Faktor-Investing – der neue Weg?
Smart Beta ist seit einigen Jahren in aller Munde, doch werden Faktorstrategien auch tatsächlich eingesetzt? Wenn ja, was sind die Beweggründe, und für welchen Anlegertyp eignen sich Smart-Beta-Ansätze?
Ein weiterer Trend, den wir im Markt beobachten, besteht darin, dass Faktoren mehr und mehr in die Risikosteuerung Eingang finden. Institutionelle Anleger analysieren ihre Portfolios, um zu erfahren, welche Risikotreiber sie bestimmen, und ein gezieltes Risikomanagement zu realisieren. Bei der Auswahl neuer Manager spielen beispielsweise ihr Investmentstil sowie die bereits im Portfolio vorhandenen Risikofaktoren eine Rolle, um mögliche „Klumpenrisiken“ zu vermeiden. Eine granularere Sichtweise aus Risikoperspektive führt auch dazu, dass einige Anleger die Benchmarks ganz umstellen und von den nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes abweichen.
Die strategischen Asset-Allokationen mancher Pensionseinrichtungen ändern sich, und sie gliedern ihr Aktienuniversum in unterschiedliche Risikofaktoren auf: Value, Growth, Small Caps, Minimum Volatility. Einige konservative, langfristige Anleger, die in der Vergangenheit generell wenig Aktien-Exposure hatten, nutzen heute eine Minimum-Volatility-Aktienstrategie anstatt einer klassischen Benchmark. In dieser Situation steigt auch das Interesse an Multifaktor-Ansätzen.
Multifaktor – der Alleskönner?
Multifaktor-Strategien versuchen nicht, aktiv nach der derzeitigen Attraktivität einzelner Faktoren zu allokieren. Sie zielen darauf ab, zu jeder Zeit im Marktzyklus in ein diversifiziertes Portfolio aus nachhaltigen Renditetreibern zu investieren. Das Multifaktor-Portfolio sucht nach kleinen Unternehmen (Size), mit positivem Investor-Sentiment (Momentum), die entsprechend ihrer Fundamentaldaten unterbewertet sind (Value) und starke Bilanz- und GuV-Kennzahlen mit stabilen Gewinnen und geringer Verschuldung aufweisen (Qualität).
Doch nicht jeder Multifaktor-Ansatz ist gleich. Viele Anbieter bauen ihren Multifaktor-Index aus kombinierten Einzelfaktorstrategien. Da Faktoren aber häufig negativ miteinander korrelieren, besteht bei einem so konstruierten Portfolio die Gefahr, dass sich die Faktoren gegenseitig aufheben oder im schlimmsten Fall sogar ein negatives Exposure aufweisen. Der von iShares genutzte MSCI-Ansatz bezieht alle Aktien aus dem Ausgangsuniversum in Analysen ein und untersucht deren Exposure in Hinsicht auf die einzelnen Zielfaktoren, welche dann zu einem Faktor-Gesamt-Score zusammengeführt werden, der auf Portfolioebene maximiert wird
Potenzial zur Outperformance
Ein so zusammengesetztes Portfolio enthält Aktien, die hohe Faktor-Charakteristika in Bezug auf alle Faktoren besitzen und sich somit nicht gegenseitig aufheben. Ein weiterer entscheidender Vorteil dieses Optimierungsansatzes ist die Möglichkeit, das Risikoprofil der Strategie zu kontrollieren. Risikofaktoren wie aktives Exposure von Sektoren-, Länder oder Einzeltiteln werden relativ zum Ausgangsuniversum begrenzt. Das finale Portfolio erhält somit ein Risikoprofil, das eng am jeweiligen Standardindex, etwa dem MSCI World, MSCI Europe oder MSCI USA, liegt und gleichzeitig durch das aktive Faktor-Exposure das Potenzial hat, eine Outperformance zu erzielen.
Der MSCI World Diversified Multiple-Factor Index konnte seit Beginn des Jahres 2000 bis einschließlich September 2018 den breiten MSCI World Index um 4,08 Prozent pro Jahr schlagen, wobei die Volatilität gleichzeitig leicht unter dem Vergleichsindex lag. iShares ETFs, die diese Multifaktor-Strategie nutzen, können somit eine echte Alternative zu marktkapitalisierungsgewichteten Standardindizes und aktiven Fonds, welche die Benchmark langfristig nicht schlagen konnten, darstellen.
Autoren: Hamed Mustafa und Victoria ArnoldSchlagworte: Aktien | ETFs | Smart Beta
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