Duration: die richtige Positionierung im Nullzinsumfeld
Dr. Torsten Utecht, Finanzvorstand bei der Generali Deutschland in München, im Interview mit Kerstin Bendix.
Unter Solvency II führt ein hoher Duration-Mismatch zu einem hohen Kapitalbedarf: Wie ist die Generali Deutschland hier aufgestellt? Wie groß ist das Duration-Gap?
Das Duration-Gap der Lebensversicherer liegt aktuell bei rund vier Jahren – auf Basis der sogenannten Modified Duration. Das Duration-Gap wurde in den letzten Jahren und wird auch weiterhin kontinuierlich verkleinert, zumindest solange wir keine signifikante Zinserhöhung erwarten.
Wenn wir uns heute die Solvabilitäts-Kapital-Belastung anschauen, dann sehen wir das Kreditrisiko als größte Position und nicht mehr das Duration-Gap. Hierin spiegelt sich das Anlageverhalten in der jüngsten Vergangenheit wider.
Was heißt das also für die Duration auf der Aktivseite? Ende 2014 lagen Ihre Lebensversicherer im Durchschnitt bei neun Jahren: Wo stehen Sie heute?
Da wir uns in der Vergangenheit die Verlängerung der Duration als strategisches Ziel vorgenommen haben, liegen wir mit der Duration heute bei rund zehn Jahren.
Wie reagiert die Generali Deutschland auf die Niedrigzinsphase anlageseitig? Anfang 2015 erklärten Sie in einem Interview, dass sich Ihre Strategie ganz klar auf eine Durationsverlängerung konzentriert.
Anlageseitig setzten wir weiterhin auf die gleichen, bewährten Mittel. Auch mit Blick auf den Solva-Kapitalbedarf werden für langlaufende Investments nur Bonds mit einem besseren Rating im Bereich Staatsanleihen und Supranationale gewählt. Hierdurch halten wir den Solva-Kapitalbedarf für diese Investments in Grenzen.
Den gleichen Effekt erreichen wir durch unsere Diversifikation in den Kapitalanlagen. Da die eigentlich gut passenden europäischen Infrastruktur-Fremdfinanzierungen nicht im ausreichenden Volumen zu erwerben sind, wurde die Diversifikation im Kreditbereich regional weiter ausgedehnt. So ist das Kredit-Exposure von einem reinen europäischen Fokus mittlerweile deutlich globaler geworden.
Wie sehen Sie dies heute, nachdem die Zinsen noch weiter gefallen sind und sich die Zinsstrukturkurve weiter verflacht hat?
Die Durationsverlängerung findet aktuell weiterhin statt, allerdings beschränken wir uns im Wesentlichen auf Anlagen mit einer maximalen Restlaufzeit von 20 Jahren. Darüber hinaus wird das zusätzliche Risiko nicht mehr bezahlt.
Wäre beispielsweise eine sogenannte Barbell-Strategie eine Alternative? Stößt diese Strategie nicht auch bereits an Grenzen?
Ja, diese Strategie hat eigentlich ihre Grenze bereits überschritten. Die hierbei notwendigen kurzfristigen Anlagen rentieren aktuell negativ und kommen somit für uns nicht infrage. Aber auch wenn wir wieder ein positives Zinsniveau über die gesamte Kurve haben sollten, muss der Break-even der Barbell-Strategie genau analysiert werden.
Wie ist Ihre Zinsprognose?
Bezogen auf die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen erwarten wir in den nächsten Jahren einen per Saldo eher graduellen Zinsanstieg in Richtung von 0,50 Prozent. Solange die EZB das Anleihen-Ankaufprogramm fortführt, ist aus unserer Sicht nicht mit einem nachhaltigen, schnellen beziehungsweise starken Zinsanstieg zu rechnen.
Nehmen wir ein Szenario steigender Zinsen an: Was passiert mit den langlaufenden niedrigen Kupons, die man sich eingelockt hat?
Nicht nur diese Anleihen, sondern alle im Bestand befindlichen Zinsträger werden im Falle steigender Zinsen an Marktwert einbüßen. Das ist zunächst einmal eine ganz normale Entwicklung, deren Auswirkung auf unsere Portfolien wir mittels Szenarien fortlaufend analysieren.
Auf der bilanziellen Seite bereiten wir uns auf mögliche negative Mark-to-Market-Effekte durch eine Bilanzierung von Kapitalanlagen im Anlagevermögen beziehungsweise durch den Erwerb von Schuldscheindarlehen und Namenstiteln vor.
Von Kerstin Bendix
portfolio institutionell, Ausgabe 12/2016
Schreiben Sie einen Kommentar