Stiftungen
19. Juni 2024

Finanzierungswege für die Transformation

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sieht in der nachhaltigen Kapitalanlage einen „bedeutenden Motor“ für die Transformation. DBU-Finanzchef: Entwicklungs- und Schwellenländer stärker in den Fokus rücken.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Thema der Transformation in ihrer Jahrespressekonferenz näher beleuchtet und deren Kosten beziffert. Sie beruft sich auf Studien, die die Kosten für den Weg zur Klimaneutralität für Deutschland auf zusätzliche zwei Billionen Euro und für Europa von zehn Billionen Euro für die Transformation in eine CO2-neutrale Wirtschaft und Gesellschaft ermittelt haben. Zum Hintergrund: Die Europäische Union will bis 2050, Deutschland bis 2045 klimaneutral werden, was bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt nicht mehr klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen werden, als wieder gebunden werden können.

EU-Taxonomie als Instrument der Transparenz

„Der Ausbau der Erneuerbaren und der Emissionshandel zeigen, dass ein Umsteuern funktioniert“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde laut Mitteilung bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung am Dienstag. Der klima- und naturverträgliche Umbau von Unternehmen sei möglich, „ohne die ökonomische Existenz zu gefährden. Damit die notwendige Transformation in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingt, sind nachhaltige Kapitalanlagen ein bedeutender Motor“, so der DBU-Generalsekretär. Um die Klima- und Energieziele der EU im Rahmen des European Green Deal zu erreichen, sei die EU-Taxonomie ein wichtiges Instrument der Markttransparenz.

Erneuerbare Energien „gut und rentabel“

Zur Ausrichtung der Kapitalanlage äußerte sich auch DBU-Finanzchef Michael Dittrich. Bei der Transformationsfinanzierung haben die Finanzmärkte laut Dittrich eine Schlüsselrolle, da in Zeiten knapper Haushalte Staaten allein den Umbau nicht bewältigen könnten. „Der weit überwiegende Teil des billionenschweren Umbaus muss privat finanziert werden.“ Positiv nach seiner Einschätzung: In den vergangenen Jahren sei Sustainable Finance, also die nachhaltige Finanzanlage ein wichtiges Thema in der Finanzindustrie geworden. „Es gibt gute und rentable Anlagemöglichkeiten, etwa bei den erneuerbaren Energien“, so Dittrich.

Globaler Süden als Schlüssel

Zugleich wirbt der DBU-Finanzchef stärker für Investments in Schwellen- und Entwicklungsländern, die mit ihrem wachsenden Energiebedarf stärker in den Fokus gerückt werden müssten: „Wenn wir die Finanzierung des nachhaltigen Wandels im globalen Süden nicht zusammen lösen, werden wir die Klimakrise nicht eindämmen.“

300 Millionen Euro in Green Bonds

Besonders sinnvoll sind nach seinen Worten gemeinsame Projekte etwa von öffentlichen Entwicklungsbanken und privaten Kapitalgebern. Zudem ermöglichten Mikrokredite einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen im globalen Süden, insbesondere Frauen, den Zugang zu Finanzdienstleistungen. Die DBU investiere schon seit 2007 in Mikrokredite und seit 2016 auch in erneuerbare Energien in Schwellen- und Entwicklungsländern. Darüber hinaus hält die Stiftung knapp 300 Millionen Euro an Green Bonds – also an festverzinslichen Wertpapieren, deren Erlöse allein in Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz fließen. Zudem: Ein wichtiges Ergebnis einer DBU-geförderten Studie zur Wirksamkeit von Green Bonds war 2019, dass die zusätzliche Wirkung bei Investitionen in Schwellenländern, die sogenannte Additionalität, besonders hoch ist. Der Grund: Dort stünden häufig keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung.

2,48 Milliarden Euro Stiftungskapital

Als eine der größten Umweltstiftungen Europas mit einem Stiftungskapital von rund 2,48 Milliarden Euro habe die DBU nachhaltige Kapitalanlagen bereits vor 20 Jahren in ihr Portfolio aufgenommen. Seitdem sei das Thema Nachhaltigkeit in den Anlagerichtlinien der Stiftung fest verankert. „Wir haben die Finanzmärkte zusätzlich mit Förderprojekten und Beispielen aus der eigenen Kapitalanlage auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit aktiv unterstützt“, sagt DBU-Finanzchef Michael Dittrich. Er ist zudem Mitglied im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung. Dieser hat jüngst ein Zukunftsbild Deutschlands für das Jahr 2034 entworfen.

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