Schwarzer Schwan
2. Oktober 2020

Extremereignis

Von Verschwörungstheorien und Rückwärtsbotschaften

Wussten Sie eigentlich schon, dass die Ballade „Wind of Change“ nicht von den Scorpions, sondern vom CIA geschrieben wurde? Das ist ein Faktum – wenn auch ein alternatives. Verschwörungstheorien machen eben auch nicht vor den ganz großen deutschen Kulturgütern wie den Scorpions Halt.

Wenigstens kann einer darüber lachen. Scorpions-Sänger Klaus Meine sagte der Deutschen Presse-Agentur, die es wiederum der Süddeutschen Zeitung sagte und welche es wiederum dann zu portfolio institutionell sagte: „Erstmal habe ich laut gelacht. Ich habe das nicht ernst genommen, aber wir leben ja in Zeiten, wo diese Verschwörungstheorien total aufgesogen werden.“ Er habe den Song im September 1989 in seinem kleinen Homestudio in der Wedemark bei Hannover eingespielt, „da, wo halt solche Welthits  entstehen“. Der „Magic of the Moment on a glory night”, ereilte Meine also in der Wedemark.

Von der Wedemark nun etwa 50 Jahre zurück: Früher, in der guten alten Vinyl-Platten-Zeit, gab es noch keine Verschwörungstheorien. Man begnügte sich noch mit angeblichen Rückwärtsbotschaften. Wenn man nämlich ganz fest daran glaubte, konnte man diese Botschaften beim Rückwärtsabspielen einer Schallplatte hören. Wenn doch nicht, dann war man sich nur nicht bewusst, dass man die Botschaft ganz sicher im Unterbewusstsein hört. Damals brauchten Musiker eben keine Youtube-Klicks, sondern mussten zum Überleben Schallplatten verkaufen – und da kam jedes Gerücht gelegen, das den Verkauf förderte.

Geleveraged wurden die Rückwärtsbotschaften-Gerüchte dankenswerterweise durch christliche Fundamentalisten in den USA. Diese warnten laut Wikipedia, dass die Botschaften einen okkultistischen, suizidalen, drogenverherrlichenden oder sexbezogenen Inhalt hätten und die Hörer, hauptsächlich Jugendliche, durch unbewusste Beeinflussung zu delinquenten Verhaltensformen und moralisch-sittlichem Verfall treiben würden. Bessere Markenbotschafter hätten sich die Rockbands damals nicht wünschen können.

Schön aber auch, dass die Superchristen zu Flowerpower-Zeiten mit dem Agitieren gegen Rockmusiker sinnvoller beschäftigt waren als heute mit dem Agitieren für einen US-Präsidenten, der alle christliche Werte mit den Füßen tritt – und selbst der größte Verschwörungstheorie-Spreader vor dem Herrn ist.

Musiker müssen eben auch sehen wo sie bleiben. Schließlich gibt es, wie Nassim Taleb, Vater des Schwarzen Schwans, konstatierte, nur ganz wenige Musiker, die ganz viel Geld verdienen. Dies haben sie mit Schauspielern oder Profisportlern gemein. Im Gegenteil dazu kommen – wie Taleb vielleicht selbst knallhart recherchierte – Friseure, Zahnärzte und Freudenmädchen auf sehr stetige, gleichmäßig verteilte Einkommen.

Back in Black

Apropos Schwarzer Schwan: Zum Abschluss noch eines dieser unerwarteten  Ereignisse mit schwerwiegenden Folgen: Die Starkstromrocker von AC/DC musizieren wieder. Ein Schwarzer Schwan kann eben auch ein positives Extremereignis sein.

Keep on Rocking, wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell!

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