„Die Stimmung bei den deutschen Investoren hat sich spürbar aufgehellt“
Eine Umfrage unter Immobilieninvestoren und das Statement eines Multi Family Offices lassen vermuten, dass sich die Lage an den Immobilienmärkten aufhellt. Doch die nächste Insolvenz trübt das Bild.
Der europäische Immobilieninvestmentmarkt erholt sich von seinem Einbruch. Darauf deutet eine aktuelle Umfrage des Immobiliendienstleisters CBRE, die „Investor Intentions Survey“, unter deutschen Investoren hin. Für die Analyse hat CBRE zwischen dem 4. und 29. November 2024 Vertreter von 161 Immobilieninvestoren aus Deutschland befragt – und zwar sowohl General Partner (GP) als auch Limited Partner (LP). Die Umfrage soll das gesamte Spektrum des Eigenkapitals abdecken.
Mit Blick auf die Auswertung erwarten die Real-Estate-Spezialisten von CBRE eine zunehmende die Dynamik am Immobilieninvestmentmarkt. 67 Prozent der befragten Investoren wollen im Jahresverlauf 2025 mehr allokieren als 2024 (siehe Abbildung). Weitere 27 Prozent der Akteure erwarten, „dass ihre Ankaufstätigkeiten zumindest stabil bleiben“.
Zugleich gehen drei Viertel davon aus, dass ihre Verkaufsaktivitäten entweder zunehmen oder stabil sein werden. „Die Stimmung bei den deutschen Investoren hat sich spürbar aufgehellt und lässt eine zunehmende Marktdynamik erwarten“, sagt Kai Mende, CEO und Head of Investment bei CBRE in Deutschland.
Ferner zeigt der insgesamt 38-seitige Markteinblick, dass die Bereitschaft zum Verkauf gestiegen ist – für die Marktliquidität ist das von entscheidender Bedeutung. 2025 scheint ein spannendes Jahr zu werden, vermuten sie bei CBRE, mit einem Anstieg des Dealflows, und es werde interessant sein zu beobachten, wie sich diese Veränderungen entwickeln.
Wohnimmobilien sind das gefragteste Segment
Wie auch im Vorjahr werden Wohnimmobilien das nachgefragteste Segment darstellen – das gaben 37 Prozent an. Dem folgten Logistik (plus sechs Prozentpunkte auf 27 Prozent), Büro (unverändert bei 22 Prozent), Einzelhandel (plus sechs Prozentpunkte auf zehn Prozent) und Hotel (plus drei Prozentpunkte auf sechs Prozent).
Jeweils eine Mehrheit der Investoren in den Segmenten Wohnen, Logistik und Hotel sei bereit, die in Verkaufsprozessen aufgerufenen Preise zu überbieten. „Diese Entwicklung ist entscheidend für einen gut laufenden Markt – denn dass die Verkaufspreise über der Zahlungsbereitschaft der Investoren lagen, war in den vergangenen Jahren seit der Zinswende ein großes Hemmnis des deutschen Immobilieninvestmentmarktes“, sagt Dr. Jan Linsin, Head of Research bei CBRE in Deutschland.
Multi Family Office Pamera stockt Bestand auf
Zu den aktiven Akteuren am Immobilienmarkt gehört Pamera Real Estate Partners aus München. Das Multi Family Office hat zum Jahresende 2024 zwei Objekte im Wert von rund 40 Millionen Euro erworben: ein Ärztehaus in der bayerischen Landeshauptstadt sowie ein Appartmentgebäude in New York City. Insgesamt haben die Süddeutschen im vergangenen Jahr Immobilien für mehr als 300 Millionen Euro akquiriert.
Christoph Zapp, Gründer und Managing Partner von Pamera, bezeichnet die aktuelle Marktphase für das Family Office als optimal: „Wir haben die günstigen Ankaufsrenditen und Marktverwerfungen genutzt, um antizyklisch am mutmaßlichen Tiefpunkt des Investmentmarkts unsere Bestände weiter auszubauen. Auch 2025 werden wir solche Chancen nutzen und vor allem in den USA unsere Investments weiter ausbauen.“
Insgesamt betreut Pamera nun 88 Objekte und Projekte. Sie gehören zu den Nutzungsarten Büro, Wohnen und Hotel. Die Immobilien befinden sich an 26 verschiedenen Standorten in Deutschland und den USA und haben nach Unternehmensangaben zusammen über 370.000 Quadratmeter Mietfläche sowie einen Wert von über 1,6 Milliarden Euro.
Die nächste Insolvenz am deutschen Immobilienmarkt
Alles andere als „aufgehellt“ ist die Stimmung bei Anlegern und Mitarbeitern der auf Immobilien spezialisierten Deutschen Grundbesitz Holding AG (Degag). Laut Medienberichten hat die Degag mit Sitz in Hamburg Insolvenz angemeldet. Der Vorstand der Immobiliengruppe teilte demnach mit, dass die Dachholding und die Tochtergesellschaft Bestand und Neubau 1 GmbH Insolvenzanträge gestellt haben. Außerdem bereite man gerade für zwei weitere mit der Holding zusammenhängende Firmen Insolvenzanträge vor.
Früheren Angaben der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger zufolge hat die Gruppe unter anderem durch Genussrechte knapp 275 Millionen Euro von circa 4.700 Anlegern akquiriert und mit einer tadellosen Leistungsbilanz durch stets pünktliche Zinszahlungen geworben. Im Dezember 2024 gab sie bekannt, dass mehrere Gruppengesellschaften, darunter die DEGAG Kapital GmbH, DEGAG WI8 GmbH und DEGAG Bestand und Neubau 1 GmbH, nicht mehr in der Lage sind, Zins- und Rückzahlungen zu leisten. Unter Berufung auf die vorinsolvenzliche Durchsetzungssperre der qualifiziert nachrangigen Genussrechte wurden die Zinszahlungen ausgesetzt.
Aktualisierter Beitrag vom 29. Januar 2025, 10 Uhr (ergänzt wurden die unteren zwei Absätze).
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Immobilien
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