Keine Frage mehr des Ob, sondern des Wie!
Die Dekarbonisierung von Portfolios ist längst nicht nur eine Frage der Reputation, sondern des Risikomanagements. Zunehmend suchen Vermögensverwalter und Finanzinstitute nach den besten Möglichkeiten, sowohl die Wirkung ihrer finanzierten Emissionen als auch ihre Exposition gegenüber Folgen des Klimawandels zu bewerten.
Längst ist das „Greening“ des Portfolios aus der Nische des rein ökologischen Interesses herausgewachsen und nimmt nun seinen Platz in der risikobewussten Portfoliosteuerung ein. Die Herausforderung liegt darin, eine wissenschaftlich fundierte Metrik zu finden, die sich zugleich transparent und verständlich gegenüber Kunden und Öffentlichkeit darstellen lässt. Die Kernfragen lauten deshalb: Wie emissionsintensiv ist ein Portfolio? Und: Ist das Portfolio mit dem Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens vereinbar?
Die Acatis Fair Value Investment AG ließ im Juni erstmals zwei eigene Fonds entlang dieser Fragen analysieren. Nach Abgleich mit Klima-Daten von Vigeo Eiris zeigte sich, dass die Fonds durch ihre Nachhaltigkeitsausrichtung bereits eine starke Gewichtung von emissionsärmeren Unternehmen aufweisen. Der durch die Fonds finanzierte CO₂-Ausstoß liegt dadurch deutlich unter dem zweier zum Vergleich ebenfalls analysierten Indizes (globale sowie nationale Abdeckung). Es zeigte sich aber auch: Trotz dieser „grüneren“ Ausrichtung der Fonds lagen beide zum Analysezeitpunkt knapp über dem Temperatur-Limit, das für eine Vereinbarkeit mit maximal zwei Grad globaler Erwärmung eingehalten werden müsste. Somit fördert die Analyse die Ansatzpunkte zutage, die man für eine aktive Portfoliosteuerung entlang der Pariser Klimaziele benötigt.
Besonders dabei: Für die Festlegung dieses Temperatur-Limits sind die wirtschaftlichen Realitäten der einzelnen Sektoren im Portfolio zu berücksichtigen. So sind etwa Versorger nicht an dasselbe Limit gebunden wie IT-Dienstleister. Stattdessen liegt der Analyse eine sektorangepasste Verteilung des verbleibenden Emissionsbudgets zugrunde, das der Welt für eine Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels noch verbleibt. Entsprechend variiert das Temperatur-Limit je nach Sektorgewichtung. Dieses Praxisbeispiel zeigt: Eine Anpassung des Portfolios an die von der Weltgemeinschaft gemeinsam vereinbarten Klimaziele muss nicht zur einseitigen Gewichtung klassisch „grüner“ Branchen oder Unternehmen führen – was wiederum eigene Risiken birgt. Stattdessen ist eine Art „Best in Class“ möglich, der Risiko und Rendite mit Temperatursteuerung verbinden kann.
Autoren: Hannah Helmke In Verbindung stehende Artikel:
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