Schwarzer Schwan
13. April 2018
Filmreifes Filmunternehmen
Mit seinem Börsenkurs hat das Filmunternehmen Pantaflix einen echten Thriller produziert. Aber nicht jeder Thriller ist ein Kassenschlager.
Wer sich intensiv mit Aktien beschäftigt, der sollte sich auch Gedanken über volatilitätsdämpfende Anlagekonzepte machen und über den Kauf von Titeln mit vergleichsweise geringer Schwankungsbreite nachdenken, das schont Nerven, Bilanz und – statistisch bewiesen – auch den Geldbeutel.
Denn was nutzt es dem Anleger, wenn er eine Aktie im Depot hat, von der zwar bekannt ist, dass sie in der Vergangenheit eine hohe Volatilität hatte – man weiß also, worauf man sich als renditehungriger Financier einlässt -, die sich dann aber kurzerhand anschickt, auch den Wettstreit der Small Caps mit dem rasantesten Kursverfall zu gewinnen – ohne, dass auch nur ein Hauch von „Schwankung“ zu erkennen wäre. Die Rede ist vom Nebenwert Pantaflix, einem Unternehmen, das sich in Pressemitteilungen als „eines der am schnellsten wachsenden Medienunternehmen in Europa“ bezeichnet. An der PR-Arbeit lässt sich jedenfalls nicht rütteln.
Die Aktie hat in den vergangenen 18 Monaten eine bemerkenswerte Kursentwicklung vollzogen und sich in der Spitze mehr als verdreifacht. Auslöser dieser Outperformance war die Ankündigung des Unternehmens, neben der traditionellen Filmproduktion ein zweites Standbein im Bereich Transactional Video on Demand (TVoD) aufzubauen; damit tritt man in den Wettbewerber mit Platzhirsch Netflix – der US-Mediengigant kommt auf einen Börsenwert von verlockenden 100 Milliarden Euro. Mit einer Marktkapitalisierung von gut 150 Millionen Euro ist die Upside der deutschen Miniversion von Netflix enorm.
Denn was nutzt es dem Anleger, wenn er eine Aktie im Depot hat, von der zwar bekannt ist, dass sie in der Vergangenheit eine hohe Volatilität hatte – man weiß also, worauf man sich als renditehungriger Financier einlässt -, die sich dann aber kurzerhand anschickt, auch den Wettstreit der Small Caps mit dem rasantesten Kursverfall zu gewinnen – ohne, dass auch nur ein Hauch von „Schwankung“ zu erkennen wäre. Die Rede ist vom Nebenwert Pantaflix, einem Unternehmen, das sich in Pressemitteilungen als „eines der am schnellsten wachsenden Medienunternehmen in Europa“ bezeichnet. An der PR-Arbeit lässt sich jedenfalls nicht rütteln.
Die Aktie hat in den vergangenen 18 Monaten eine bemerkenswerte Kursentwicklung vollzogen und sich in der Spitze mehr als verdreifacht. Auslöser dieser Outperformance war die Ankündigung des Unternehmens, neben der traditionellen Filmproduktion ein zweites Standbein im Bereich Transactional Video on Demand (TVoD) aufzubauen; damit tritt man in den Wettbewerber mit Platzhirsch Netflix – der US-Mediengigant kommt auf einen Börsenwert von verlockenden 100 Milliarden Euro. Mit einer Marktkapitalisierung von gut 150 Millionen Euro ist die Upside der deutschen Miniversion von Netflix enorm.
Hauptaktionär von Pantaflix ist die Black Mars Capital GmbH, zu deren Strippenziehern der Schauspieler Matthias Schweighöfer zählt. Für Pantaflix mimt er den Leinwandheld und schlüpft auch in andere Rollen. Wenn Sie jetzt sagen „Pantaflix? Nie gehört!“, dann passen Sie mal auf: Im August vergangenen Jahres gelang es der Black Mars GmbH einen Teil ihres Aktienbestandes an institutionelle Investoren zu verkaufen.
Das Papier kostete damals so um die 150 Euro – und erreichte kurz vor Weihnachten abenteuerliche 211 Euro. Abenteuerlich deshalb, weil die Bewertung der Aktie allein auf der Annahme enormen Wachstums fußte. Analysten schätzten damals den Umsatz des Unternehmen, der 2016 bei überschaubaren 24,75 Millionen Euro lag, für 2018 auf satte 116 Millionen Euro – gepaart mit einem überproportionalen Gewinnzuwachs.
Das Papier kostete damals so um die 150 Euro – und erreichte kurz vor Weihnachten abenteuerliche 211 Euro. Abenteuerlich deshalb, weil die Bewertung der Aktie allein auf der Annahme enormen Wachstums fußte. Analysten schätzten damals den Umsatz des Unternehmen, der 2016 bei überschaubaren 24,75 Millionen Euro lag, für 2018 auf satte 116 Millionen Euro – gepaart mit einem überproportionalen Gewinnzuwachs.
Schätzungen sind bekanntermaßen mit Vorsicht zu genießen, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen. Jetzt, da das Jahr 2018 vorangeschritten ist, sind die Prognosen, nun ja, ein wenig konservativer. Beim Umsatz werden vom Konsens 43 Millionen angepeilt, nächstes Jahr könnten es dann 55 Millionen Euro werden. Wenn bei den Planungen nicht wieder etwas dazwischen kommt. Mit den wegbrechenden Prognosen kollabierte der Aktienkurs nun in kürzester Zeit, wobei, wie gesagt, von Schwankungen nichts zu sehen war, vielmehr zog offenbar ein Anleger nach dem anderen die Reißleine. Da werden Erinnerungen an die Kirch-Gruppe oder EM.TV wach.
Analysten und Investoren gucken in die Röhre
Analysten und Investoren gucken in die Röhre
Die Pantaflix-Story ist mit diesem Auf und Ab selbst fast schon filmreif, auch wenn das Drehbuch aus Sicht der Analysten von Warburg Research ein wenig tragikomisch erscheint: Sie hatten Anfang Februar die Coverage der Aktie aufgenommen: Kaufempfehlung mit Kursziel 250,00 Euro. Die Kollegen von SMC-Research attestieren dem Papier sogar ein Potenzial bis 290 Euro. Eine fast spiegelbildliche Sichtweise nimmt Sphene Capital ein. Deren Analyse zeige, dass der Einstieg in das Streaming von Blockbustern unter bestimmten Annahmen sogar wertmindernd sei. Daher ergebe die DCF-basierte Unternehmensbewertung ein Kursziel von 46,00 Euro je Aktie. Der Markt ist sich alles andere als einig. Ein echter „Aktschn-Fuim“ würde Arnold Schwarzenegger sagen.
Die institutionellen Investoren, die im August 2017 bei der „Erweiterung des Aktionärskreises“ beherzt zugegriffen haben, sehen sich aber nun ebenso unter Wasser wie Pantaflix-Vorstand Nicolas Paalzow, der im Zuge der jüngsten Kursimplosion öffentlichkeitswirksam (Pressemitteilung!) 38.115 Aktien zu 138,33 Euro kaufte. Der frühere Geschäftsführer des Fernsehsenders Sat.1 wollte damit sein Vertrauen in die Werthaltigkeit des Geschäftsmodells signalisieren – hat mit diesem Timing nun aber wohl seinen persönlichen Horrorfilm produziert. Die Werthaltigkeit des Geschäftsmodells der Kirch-Gruppe wurde vom damaligen Deutsch-Banker Rolf Breuer in einem Interview bezweifelt – natürlich im Fernsehen. Für großes Kino braucht es also nicht immer einen Film.
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