Eine Infrastruktur aus Aktien
Infrastruktur in liquider Form oder Wertpapiere mit Infrastrukturfokus – der Name des Segments Listed Infrastructure lässt einigen Interpretationsspielraum offen. Investoren erhoffen sich eine Partizipation an der langfristigen Infrastrukturstory, sollten jedoch primär mit Aktien- und Fixed-Income-Risiken rechnen.
Doch bringen Infrastrukturaktien alle Eigenschaften mit, welche Investoren auch im Kontext des Asset-Liability-Managements an ihnen
schätzen? Zwar gebe es durchaus sehr stabile Dividendenausschüttungen von oftmals drei bis vier Prozent, welche sich durch die fehlende Konkurrenz und die gute Auslastung der Infrastruktur ergebe, so Degosciu. Aber die für Aktien typischen Kursschwankungen sind natürlich nicht zu verschweigen. „Kein Aktuar wird ihnen das im Rahmen einer ALM-Studie als Matching genehmigen.“ Letztlich handelt es sich aus regulatorischer Sicht doch um ein Aktieninvestment. Die interne Sicht kann davon abweichen: „Manche positionieren sich intern so, dass sie dies im Rahmen der SAA als Infrastruktur einordnen. Das kommt immer sehr auf die Einzelperson an und natürlich auf die spezifischen Bedürfnisse des Investors.“
Ein Ausweg für nach stetigen Cashflows suchende Investoren könnte der Wechsel auf die Fremdkapitalseite darstellen, wobei man im High- Yield Segment landet, um nennenswerte Renditen zu erzielen. Ovid hat sich mit einem Fonds, der von Michael Gollits von der von der Heydt & Co gemanagt wird, dem Infrastruktur-Anleihensegment verschrieben und bespielt damit ein noch spezielleres Segment. Denn während sich Infrastrukturaktien als Nischen-Anlagesegment etabliert haben, ist das Äquivalent auf der Fixed-Income-Seite rar. Dabei fährt Gollits einen sehr breiten Investmentansatz, der weit über die Basisinfrastruktur hinausgeht und mit den Schwerpunkten Energie (insbesondere Erneuerbare), Infrastrukturdienstleistungen im Bereich Immobilien und Kommunikation investiert. Ausschließlich Unternehmensanleihen sind im Fokus. „Projektbonds sind zwar prinzipiell interessant, allerdings sind hier die Markteintrittsbarrieren, insbesondere was die Mindestzeichnung angeht, höher.“ Während sich im Portfolio viele bekannte nach Infrastruktur klingende Namen finden, dürfte sich der Bezug von Netflix zu digitaler Infrastruktur doch nur indirekt erschließen – und ist somit ein Beispiel für die angesprochenen unscharfen Anlagekriterien, mit denen man im Segment Infrastruktur rechnen muss. Um einen Renditeaufschlag zu erwirtschaften, investiert der Fonds schwerpunktmäßig in High-Yield Anleihen. „Oberstes Ziel ist eine jährliche Ausschüttung von vier Prozent nach Kosten, welche wir über Zinszahlungen sicherstellen wollen. Dafür nehmen wir auch kleinere Emissionen mit auf, über die wir eine Illiquiditätsprämie erwirtschaften können und so einen zusätzlichen Pick-up generieren können“, so Gollits. Den Fonds sieht er als Infrastrukturinvestition mit stabilen Ausschüttungen, welches sich aber vom Rendite-, weniger vom Risiko-Profil im klassischen High-Yield-Segment einordnen lässt. Auch regulatorisch muss man das Investment als liquides Investment verbuchen. „Insgesamt ist jedoch belegt, dass Infrastrukturunternehmen sowohl hinsichtlich der Ausfallraten als auch der Volatilität im Vergleichssegment günstiger dastehen. Der Fonds ist deshalb ein eher defensives Investment in das Segment.“
Gelistete Infrastruktur, so lässt sich vielleicht zusammenfassen, ermöglicht in der Tat interessante Anlagemöglichkeiten. Allerdings sollte man sich nicht vom Namen täuschen lassen und sich bewusst sein, dass man sich klassische (wenn auch eher defensive) Aktienund Kreditrisiken ins Portfolio einkauft. Eine sorgfältige Auswahl der Portfoliounternehmen ist dabei unabdingbar, wenn das Investment etwas davon behalten soll, was Infrastruktur verspricht: Relativ beständige, von langfristigen Trends profitierende Investments, welche das Portfolio auch in krisenfesteren Zeiten stabilisieren.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Aktien | Infrastruktur | Portfoliokonstruktion/Diversifikation
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