Soziale Anleihen verändern den Finanzmarkt
Nachhaltige Investitionen sind längst in der Finanzwelt etabliert. Neben „grünen“ Anleihen gewinnen soziale Anleihen an Bedeutung. Sie bieten Investoren die Chance, Rendite mit sozialem Impact zu verbinden und treiben gesellschaftlichen Fortschritt voran. Projekte wie der Ausbau von Gesundheitsdiensten oder bezahlbarer Wohnraum können dadurch finanziert werden. Doch es gibt Herausforderungen: Während es für „grüne“ Anleihen messbare Umweltkriterien für die Auswahl geeigneter Finanzierungen gibt, ist dies bei sozialen Anleihen schwieriger. Außerdem wird der Markt von öffentlichen Emittenten dominiert. Private Unternehmen treten zögerlicher auf, da sie weniger in soziale Projekte investieren. Eine vielfältigere Basis an Emittenten könnte das Wachstum der Anlageklasse weiter vorantreiben.
Ein Hemmnis sind außerdem fehlende Standards. Für „grüne Anleihen“ ist der EU Green Bond Standard maßgeblich. Ein solches Rahmenwerk wurde für soziale Anleihen bislang nicht etabliert. Doch die „Social Bond Principles“ der International Market Capital Association (ICMA) und die darauf aufbauenden „Mindeststandards für Soziale Pfandbriefe“ vom Verband deutscher Pfandbriefbanken bieten eine erste Orientierung. Auch die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde European Markets and Security Association (ESMA) hat Vorgaben gemacht, welche Nachhaltigkeitsangaben Wertpapier-Emittenten unter der EU-Prospektverordnung in ihre Prospekte aufnehmen sollen. Und auch für das Reporting fehlen noch einheitliche Standards: Die Einhaltung einer künftigen EU-Sozialtaxonomie würde Emittenten Rechtssicherheit vor Vorwürfen des Social-Washings bieten und Investoren klare Kriterien zur Bewertung sozialer Effekte an die Hand geben.
Regulatorische Instanzen sollten also jetzt damit beginnen, Marktstandards für soziale Anleihen zu setzen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Sie bieten Investoren attraktive Möglichkeiten zur Diversifikation und kombinieren finanzielle Stabilität mit einem ethischen Mehrwert. In der Praxis werden soziale Anleihen bereits erprobt: Ein bekanntes Beispiel ist das EU-Programm SURE, das über 98 Milliarden Euro durch Social Bonds mobilisiert hat.
Lokal ermöglicht die Stadt München Investitionen in bezahlbaren Wohnraum und Bildungsinfrastruktur durch ihre Stadtanleihe. Solche Modelle könnten bald Schule machen. Sie zeigen: Soziale Anleihen haben Zukunft. Klare Regularien, mehr private Emittenten und eine transparente Berichterstattung könnten den Markt weiter stärken. Wer hier investiert, verbindet finanzielle Rendite mit gesellschaftlicher Verantwortung – und gestaltet aktiv eine nachhaltigere Zukunft.
Christoph Betz ist Partner, Gerhard Langpape ist Manager im Bereich Financial Services bei KPMG.
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