclosure Campaign findet vor dem Hintergrund statt, dass viele Länder weltweit ihre Offenlegungspflichten für die Unternehmen verschärfen. So werden ab dem kommenden Jahr viele Unternehmen in der EU keine andere Wahl haben, als über ihre Umweltauswirkungen zu berichten. Im Rahmen der EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD), werden circa 50.000 große Unternehmen und börsennotierte Mittelständler in der EU verpflichtet sein, über Umweltdaten zu berichten. Dazu gehören nach internationalen Medienberichten und dem CDP auch schätzungsweise 10.000 außereuropäische Unternehmen, die in der EU tätig sind.

Auch Standardisierung ist wichtig

Und Laurent Babikian fügt hinzu: „Standardisierte und umfassende Informationen über die gesamten Umweltauswirkungen eines Unternehmens sind für Finanzinstitute von entscheidender Bedeutung, um nicht nur die langfristige finanzielle und nichtfinanzielle Leistung zu sichern, sondern auch zu steigern. Die Offenlegung dieser Informationen wird bald für viele Unternehmen unverzichtbar sein – mit einer Reihe von verpflichtenden Offenlegungsmaßnahmen, die nicht nur in der EU, sondern auch im Vereinigten Königreich, in den USA, Brasilien und Japan in Kraft treten.“

Die Finanzinstitute fordern nun die Unternehmen auf, ihre Antworten über das CDP-Online System an die Investoren zu übermitteln. Die Frist für Unternehmen, die für eine Bewertung in Frage kommen, endet am 26. Juli. Das CDP wurde im Jahr 2000 gegründet und arbeitet mit über 740 Investoren mit einem Vermögen von 130 Billionen US-Dollar zusammen. Es ist unter anderem Gründungsmitglied der Science Based Targets Initiative und der Net Zero Asset Managers Initiative. CDP ist vollständig an den Empfehlungen TCFD (Taskforce on Climate Related Financial Disclosures) ausgerichtet und verfügt nach eigener Aussage über die größte Umweltdatenbank der Welt.

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