Investoren
12. April 2024

ESG-Transformation: Wo Immobilieneigner Prioritäten setzen

Die ESG-Transformation stellt viele Investoren vor enorme Herausforderungen. Das zeigt eine Umfrage unter institutionellen Immobilieneigentümern.

Die ESG-Transformation des eigenen Immobilien-Portfolios stellt institutionelle Investoren weiterhin vor enorme Herausforderungen. Darauf lässt die aktuelle „UI Real Estate Investment Insights“-Umfrage von Universal Investment (UI) schließen. Teilnehmer sind Kreditinstitute, Pensionsreinrichtungen, öffentlich-rechtliche Einrichtungen und weitere Unternehmen aus Deutschland. Sie verwalten Immobilienvermögen von insgesamt 13,5 Milliarden Euro.

Etwa ein Drittel der Befragten gab an, die ESG-Performance des eigenen Portfolios noch nicht ermittelt zu haben. ESG-Kennzahlen sind im Immobilienkontext der Verbrauch an Wasser und Energie oder die CO2-Einsparung.

Für rund 50 Prozent der Umfrageteilnehmer stellen Artikel-8-Fonds nach der EU-Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) die entscheidenden ESG-Standards für Unternehmen dar. Diese werden verglichen zu Artikel-9-Fonds als deutlich wichtiger angesehen, heißt es.

Für die erfolgreiche Transformation des Gebäudebestandes sei die ganzheitliche Erfassung der ESG-Performance der entscheidende erste Schritt, kommentiert Axel Vespermann, Head of Real Estate von Universal Investment, die Umfrageergebnisse. Er macht deutlich, dass hier auch nach jahrelangem öffentlichem Diskurs über die Themen Analyse, Datenerhebung und Smart-Metering noch enormer Handlungsbedarf besteht. Transparenz sei jedoch die Grundvoraussetzungen, um die Risiken im eigenen Portfolio zu erkennen und zu steuern, so Vespermann.

ESG-Kriterien sind vielen beim Ankauf von Bestandsobjekten wichtig

Die Auswertung der Umfrage zeigt außerdem, dass ESG-Kriterien auf einer Skala von eins (unwichtig) bis zehn (sehr wichtig) beim Ankauf (acht) und bei der Bewirtschaftung von Bestandsimmobilien (sieben) inzwischen als wichtig eingestuft werden. Zur Beurteilung der ESG-Performance des Immobilienportfolios sind klassische Energieausweise (35 Prozent) und das GRESB-Verfahren (24 Prozent) führend. GRESB ist eine unabhängige Organisation, die ESG-Leistungsdaten und Peer-Benchmarks für Investoren und Manager bereitstellt (mehr darüber finden Sie auf der GRESB-Homepage).

Auf die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit externen ESG-Beratern in Frage kommt, antworteten 62 Prozent mit nein. Aus Sicht der Befragten ist der Status nach Artikel 8 der SFDR (48 Prozent) der wichtigste ESG-Standard, gefolgt von der EU-Taxonomie (44 Prozent) und den PRI (32 Prozent). Wie Universal Investment mitteilt, wird der Impact-Status gemäß Artikel 9 der SFDR nur von zwölf Prozent als künftig wichtig eingestuft.

ESG-Transformation: Photovoltaik-Anlagen sollen Immobilienwert optimieren

Maßnahmen zur Verringerung des Energie- und Stromverbrauchs stehen für 95 Prozent der Befragten im Vordergrund, gefolgt von der Installation von Photovoltaik-Anlagen (68 Prozent) und der Optimierung der Heizungsanlagen (68 Prozent). Knapp 45 Prozent der Befragten gaben an, Photovoltaik-Anlagen auf ihren Immobilien zur Selbstnutzung zu installieren. 35 Prozent wiederum wollen die installierten Photovoltaik-Anlagen an Dritte verpachten. Eine Installation erfolgt in über 59 Prozent der Fälle zur Optimierung des Immobilienwertes, circa 14 Prozent wollen damit ihre Cashflow-Rendite aufbessern.

Folgen der Zinswende

Die Umfrage adressiert auch die Auswirkungen der Zinswende auf Immobilienanlagen. Wie es heißt, seien mit der raschen Zinswende die Investitionen in neue Immobilien gesunken. Stattdessen habe die Optimierung des von den institutionellen Investoren gehaltenen Direktbestands an Relevanz gewonnen, auch mit Blick auf ESG-Themen.

Laut Universal Investment rückt damit ein alternatives Anlagevehikel stärker in den Fokus: der sogenannte Miteigentumsfonds. Hier können Investoren unter Beibehaltung der Eigentumsrechte ihren Immobilien-Direktbestand in eine offene Fondsstruktur einbringen, erläutert die Fondsservice-Plattform. Schon jetzt sei fast jeder fünfte Befragte grundsätzlich bereit, eine Immobilie aus dem eigenen Bestand in ein solches Fondskonstrukt zu überführen.

Ziel sei vor allem eine mögliche Bilanzoptimierung (33 Prozent) sowie die Verbesserung der Immobilienperformance durch eine Reduzierung des internen Aufwands und den Zugriff auf spezialisierte Asset Manager (24 Prozent). Bald jeder Fünfte (19 Prozent) erhofft sich von einem Miteigentumsfonds eine effizientere Portfoliosteuerung.

Lesetipp: Die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen wird für Renditen von Wohnimmobilien genauso wichtig wie das Zinsniveau, erwartet Catella Research. Wie Anleger sich vor Fehlbewertungen schützen können.

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