Asset Manager
21. Februar 2018
Expert Group noch nicht auf „High Level“
PRI verteidigen High Level Expert Group gegen Kritik der Pensionskassen. Oekom Research mit Verbesserungsvorschlägen.
Am 31. Januar veröffentlichte die von der EU-Kommission eingesetzte High Level Expert Group on Sustainable Finance (HLEG) ihren Abschlussbericht. Dabei handelt es sich um Empfehlungen, wie der Gesetzgeber die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzmarktes unterstützen kann, in dem die Integration von ESG-Aspekten gefördert wird und hilft, die EU-Umwelt- und Sozialziele zu erreichen.
Wie berichtet, fiel die Stellungnahme von Pensions Europe, dem europäischen Dachverband für Pensionsfonds, zu den konkreten Empfehlungen des Abschlussberichts für Altersvorsorgeeinrichtungen eher kritisch aus. „Innerhalb Europas gibt es zahllose unterschiedliche Arten, wie Altersvorsorgeeinrichtungen nachhaltig investieren, je nach nationalen Traditionen, der Art und Größe der Einrichtungen, der Rolle der Trägerunternehmen beziehungsweise der Sozialpartner. Daher sollte die EU Abstand von allen verbindlichen ‚one-size-fits-all‘ Vorgaben nehmen“, fordert Matti Leppälä, CEO von Pensions Europe.
Die PRI-Geschäftsführerin Fiona Reynolds weist die Kritik der Pensionskassen am one-size-fits-all-Ansatz allerdings zurück: „Mit der one-size-fits-all-Kritik sind wir nicht einverstanden. Einige Leute denken, dass es keine Definitionen geben sollte – manche, weil die Taxonomie zu grün ist und manche, weil sie nicht grün genug ist.“ Es könne zwar sein, dass sich Organisationen sorgen, dass sie angewiesen werden, in grüne Assets zu investieren. Das, so Reynolds „ist aber nicht der Zweck oder die Ausrichtung der Vorschläge“. Im Übrigen handele es sich um Standards, die sich über die Zeit entwickeln werden. Reynolds betont in ihrer Stellungnahme zudem, dass mit dem Abschlussbericht ein neues Kapitel in der europäischen Sustainable-Finance-Geschichte aufgeschlagen werde. Nun gebe es eine Systematik bezüglich der am dringendsten benötigten Änderungen, die für die langfristige nachhaltige Ausrichtung der europäischen Kapitalmärkte nötig sei.
Oekom: Versicherer mehr einbeziehen
In einer weiteren Stellungnahme weist die Rating-Agentur Oekom Research darauf hin, dass einige wesentliche Punkte von den Empfehlungen jedoch nicht oder nur unzureichend adressiert beziehungsweise in ihrer Wirkung noch nicht abgeschätzt werden können. Dazu zählt für die Münchner Agentur, dass bislang lediglich Grundzüge der Taxonomie bekannt seien, bei der es in vielen Punkten aber vor allem auf die Ausgestaltung der Details ankommen werde. Als Beispiel nennt Oekom Research das SDG 2 (Sustainable Development Goals) zum Thema Hungerbekämpfung: Hier gehe es nicht allein um die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln, wie sie in den Empfehlungen angesprochen werden, sondern auch um die Vermeidung von Fehlernährung.
Ein anderer Aspekt betreffe Green Bonds: Zwar gehe das von der EU angestrebte EU-Green-Bond-Schema (und das darauffolgende Label) in seinen Anforderungen über die Green Bond Principles hinaus und formuliert zudem für die Green Bond Emittenten Verpflichtungen statt Empfehlungen. „Um hier jedoch Greenwashing oder Trittbrettfahrer zu verhindern, ist es zur Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Green Bonds auch notwendig, die Nachhaltigkeitsperformance des Emittenten in die Analyse einzubeziehen“, teilt Oekom Research mit. Weiter gebe die Fokussierung des Berichts auf den Klimawandel zu wenig Raum für andere Umweltthemen und soziale Fragen.
Zudem weist Oekom Research darauf hin, dass zur Finanzbranche nicht nur Banken gehören. Stärker noch als bislang sollten auch Versicherungen in Augenschein genommen werden. „Leider liegt in dieser Branche der Fokus immer noch sehr auf dem Management von Klimarisiken statt auf dem Beitrag zu Klimawandelbekämpfung und nachhaltiger Entwicklung, wie er durch entsprechende Nachhaltigkeits-Anforderungen an Versicherungskunden realisiert werden könnte“, so die Agentur, die ihre Stellungnahme mit dem Hinweis schließt, dass der Bericht nicht Bezug auf die Bedeutung beziehungsweise den Beitrag von Divestment-Strategien nehme.
portfolio institutionell 20.02.2018/Patrick Eisele
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