ESG ist langfristiges Risikomanagement
Die Selektion attraktiver Einzelinvestments und das gleichzeitige Management von Extremrisiken verspricht in Kombination die besten langfristigen Anlageergebnisse. Im klassischen Risikomanagement ESG zu etablieren, ist aber schwierig. Risikomanagement ist kurzfristiger ausgerichtet und die entsprechenden Marktfaktoren dominieren so stark, dass Nachhaltigkeit für kurzfristige Bewegungen wenig Erklärungskraft hat.
Diversifikation ist und bleibt der Startpunkt für das Risiko- und Ertragsmanagement. Hierbei ist die Berücksichtigung von ESG ein wichtiger Teil des mittel- bis langfristigen Risikomanagements. Durch die Bewertung der potenziellen Investments anhand von Ökologie, Sozialem und Governance sowie durch den Einbezug von zu erwartenden Externalitäten, die für Unternehmen mit Kosten verbunden sind oder sein werden, können idiosynkratische Risiken einzelner Investments deutlich reduziert werden.
Dieses Risikomanagement ist notwendig, aber nicht hinreichend, denn kurzfristig sind starke Markteinbrüche meist nicht auf reine Nachhaltigkeitsaspekte zurückzuführen und können nicht allein durch eine geschickte Allokation vermieden werden. Eine aktive Steuerung beziehungsweise Absicherung ist hier nötig, um Risikomanagement effektiv zu betreiben. Eine kurzfristige Auflösung von langfristig attraktiven Positionen im oder unmittelbar nach einem Markteinbruch wird so vermieden und es besteht zudem die Möglichkeit für ein attraktives Rebalancing nach Markteinbrüchen.
Der Hauptrisikofaktor in institutionellen Portfolien ist nach dem Zinsanstieg zumeist die Aktienseite. Dieser Risikofaktor ist entweder direkt durch Aktieninvestments oder indirekt über Spreads oder auch Private Equity Teil der Allokation. Zur effizienten Umsetzung einer Steuerung der Aktienmarktrisiken sind passende Derivate notwendig. Für nachhaltig ausgerichtete Aktien-Exposures entstand über die letzten Jahre ein Universum an Nachhaltigkeits-Indizes. Allerdings ist mit Blick auf Risikomanagement auch der Einsatz von sehr hoch korrelierten Derivaten auf Standardindizes grundsätzlich sinnvoll, um Extremrisiken zu verringern. Aufgrund der expliziten oder impliziten Short-Positionen in den Derivaten werden nicht nachhaltige Indexbestandteile nicht nur nicht investiert, sondern sogar verkauft. Die Nachhaltigkeit eines Portfolios verschlechtert sich somit durch derivatives Risikomanagement nicht.
Mit ESG-Kriterien und explizitem Risikomanagement können die besten Ergebnisse erzielt werden. Langfristig nachhaltig investiert zu sein ist und bleibt das Mantra der Kapitalanlage!
Autoren: Dr. Wolfgang Mader In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar