Dividendenjagd mit Skepsis
Die Lieblinge unter den Aktientiteln bereiten den institutionellen Anlegern nun offenbar gewisse Sorgen. Befürchtungen, einer „Wertfalle“ zum Opfer zu fallen, werden laut.
Der Frühling lässt sein blaues Band wieder durch die Lüfte flattern und kündet von der anstehenden Dividendensaison in Deutschland, die freudig von den Anlegern erwartet wird. Es winken wieder üppige Dividendenrenditen. Als einer der ersten Dax-Konzerne hat Siemens mit 3,9 Prozent (2015: 3,3 Prozent) vorgelegt. Bei Infineon gab es ähnlich wie im Vorjahr 1,7 Prozent, bei Thyssen Krupp war es immerhin ein Prozent und damit fast doppelt so viel wie 2015. Doch die Freude an stetig steigenden Dividendenrenditen könnte den Anlegern schon bald vergehen. Dieser Schluss lässt sich aus einer neuen Studie von Source ziehen, für die im Februar dieses Jahres 77 institutionelle Investoren befragt wurden. Demnach glaubt mehr als die Hälfte (59 Prozent), dass die Wahrscheinlichkeit zunimmt, einer „Wertfalle“ zum Opfer zu fallen. Das betreffe Titel mit attraktiven Dividenden, aber starkem Kursverfall oder Aktien, bei denen die erhofften Dividenden ganz ausblieben. Als wenig hilfreich bei der Einschätzung der Dividendenattraktivität sieht die Mehrheit die verfügbaren Unternehmensdaten. Nur 44 Prozent halten diese für transparent.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, erwarten die befragten Anleger für 2016 mehrheitlich keine großen Sprünge der Dividenden nach oben. Nachdem die Gewinnausschüttungen 2015 global um 9,3 Prozent wuchsen, rechnen mehr als zwei Drittel für 2016 höchstens mit einem Wachstum von fünf Prozent. Damit erklärt sich für Source, warum rund die Hälfte der institutionellen Anleger der Ansicht ist, dass ertragsorientierte Anlagen an Bedeutung zunehmen, und nur sieben Prozent meinen, dass diese weniger wichtig werden.
Neben einer Stellungnahme zu Dividenden sollten sich die 77 institutionellen Anleger auch zu Smart Beta äußern. Dabei zeigt sich, dass nur 27 Prozent bereits in entsprechende Strategien investieren. Für die absehbare Zukunft haben auch nur relativ wenige Pläne, daran etwas zu ändern. Nicht ganz ein Drittel der Befragten, die bisher keine Smart-Beta-Strategien nutzen, will damit in den nächsten zwei Jahren beginnen. Die Anbieter wird das von der Auflage neuer Smart-Beta-Produkte nicht abhalten. Und so erwartet mehr als die Hälfte der befragten Investoren, dass in den nächsten drei Jahren mehr Smart-Beta-ETF auf den Markt kommen. 28 Prozent sind der Meinung, dass sich institutionelle Anleger auf diese Strategien konzentrieren werden, um höhere Dividenden zu erzielen.
Investmentsteuerreform hat Dividenden im Visier
Der Regierungsentwurf zur Investmentsteuerreform, der am 24. Februar 2016 vom Bundeskabinett beschlossen wurde und noch vor der Sommerpause durch das Gesetzgebungsverfahren gehen soll, widmet sich in einem Punkt explizit Regeln für deutsche Dividenden, die bereits ab 2016 das Besteuerungsrecht des deutschen Fiskus sicherstellen sollen. Laut dem Fondsverband BVI ist eine 45-Tage-Regelung geplant, wonach Direktanleger und Fondsmanager deutsche Aktien 45 Tage um den Dividendenstichtag herum halten müssen, um steuerliche Nachteile zu vermeiden. Für den Fondsverband ist dieses Ziel nachvollziehbar. Es müsse jedoch praxisgerecht aufgesetzt sein. Die Forderung des BVI: Deutsche Dividenden in Fonds sollen erst ab 2018 grundsätzlich mit 15 Prozent belastet werden. Zwischenzeitlich könne das Besteuerungsrecht auf deutsche Dividenden durch eine Bestätigung von Wirtschaftsprüfern oder Steuerberatern gesichert werden.
portfolio institutionell newsflash 14.03.2016/Kerstin Bendix
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