Alternative Anlagen
28. Januar 2025

Evergreen-Fonds bieten Privatmärkte mit Liquidität

BAI verbindet mit Evergreen-Fonds Vor- und Nachteile. Ein Drittel der Investoren sehen das Vehikel positiv.

Die Abgabe von Commitments, das Warten auf die Capital Calls und das Durchleiden der J-Curve sind klassische Bestandteile von Investments auf den Private Markets. Mit Evergreen-Fonds haben sich allerdings eine Alternative zur geschlossenen Fondswelt etabliert. Evergreens zeichnet aus, dass Anleger während der Laufzeit des Fonds – in der Regel monatlich oder vierteljährlich – ein- und aussteigen können. Den Besonderheiten der Evergreens hat sich nun ein „Investoren-Leitfaden“ des BAI gewidmet.

Ein Investor-Survey des Verbands im Spätsommer 2024 ergab, dass ein Drittel der Investoren bereits über einen Evergreen investiert ist oder den Weg auf die Privatmärkte über dieses Vehikel plant. Ein weiteres Drittel hegt dagegen keine Evergreen-Pläne. Interessanterweise ergab die Umfrage zudem, dass die Aufgeschlossenheit der Investoren gegenüber Evergreens mit Anlagevolumen und Erfahrung zunimmt. Dies gilt insbesondere im Fall von Investoren, die sich selbst eine große Erfahrung mit Alternatives zumessen.

Die Frage nach den Hauptvorteilen von Evergreens beantworteten Investoren und Produktanbieter unisono mit der Liquiditätssteuerung und der zeitlichen Flexibilität. Zudem so die Studienautoren, sind mögliche Kostenvorteile, beispielsweise durch die Reduzierung der Anzahl an Investitionsentscheidungen, einen reduzierten Prüfungsaufwand und ein standardisiertes Reporting, nicht zu vernachlässigen.

Diese Argumente nannte auch Hannes Banzhaf von der Carl-Zeiss-Stiftung im Interview mit portfolio institutionell zur Allokation in Forstwirtschaft: „Gerade bei Timber kann es Nachteile haben, wenn der Fondsmanager am Ende der Laufzeit zum Abverkauf gezwungen ist. Zudem haben Evergreen-Strukturen administrative Vorteile. Bei einem Evergreen muss man sich nur einmal auf die Suche begeben, den Zielfonds prüfen, einem Kapitalabruf nachkommen und den Fonds administrativ anbinden. Danach lässt sich das Exposure in der Höhe flexibel steuern. Bei geschlossenen Fonds muss man dagegen immer wieder neu suchen, prüfen, anbinden und sich um mehrere Kapitalabrufe kümmern. Außerdem besteht kein Blind-Pool-Risiko. Evergreens machen wir auch in anderen Asset-Klassen.“

Mit dem höheren Liquiditätsangebot müssen auch höhere Bewertungsfrequenzen eingehen. Zumindest der BAI sieht darin einen Vorteil: „Für Anleger bieten höher frequentierte Marktbewertungen eine genauere und zeitnahe Darstellung des beizulegenden Zeitwertes ihrer Anlagen.“ In Marktschocks sollte diese häufigere Bewertung jedoch dazu beitragen, den Denominator-Effekt zu reduzieren. Hilfreich sind häufigere Bewertungen auch für den Vergleich mit liquiden Investments.

Höhere Liquidität, niedrigerer IRR

Als Nachteil von Evergreens listet der Verband als erstes die Renditeerwartung auf: „Evergreen-Fonds, die in exakt dieselben Vermögenswerte wie ein klassischer geschlossener Privatmarktfonds investieren würden, erzielen wahrscheinlich einen niedrigeren IRR, da sie in der Regel über einen Liquiditätspuffer verfügen müssen, der die Rendite schmälert.“ 18 Prozent der Investoren und zwölf Prozent der Produktanbieter, die an dem Survey teilnahmen, folgen diesem Argument jedoch nicht. Sie sehen in der besseren Rendite ein Hauptargument für die Nutzung eines Evergreens oder eines semi-liquiden Privatmarktfonds.
Ein weiterer Nachteil kann sein, dass bestehende Investmentanteile verwässert werden können, wenn ein Fonds besonders viele neue Kapitalzusagen erhält. Auch droht dann, dass aktuelle Vintages überallokiert werden.

Neue Anleger können sich dagegen an einem bestehenden Portfolio flexibel und vor allem sofort beteiligen und müssen keine Over-Commitment-Strategie fahren. „Gerade in der Private-Markets-Aufbauphase können Evergreen-Fonds eine zügige Kapitalallokation ermöglichen. Evergreen-Fonds sind oft breiter diversifiziert und bieten einen frühen Zugang zu einem reiferen Portfolio – beides kann in den Anfangsphasen des Portfolioaufbaus besonders vorteilhaft sein“, kommentiert der BAI.

Alle Pro- und Contra-Argumente sowie die vollständige Publikation finden Interessierte hier.

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