3. Dezember 2014
Fidelity macht Family Offices transparent
Wer schon immer einmal wissen wollte, was deutsche Family Offices bewegt und was ihre Vordenker von der Anlagesaison 2015 erwarten, dem sei die neue Family-Office-Marktstudie von Fidelity ans Herz gelegt. Nur so viel vorab, die Renditeerwartungen gelten mit 6,9 Prozent als „moderat“.
Was bewegt deutsche Family Offices? Dieser Frage widmete sich Fidelity Worldwide Investment in einer neuen Umfrage. Fidelity, einst selbst als Family Office gestartet, bietet damit Einblick in eine sagenumwobene Welt, der es häufig an Transparenz mangelt. Ihre Protagonisten stammen meist aus dem Umfeld einflussreicher Unternehmerfamilien. Wenn dieser Klientel etwas am Herzen liegt, dann ist es Diskretion. Und das ist auch der Grund, weshalb Beweggründe und Strategien von Family Offices häufig im Verborgenen bleiben. „Allgemeine Anlagerichtlinien oder Branchenstandards gibt es nur ansatzweise“, wie Philipp Graf von Königsmarck sagt. Er ist Leiter Vertrieb Family Offices & Vermögensverwalter bei Fidelity in Deutschland und führt weiter aus: „Zu schlussfolgern, dass die Abwesenheit von Normen den Managern großer Familienvermögen besonders Freiheiten eröffnet, liegt nahe. In der Asset Allocation aber schlägt sich das noch nicht nieder.“
Die Studie zeigt, wie Family Offices die ihnen anvertrauten Gelder streuen und welche Investments sie ins Auge gefasst haben. Rund 100 deutsche Family Offices mit einem verwalteten Vermögen von 81 Milliarden Euro gewährten Fidelity Einblicke in ihre Portfolios und in die Denkweise ihrer Prinzipale. In dem Zusammenhang fanden Interviews mit Geschäftsführern, Vorstandsmitgliedern und leitenden Angestellten statt. „Fast durchweg wurden Entscheidungsträger erreicht“, frohlockt von Königsmarck.
Von der einstelligen Million bis in den Milliardenbereich
Im Durchschnitt beläuft sich das verwaltete Wertpapiervermögen bei den Studienteilnehmern auf 224 Millionen Euro. In der kleinsten Größenklasse, bei Wertpapiervermögen unterhalb der 50-Millionen-Euro-Grenze, liegt das durchschnittlich verwaltete Vermögen bei 6,7 Millionen Euro. In der Kategorie oberhalb von 2,5 Milliarden Euro liegt das durchschnittlich verwaltete Wertpapiervermögen indessen bei 783,3 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund fällt auch die Frage, ob einzelne Dienste selbst erbracht oder teilweise von außen bezogen werden, sehr unterschiedlich aus. Fest steht aber, die Vermögensverwaltungen reicher deutscher Familien setzen sehr stark auf selbstentwickelte Strategien. In den meisten Fällen liegt die Verantwortung für die Asset Allocation in den Händen der Geschäftsführung oder eines Beirats. Die Familienmitglieder übernehmen demnach immer seltener Verantwortung in diesem Bereich. Ebenso wenig wird laut der Studie der Rat externer Spezialisten genutzt. Das gilt sowohl für die taktische als auch die strategisch Asset Allocation.
Die Kleinen erwarten mehr Rendite
Was die Renditeerwartungen betrifft, ergibt sich ein gemischtes Bild bei den Studienteilnehmern: „Kleinere Family-Office-Einheiten hegen besonders hohe Erwartungen, während größere Family Offices ihre Renditeprognosen nach und nach zurückschrauben“, interpretiert von Königsmarck. Die Vermögensverwaltungen reicher Familien erwarten für die Anlagesaison 2014/15 eine Brutto-Zielrendite von durchschnittlich 6,9 Prozent. Sie sei, so Fidelity, durchaus markttypisch. Die vom Gesamtvermögen eher kleineren Single Family Offices wiederum verfolgen mit einer angestrebten Bruttorendite von 7,2 Prozent besonders ehrgeizige Ziele. Im Gegensatz dazu haben Family Offices mit Assets von mehr als 2,5 Milliarden Euro die niedrigsten Renditeerwartungen.
Mit Blick auf die Prioritäten deutscher Family Offices hat das Kriterium „Werterhalt“ mit 90 Prozent aller Nennungen allerhöchste Wichtigkeit. Aber auch die Vermögensmehrung, laufende Exit-Möglichkeiten und der Inflationsschutz sind mehrheitlich zentrale Kriterien bei der Kapitalanlage. Eher zweitrangig sind hingegen regelmäßige Ausschüttungen, heißt es bei den Studienmachern. Die durchschnittliche Asset Allocation sieht folgendermaßen aus: Ein Fünftel der Vermögenswerte ist in Aktien angelegt, 17 Prozent entfallen auf Renten. Darüber hinaus gehören Geldmarktprodukte/Cash (9,5 Prozent) zum Portfolio ebenso wie Immobilien (30,9 Prozent). Elf Prozent der Assets entfallen auf Private Equity, 7,7 Prozent auf andere Alternative Investments.
Die aktuelle Anlagestreuung ist nach Einschätzung von Fidelity wenig spektakulär. Spannender seien die bekundeten Investitionspläne. „Die Teilnehmer signalisieren deutliche Investitionsabsichten für 2014/15“, sagt von Königsmarck. Dabei stünden Immobilien im Vordergrund, gefolgt von Anlagen in Aktien sowie in Geldmarkt-/Cash-Produkte! Deutlich stärker ausgebaut werde auch der Anteil an Private Equity, schildert von Königsmarck. Das ist nach seiner Einschätzung begrüßenswert, da bei ähnlichen Befragungen aus früheren Jahren der Eindruck entstanden sei, dass das Investitionsverhalten und die Renditeerwartungen der Family Offices kaum in Einklang zu bringen seien.
portfolio institutionell newsflash 03.12.2014/Tobias Bürger
Autoren:
portfolio institutionellSchlagworte: Versicherer
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