Hürdenlauf für Asset Manager
Das Inkrafttreten der zwei ersten EU-Taxonomieziele, sprich die Verhinderung des Klimawandels und die Anpassung an diesen, schürte die Hoffnung, dass Produkte durch einheitliche Kennzahlen transparenter – und damit auch besser vergleichbar – werden. Davon sind wir allerdings weit entfernt.
2022 hat gezeigt: Asset Manager haben große Probleme mit diesen Kennzahlen. Zum einen, weil sie oftmals nicht vorhanden sind. Zum anderen, weil die Daten nicht validiert werden können. Die Qualität der Taxonomiedaten lässt zu wünschen übrig. Kein Wunder, dass nur wenige Asset Manager die ersten zwei Ziele mit konkreten, wenn auch geringen Zielwerten hinterlegt haben.
Dieses Jahr kommen vier weitere Ziele hinzu: Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Wandel zur Kreislaufwirtschaft, weniger Umweltverschmutzung und Erhalt der Biodiversität. Die Asset-Management-Branche lässt diese Ziele aktuell außen vor. Das wird sich in den nächsten eineinhalb Jahren auch nicht ändern. Der Grund dafür? Sehr viel Interpretationsspielraum sowie ein Mangel an belastbaren Daten und Standards in der Metrik.
Die Kreislaufwirtschaft dürfte besonders herausfordernd werden. Nicht nur ist der Kreislauf des eigenen Produkts zu quantifizieren, sondern auch alle Teile, die es komplettieren. Man denke hier beispielsweise an ein Kraftfahrzeug, vom Motor über Karosseriematerialien bis zum Schmieröl. Das sind Daten in schierer Menge, die alle beleg- und nachvollziehbar abgebildet werden wollen.
Bei der Implementierung der Metriken werden wir viel Heterogenität sehen, nicht zuletzt auch, weil Unternehmen ihre Aktivitäten auf unterschiedliche Weise interpretieren und den Taxonomiezielen zuordnen. Heterogenität ist normal, wenn man neue Datensätze einführt. Es ist Aufgabe der Datenanbieter, der Fachbereiche, der internen Revisoren, der externen Prüfer, der Aufsicht und der Investoren, die Dinge zu hinterfragen und Qualität zu etablieren.
Unternehmen müssen sich stärker damit beschäftigen, was ihre Kapitalgeber brauchen. Die Finanzwirtschaft muss definieren, welche Kennzahlen sie benötigt beziehungsweise wonach sie plant, ihre Allokation zu steuern. Regulatorik und Markt fordern, das Thema nach „Best Effort“ anzugehen. Sich nach diesen Maßen zu mehr Nachhaltigkeit zu verpflichten, benötigt die Einsicht, dass noch Fehler enthalten sind und die Daten eventuell keinem gewohnten Standard entsprechen. Wir stehen am Anfang der Reise zur Standardisierung nachhaltiger KPIs. Ein Disclaimer kann dafür sorgen, dass man nicht zu sehr über Hürden stolpert.
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