Europas Pensionseinrichtungen investieren mehrheitlich nachhaltig
Laut der Eurosif-Studie haben in Deutschland hingegen weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer eine SRI-Strategie implementiert.
Über eine nachhaltige Investmentstrategie verfügt etwas mehr als die Hälfte der betrieblichen Pensionsfonds und Pensionseinrichtungen in Europa. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von Eurosif, dem europäischen Dachverband für nachhaltige Geldanlagen. Ein weiteres Drittel der befragten Einrichtungen will Nachhaltigkeitsaspekte in ihren Investitionsprozess innerhalb des nächsten Jahres integrieren.
Die Studie basiert auf Antworten von 169 betrieblichen Pensionseinrichtungen aus zwölf europäischen Ländern, darunter finden sich auch elf Antworten aus Deutschland. Von diesen gaben fünf an, eine explizite SRI-Strategie zu verfolgen. Die knappe Mehrheit der Befragten verfügt indes über keine solche Strategie. Lediglich einer plant, in den nächsten zwölf Monaten eine SRI-Strategie zu implementieren. Laut der Eurosif-Studie sind die Gründe für den Verzicht auf eine Investmentstrategie unter Nachhaltigkeitsaspekten verschieden. Zumeist sei das Fehlen von Ressourcen und Bedenken bezüglich der Performance und des Risikos ausschlaggebend.
Die Repräsentativität dieser Ergebnisse muss angesichts der geringen Zahl an Antworten jedoch bezweifelt werden. Bei der Finanzaufsicht Bafin sind aktuell 30 Unternehmenspensionsfonds und 152 Pensionskassen gelistet.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sind Engagement, Negativ-Screening und Integration von ESG-Kriterien in den Investmentprozess die am häufigsten verwendeten Nachhaltigkeitsstrategien. Das gilt nicht nur für die deutschen Einrichtungen, sondern europaweit. Die aktive Stimmrechtsausübung sei vor allem bei spanischen, niederländischen und britischen Pensionsfonds beliebt, während in Österreich und Schweden häufig mit einem Negativ-Screening gearbeitet wird. Kaum verwunderlich ist, dass die Studie zu dem Ergebnis kommt, dass ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance) in erster Linie in den Asset-Klassen Aktien, Anleihen und Immobilien verwendet werden. Nur sieben Prozent der Befragten nannten in diesem Zusammenhang Rohstoff-Investments.
_Mehrheit glaubt: Performance wird durch ESG-Kriterien beeinflusst
Ein weiteres Ergebnis der Studie: 60 Prozent der befragten Pensionseinrichtungen glaubt, dass ESG-Kriterien die langfristige Performance beeinflussen. Interessanterweise stammen diese Antworten nicht notwendigerweise von Einrichtungen, die bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen. In Großbritannien haben beispielsweise 21 Pensionsfonds eine SRI-Strategie implementiert, eine Verbindung zwischen ESG-Faktoren und Performance sehen jedoch nur acht. In Italien und der Schweiz ist es genau umgekehrt. Hier glauben zwölf beziehungsweise zehn der befragten Pensionseinrichtungen, dass ESG-Faktoren die langfristige Performance beeinflussen. Über eine entsprechende Strategie verfügen jedoch nur sechs beziehungsweise drei.
Etwas überraschend erscheint den Studienautoren indes, dass 66 Prozent der Pensionseinrichtungen eine SRI-Strategie als ihre treuhänderische Pflicht sehen. Dieser Pflicht kommen jedoch nicht alle nach. Denn laut Studie haben bisher nur 60 Prozent eine solche Strategie implementiert. Von den elf deutschen Pensionseinrichtungen gaben beispielsweise sechs an, nachhaltiges Investieren als ihre Pflicht zu sehen, aber nur fünf verfügen über eine explizite SRI-Strategie. Das heißt, dass einer dies zwar als seine Pflicht sieht, ihr aber nicht nachkommt.
Damit betriebliche Pensionseinrichtungen überhaupt damit beginnen, Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Anlagepolitik einzubauen, ist laut Studie vor allem zweierlei entscheidend: entsprechende Empfehlungen des Vorstandes und das Vorhandensein einer Nachhaltigkeitsstrategie im Mutterkonzern. Letzeres bewerten 85 Prozent als bedeutend.
portfolio institutionell newsflash 05.10.2011/kbe
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