Exits in Europa steigen um 13 Prozent
Im Private-Equity-Sektor gab es im Jahr 2024 wieder mehr Exits (674). Auch die Zahl der Transaktionen hat um fünf Prozent auf 1.424 zugenommen, Treiber war UK.
Der Private-Equity-Markt in Europa verzeichnete im vergangenen Jahr wieder mehr Deals. So stieg die Zahl der Investitionen von Finanzinvestoren im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr (1.359) europaweit um fünf Prozent auf 1.424, in Deutschland nur um zwei Prozent von 185 auf 189. Angetrieben wurde das europaweite Marktwachstum durch ein kräftiges Plus in Großbritannien: Die Zahl der Private-Equity-Transaktionen stieg dort um 28 Prozent auf 329. Damit war das Vereinigte Königreich erneut der aus Finanzinvestorensicht europaweit aktivste Markt. Rückläufig war die Zahl der Deals hingegen in Frankreich, wo die Zahl der Transaktionen um fünf Prozent auf 229 schrumpfte. Das sind Ergebnisse einer Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young). Allerdings bewegt sich der Transaktionsmarkt in Europa demnach noch weit weg von den Rekordwerten des Jahres 2021. Damals zählte man hierzulande 250 Deals und in ganz Europa insgesamt 1.796.
Auch trennten sich wieder mehr Private-Equity-Investoren von ihren Beteiligungen: Die Zahl der Exits legte im Jahr 2024 auf 674 zu – das waren 13 Prozent mehr als noch 2023. Zumeist haben die Finanzinvestoren laut der EY-Analyse ihre Portfoliounternehmen an strategische Investoren verkauft (450 Transaktionen), in 214 Fällen wurde die Beteiligung an einen weiteren Private-Equity-Investor weitergereicht. Zehn Unternehmen, die zuvor im Besitz eines Private-Equity-Investors waren, wurden an die Börse gebracht.
Weniger Exits in Deutschland
In Deutschland ging die Zahl der Exits allerdings zurück. Im Vergleich zum Vorjahr, als 98 derartige Transaktionen gezählt wurden, gab es in 2024 nur 88 sogenannte Exits (minus zehn Prozent), von denen 65 an strategische Investoren gingen, in 20 Fällen war ein anderer Finanzinvestor der Käufer, zudem wurden drei Unternehmen aus dem Portfolio eines Finanzinvestors an die Börse gebracht.
Haltedauer bei 5,7 Jahren
Mit europaweit 674 Exits lag das Transaktionsvolumen allerdings deutlich unter dem Rekordjahr 2021, als insgesamt 918 Veräußerungen aus dem Besitz von Finanzinvestoren gezählt wurden. Dementsprechend stieg auch die Haltedauer weiter: Im Median betrug diese zum Zeitpunkt des Verkaufs 5,7 Jahre – nach 5,3 Jahren im Jahr 2023. Im Jahr 2020 hatte sie noch bei 4,7 Jahren gelegen, und war seitdem kontinuierlich gestiegen.
Techem größter Deal
Die größte Private-Equity-Transaktion in Deutschland war der Analyse zufolge der Verkauf des Energiedienstleisters Techem an die US-Beteiligungsgesellschaft TPG und den singapurischen Staatsfonds GIC für 7,4 Milliarden US-Dollar. Der zweitgrößte Deal war der Erwerb des Wind- und Solarparkbetreibers Encavis durch KKR und Viessmann als Co-Investor für 4,6 Milliarden US-Dollar. Dahinter folgte der Verkauf von Aareon, der IT-Tochter der Aareal Bank, an TPG für 4,2 Milliarden US-Dollar.
Noch immer liegen Preisvorstellungen weit auseinander
„Erstmals seit dem sehr starken Jahr 2021 stieg die Transaktionsaktivität im vergangenen Jahr wieder an – wenn auch nur leicht. Das ist bemerkenswert, denn die Rahmenbedingungen für Investoren bleiben schwierig: Wir haben es mit einer schwachen Konjunkturentwicklung zu tun, geopolitische Spannungen und große politische Unsicherheit auch in Bezug auf die regulatorischen Rahmenbedingungen sorgen für ein volatiles Umfeld und dämpfen Wachstumshoffnungen. Zwar ist das Zinsniveau gesunken, die Finanzierung bleibt aber eine Herausforderung – zudem sehen wir immer noch häufig eine große Kluft bei den Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern“, sagt Sandra Krusch, Managing Partner Strategy and Transactions Deutschland und Leiterin Private Equity für die Region Europe West. Gleichzeitig böten sich aber auch gerade aufgrund der schwierigen konjunkturellen Lage und der Verschiebungen in der Weltwirtschaft neue Ansatzpunkte für Finanzinvestoren. So sei der Wettbewerbsdruck enorm und viele europäische Konzerne sähen sich mit einer immer stärkeren Konkurrenz gerade aus Asien konfrontiert. Viele heimische Unternehmen sähen sich zudem gezwungen, sich strategisch neu aufzustellen und sich auch von Teilbereichen trennen, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehörten.
38 Prozent entfallen auf Tech-Sektor
Besonders beliebt bei Finanzinvestoren sind Technologie-Unternehmen: Insgesamt entfielen auf diese Branche 38 Prozent der im Jahr 2024 in Deutschland getätigten Private-Equity-Investitionen – nach 35 Prozent im Vorjahr. Auch europaweit gibt es mit 29 Prozent überdurchschnittlich viele Deals im Technologie-Sektor. Auch sei die Dynamik in diesem Segment mit einem Anstieg der Zahl der Deals um 13 Prozent besonders stark.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Alternative Anlagen | Deutschland | Europa | Großbritannien | Private Equity
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