Schwarzer Schwan
22. Juni 2012
Financial Engineering für Fortgeschrittene
Erfahren Sie in dieser Ausgabe des Schwarzen Schwan der Woche, wie werthaltig spanische Verbriefungen sind.
Wer sich für die Absurditäten des Verbriefungsmarktes interessiert, sei die Lektüre von „The Big Short“ ans Herz gelegt. Autor Michael Lewis beschreibt hier unter anderem einen Fondsmanager, der noch jede Verbriefung aufkauft, die nicht bei drei auf dem Baum ist – schließlich hängen seine Management Fees vom Volumen seines Fonds ab. Dieser smarte Manager zieht heute übrigens mit einem Distressed Fonds durch die Lande, um die Scherben wieder aufzukehren.
Damit ist auch die Europäische Zentralbank beschäftigt – unter anderem wegen der Verbriefung „Madrid Activos Corporativos V“. Diese stammt von dem nun mittlerweile europaweit bekannten spanischen Kreditinstitut Bankia, die diese Verbriefung extra geschnürt hat, um sie bei der Notenbank zu beleihen. Teil der Verbriefung: ein Kredit über 76 Millionen Euro, den das Vorgängerinstitut Caja Madrid an den örtlichen Fußballklub Real Madrid vergeben hat. Mit dem Kredit haben die „Königlichen“ einen Teil des Transfers von Cristiano Ronaldo finanziert. Der Superstar wechselte damals von Manchester United zu den Madrilenen.
Allerdings – und dies mag die Zentralbänker erst einmal beruhigen – war der Kredit nicht mit Ronaldo besichert, sondern mit künftigen Einnahmen Reals aus dem Verkauf von Fernsehrechten. Zahlreiche Sicherheiten halten zudem die Problematik fern, dass Notenbanker sich mit der Verwertung von Fernsehrechten herumschlagen müssen. Erst müsste Bankia insolvent gehen und dann auch noch Real Madrid. Hier zeigen sich die vielfältigen Auffangnetze einer gut diversifizierten Verbriefung. Außerdem hat Moody´s die Verbriefung mit AAA geratet.
Statt als festes Fundament könnte sich aber die ganze Konstruktion auch als instabiles Kartenhaus entpuppen. Bankia ist gerade erst durch eine Notoperation vor der Pleite gerettet worden, auf Real Madrid lastet ein Schuldenberg von rund 650 Millionen Euro und Spanien ist gerade erst unter den Rettungsschirm geschlüpft. Eine Pleite kommt selten allein, es droht ein Dominoeffekt. Der ist auch noch länger als gedacht: Denn was sind Reals Fernsehrechte ohne Frauenschwarm Christiano Ronaldo wert?
Da es keine Credit Default Swaps auf Fernsehrechte gibt, wird die EZB nicht umhin kommen, Ronaldo selbst zu verwerten. Die Ronaldo-Bewertung impliziert aber zahlreiche Herausforderungen. Nicht nur, dass ein Neuer-Produkte-Prozess angestoßen werden muss. Zahlreiche Fragen gilt es zu klären: Hält das AAA-Rating von Moody´s, wenn das portugiesische Team und ihr Superstar im Halbfinale der Europameisterschaft ausscheiden? Migriert Ronaldo von der Senior- in die Junior-Tranche? Wie funktioniert die Barwertkalkulation eines Fußballprofis? Welche Duration hat ein 27-jähriger Fußballer? Gibt es Substanzwertproxys? Könnte man alternativ auch die Haarpomade-Vorräte von Ronaldo verwerten?
Doch Vorsicht bei Modellierungen: Diese bilden in der Regel nie die sich verändernde Realität ab. Und wenn Real Madrid wirklich zum Ausverkauf schreiten muss, müssen dies – Hoppla Fat Tails – auch die meisten anderen spanischen Clubs. Und die Marktwerte aller Spieler gehen gegen Null. Am Ende entpuppt sich der Wert von Superstar Ronaldo, obwohl Real Madrid als Ablöse eine Milliarde Euro festgelegt haben soll, als aufgeblasenes Nichts – genauso wie der Verbriefungsmarkt als Ganzes.
Christiano Ronaldo und portfolio wünschen Ihnen ein torreiches Wochenende.
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portfolio institutionell
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