Eine Welt der begrenzten Möglichkeiten
Private-Equity-Häuser schwimmen in Geld und wissen kaum noch wohin damit. Die Barreserven summieren sich mittlerweile auf mehr als eine Billion Dollar. Große Fans von Private Equity sind im Übrigen die Universitätsstiftungen in den USA. In Princeton ist fast ein Drittel des Vermögens entsprechend allokiert.
„Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst“, so Vito Corleone im Filmklassiker „Der Pate“ von 1972. Ob der legendäre Mafiaboss mehr als 30 Jahre später auch Pate stand für einen Private-Equity-Deal des kalifornischen Pensionsfonds Calpers mit Apollo Global Management, ist nur eine Vermutung. Die Geschichte hinter dem Deal ist zumindest ähnlich filmreif: Alfred Villalobos, seines Zeichens Placement Agent, machte Fred Buenrostro in dessen Amtszeit als CEO von Calpers – 2002 bis 2008 – ein Angebot, das dieser offenbar nicht ablehnen konnte: Schmiergeld in Höhe von 250.000 Dollar sowie Geschenke, Reiseeinladungen und Kasinochips. Im Gegenzug erhielt die renommierte Private-Equity-Firma Apollo Global Management, ein Kunde von Villalobos, von Calpers Commitments in Höhe von drei Milliarden Dollar. Auch Villalobos ging nicht leer aus: Nach Abschluss des Deals 2007 kassierte er Placement Fees von Apollo. Calpers beziffert diese mit 50 Millionen Dollar. Davongekommen sind Buenrostro und Villalobos mit ihren mafiaähnlichen Methoden allerdings nicht. Beide müssen sich vor Gericht verantworten. Der Ex-CEO von Calpers hat sich kürzlich bereits der Bestechung schuldig bekannt. Das Urteil gegen ihn soll im Januar 2015 fallen.
Das Verhältnis von Calpers und Apollo hat unter dem Skandal indes nicht gelitten. Das Private-Equity-Haus steht nach wie vor auf der Liste der mandatierten Manager des Pensionsfonds, der fast elf Prozent seines Vermögens in Private Equity investiert hat. Das sind umgerechnet rund 31 Milliarden Dollar, wobei noch Spielraum nach oben ist. Die Zielquote liegt bei 14 Prozent. Nicht nur der mit 291 Milliarden Dollar größte US-Pensionsfonds ist ein Freund von Private Equity. Die 100 weltweit größten Alternatives-Manager verwalten zusammen 1,36 Billionen Dollar Assets von Pensionsfonds, davon stecken rund 463 Milliarden Dollar in Private-Equity-Fonds und -Dachfonds. Dies geht aus dem im Juli veröffentlichten „Global Alternatives Survey“ von Towers Watson hervor, in den 589 Datensätze eingingen, die mehrheitlich von Investmentmanagern stammten. Das Ranking der Top 100 führt unangefochten Macquarie an. Das australische Unternehmen managt 63,5 Milliarden Dollar an Pensionsfondsgeldern. Auf den Plätzen dahinter folgen Bridgewater mit 52,1 Milliarden Dollar und Carlyle Solutions, das in seinen Private-Equity-Dachfonds rund 47 Milliarden Dollar an Assets von Pensionsfonds verwaltet.
Princeton: Private Equity dominiert die AA
Eine Affinität zu Private Equity zeigen auch Stiftungen. Diese Investorenklientel verfügt zwar über weniger Asset-Power als Pensionsfonds, stellt dennoch eine wichtige Kundengruppe für Private-Equity-Häuser dar. Laut der Towers-Watson-Studie verwalten die 100 größten Alternatives-Manager fast 100 Milliarden Dollar an Stiftungsvermögen. Hier führt Bain Capital mit seinen Private-Equity-Fonds, in denen 7,8 Milliarden Dollar an Stiftungsvermögen stecken, das Ranking an. Unter den Top Ten finden sich noch vier weitere Private-Equity-Häuser: Oaktree, Permira, Riverstone und Fir Tree. Ob die Princeton-Stiftung bei einer dieser fünf Adressen engagiert ist, ist nicht bekannt. Mit einer Quote von rund 32 Prozent weist die 18,7 Milliarden Dollar schwere Stiftung aber zumindest eine ungemein hohe Allokation im Bereich Private Equity auf. Keine andere Asset-Klasse war per Ende Juni 2013 stärker gewichtet. Allerdings soll es auf Dauer nicht dabei bleiben. Die Zielallokation beträgt nämlich nur 23 Prozent. „Die Commitments in Private-Equity-Fonds waren während der Finanzkrise 2006 bis 2008 zu hoch“, so Andrew Golden, Präsident der Princeton University Investment Company, im Finanzreport 2013. Seither habe man die Investitionsgeschwindigkeit auf eine „sustainable steady-state rate“ reduziert, um schrittweise zur Zielallokation zu kommen. Ein gutes Stück des Weges ist geschafft. Immerhin lag die Quote vor drei Jahren noch bei 38,2 Prozent. Ein schnellerer Abbau wird im Übrigen durch die starke Performance dieser Asset-Klasse untergraben. Über die vergangenen drei Jahre erzielte das Private-Equity-Portfolio der Stiftung eine jährliche Rendite von 13,9 Prozent.
Ähnlich investitionsfreudig in puncto Private Equity ist auch die Notre-Dame-Universität unterwegs. Ihr erstes Investment tätigte die 8,3 Milliarden Dollar schwere Stiftung 1980. „By committing early on this area, the university has been able to partner with managers that today are among the most successful in the world, including venture capital, growth capital and buyout firms across the globe“, schrieb Scott Malprass, Chief Investment Officer der Stiftung, im Finanzreport 2013. Inzwischen stellt Private Equity mit 27,5 Prozent die zweitwichtigste Asset-Klasse nach Aktien in der Vermögensanlage dar. Anders als in Princeton entspricht diese Gewichtung auch der Zielallokation.
Zu viel trockenes Pulver
Als Private-Equity-Fan outet sich auch die Stiftung der Harvard-Universität. „Private Equity has been and continues to be an important driver for returns in our portfolio“, so Jane Mendillo, Chief Executive Officer der Harvard Management Company (HMC), kürzlich in einer Pressemitteilung. Um die Strategie weiter zu verfeinern, wurde im März dieses Jahres Richard Hall als Managing Director für Private Equity angeheuert. Dieser bringt reichlich Erfahrung mit. Vor seinem Wechsel nach Cambridge war Hall sechs Jahre beim texanischen Pensionsfonds für Lehrer, wo er ein 14 Milliarden Dollar schweres Private-Equity-Portfolio betreute. Nun muss er kleinere Brötchen backen. Das Private-Equity-Portfolio von Harvard ist rund 5,2 Milliarden Dollar groß, was umgerechnet auf das Gesamtvermögen von 32,7 Milliarden Dollar allerdings stolze 16 Prozent sind. Die Quote wurde sukzessive seit der Finanzkrise 2008, die Harvard mit einem Verlust von zehn Milliarden Dollar schwer gebeutelt hatte, aufgebaut. Während die Fixed-Income-Quote von 16 auf elf Prozent gesenkt wurde, stieg der Anteil an Private Equity von elf auf 16 Prozent. Mendillo ist froh, die Zielallokation bereits erreicht zu haben. „Private Equity is a much more crowded place than it was ten or 20 years ago”, führte sie im Interview mit dem Dow-Jones-Newsletter „Barron’s“ Anfang dieses Jahres aus. Und tatsächlich bestätigen die aktuellen Zahlen des Datenanbieters Preqin, dass Private-Equity-Gesellschaften derzeit in Geld schwimmen. Ende Juli lagen die Barreserven auf einem Rekordniveau von 1,16 Billionen Dollar. Angesichts dessen ist sich Mendillo im Klaren darüber, dass sie heute nicht mehr dieselben Illiquiditätsprämien gegenüber Aktien erwarten kann wie vor fünf oder zehn Jahren. Im Schnitt sollten es aber zumindest 300 Basispunkte pro Jahr sein.
Grundsätzlich ist Mendillo eine Freundin von internen Managern. „It‘s a cost-effective way to manage money, gives us a lot of flexibility, a lot of transparency and a lot more risk control than allocating money outside“, erklärte sie im Interview mit dem Newsletter „Advisor‘s Perspective”. Bei Private Equity ist die Sachlage jedoch anders. Mendillo hegt Zweifel, dass ein eigenes Inhouse-Team die „Nuggets“ finden würde, die noch kein anderer entdeckt hat, und setzt in dieser Asset-Klasse auf externe Manager. Ob sich auch einer der fünf Private-Equity-Manager aus der Towers-Watson-Studie darunter befindet, ist nicht bekannt. An die Tür von Harvard dürften sie zumindest schon einmal geklopft haben – auch wenn ein Drei-Milliarden-Dollar-Deal wie bei Calpers und Apollo hier nicht zu holen ist.
Von Kerstin Bendix
portfolio institutionell, Ausgabe 8/2014
Autoren: Kerstin BendixSchlagworte: Versicherer
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