„Diversifikation ist essenziell“
Institutionelle Investoren diskutierten auf der AIC 2023 über die Wirkung von Privatmarktanlagen in der Asset Allocation. AP7-CEO Richard Gröttheim betonte in seinem Vortrag Streuung, Langfristigkeit und (niedrige) Kosten der Investmentstrategie des schwedischen „Default“-Fonds.
Alternatives bleiben gefragt. Rund 800 Teilnehmer tummelten sich auf der Alternative Investor Conference (AIC) 2023 des BAI im Kap Europa in Frankfurt in der vergangenen Woche. Zwei Tage gefüllt mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Panels rund um die Asset-Klassen Private Equity, Infrastruktur, Private Debt, Immobilien. Auch das Thema Hedgefonds stand auf der Agenda. Die Zeitenwende und das gestiegene Zinsniveau, aber auch die Energiewende, das Ausnahmejahr 2022 und die Asset Allokation der Zukunft waren vieldiskutierte Themen.
Mehr als zwanzig Jahre Erfahrung mit der Asset-Klasse Private Equity hat AP7, der sogenannte staatliche „Default“-Fonds im schwedischen, verpflichtenden Pensionssystem. Im System der Prämienrente werden ihm die Beiträge all derer Versicherten automatisch zugeordnet, die keinen anderen Investmentfonds am Kapitalmarkt ausgewählt haben. Derzeit gehen 2,5 Prozent des Einkommens der Beitragszahler in das Prämiensystem, welches nach dem Prinzip der defined contribution funktioniert. Und so stellte CEO Richard Gröttheim seine Anlagestrategie in diesem Bereich dem Publikum vor. Der Fonds managt derzeit umgerechnet etwa 79,5 Milliarden Euro (900 Milliarden SEK) und sichere die Prämienrenten von etwa der Hälfte aller Versicherten. Gröttheim erläuterte in seinem Vortrag die Bedeutung von Diversifikation über verschiedene Asset-Klassen, Risiken und Zeiten („Diversification is essential“), der niedrigen und mit wachsendem Kapital sinkenden Kosten („You can survive with the same kind of costs as the capital grows.“) und einer äußerst langfristigen Betrachtungsweise (40 bis 50 und teilweise sogar 60 Jahren als Investment-Horizont). So gelang es dem AP7, bei den Kosten etwa aus 15 Basispunkten an Gebühren für die Beitragszahler im Laufe von zehn Jahren fünf Basispunkte zu machen.
Private Equity seit 2002
Bereits in 2002 hatte der schwedische AP7, bis dato investiert in Anleihen und Aktien, über eine Dachfondsstruktur den Einstieg in Private Equity gewagt und diese Asset-Klasse dann 2011 ausgebaut. Außerdem investiert AP7 in Aktien und das passiv über die drei Gesellschaften Blackrock, Northern Trust und UBS. Bei Private Equity arbeite man aktuell mit vier Anbietern zusammen, wobei die gewünschte Zielrendite bei zwei Prozent über der Rendite für ein globales Aktienportfolio liegt. Zudem sei eine Diversifikation über die Zeit und eine regionale Streuung unerlässlich. Aktuell beträgt die Private-Equity-Allokation etwa vier Prozent. „Unser Ziel ist es, diese Quote zu verdoppeln“, so Gröttheim. Im vergangenen Jahr gab es einen Beschluss des schwedischen Parlaments, der es AP7 seit Januar 2023 nun erlaubt und ermöglicht, zusätzlich auch in die Asset-Klassen Infrastruktur und Immobilien zu investieren. Zielallokation des AP7 im Bereich Private Markets ist laut Gröttheim eine Quote von etwa 20 Prozent. „Wir haben uns auch Private Debt angeschaut“, sagte der CEO und könnte sich vorstellen, dass sich auch diese Asset-Klasse in der Zukunft förderlich für das Portfolio erweisen könnte. „Zuerst investieren wir aber in Infrastruktur und Real Estate.“
Investorenpanel und das Zinswendejahr 2022
Interessante Einblicke in die Asset-Allokation von deutschen institutionellen Anlegern gewährte auch das Investorenpanel zum Abschluss der Konferenz. Im Krisenjahr 2022 waren Privatmarktanlagen in der Asset Allocation der institutionellen Anleger hilfreich und hierbei insbesondere die Trägheit der Bewertungen der illiquiden Assets, so Stefan Hentschel, Head of Treasury & Pension Asset Management bei der Evonik Industries AG. Man managt laut Hentschel dort etwa zehn Milliarden Euro in verschiedenen Durchführungswegen, unter anderem über einen CTA und die Pensionskasse. Und so betonte Hentschel neben den Auswirkungen des Jahres 2022, dass „für die meisten ein eher desaströses Jahr“ gewesen sei, insbesondere für Anleger, die viel Aktien und Anleihen im Portfolio hatten, auch die Verringerung der Verpflichtungsseite für Corporates als „zweischneidiges Schwert“.
Durch das gestiegene Zinsniveau werde aber auch für Privatmarktinvestoren der Leverage teurer. So sieht Hentschel auch Private Equity Manager durch den teureren Leverage beeinträchtigt. „Minus fünf bis minus zehn Prozent“ werde man auch bei Private-Equity-Anlagen veranschlagen müssen, bei Immobilien mehr, abhängig von der Nutzungsart. „Börsennotierte Wohnungsgesellschaft mit Leverage erzählen uns eine Geschichte.“ Bei Real Estate drohe noch eine ganze Menge Ungemach.
„Übertriebene Volatilität“
Hannes Banzhaf, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Finanzen der Carl-Zeiss-Stiftung, betonte in dem Gespräch die übertriebene Volatilität von liquiden Anlagen, bereits im März 2020, wo die Preise Liquiditätsstress signalisierten. Banzhaf findet: „Privatmarktanlagen sind realistischer bepreist.“ In 2022 und davor hatte die Stiftung im Equity-Bereich mehr auf Infrastruktur und Erneuerbare Energien gesetzt und damit auf ein Strompreisrisiko, was sich im Jahresverlauf positiv auf das Portfolio ausgewirkt habe. Auch Maximilian Rathke, Spezialist Infrastruktur and Alternative Investments der Kreissparkasse Heilbronn, berichtete, der Bereich Infrastruktur habe der Bank im Depot A seit 2016 „Freude bereitet“, und man sehe auch bei Immobilien aktuell Opportunitäten, so unter anderem bei einem Kauf von einem Bestandsinvestor in Berlin. Dort habe man sich für 3.000 Euro pro Quadratmeter eingekauft. Stefan Hentschels Tipp zum Schluss für die SAA: Diversifikation is key – und die Mischung machts.“
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Aktien | Alternative Anlagen | Erneuerbare Energien / Renewables | Infrastructure Equity | Private Equity | Zinswende
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