Schwarzer Schwan
26. März 2013

Die Leiden des verarmten Prinzen

Prinz Walid Ibn Tala Al Saud ist von Forbes betrogen worden, und zwar um 9,6 Milliarden Euro. Doch das macht man nicht mit einem Prinzen, er legt Protest ein. Deutsche Milliardäre halten sich da lieber bedeckt.

Bitte eine Runde Mitleid für den saudischen Prinzen Walid Ibn Talal Al Saud. Laut Medienberichten sah sich seine von der New York Times einmal als arabischer Warren Buffett bezeichnete Hoheit zu einer Protestnote gegenüber dem Magazin „Forbes“ genötigt, da dieses ihn arm gerechnet haben soll: Statt auf lächerliche 20 Milliarden Dollar taxiert der Prinz seine sicherlich sauer verdienten Ersparnisse auf 29,6 Milliarden Dollar.
Dieser feine Unterschied hat große Auswirkungen auf Forbes´Milliardärs-Ranking. Statt sich in den Top Ten zu räkeln, dümpelt der Prinz nämlich nur auf Platz 26. Talals Minderwertigkeitskomplexe sind aber nachvollziehbar. Mit einer Länge von 85 Meter besaß er schließlich einst die längste Yacht der Welt, bis er von dem russischen Neureichen Roman Abramowitsch und dessen Schwanzverlängerung, pardon, dessen Yacht, deutlich übertrumpft wurde. Abramowitschs „Eclipse“ kommt – nach ihrer Verlängerung im Hamburger Hafen – auf stolze 162 Meter.
  
Für deutsche Verhältnisse ist eine solche Öffentlichkeitsarbeit eher ungewohnt. Hat sich Aldi-Gründer Karl Albrecht darüber beklagt, dass er mit auf der Forbes-Liste nur auf Platz 18, aber zumindest vor dem armen Talal landet? Haben sich die Gebrüder Albrecht oder ein Otto Beisheim jemals zu ihrer Altersvorsorge geäußert? Aussagen zum eigenen Reichtum kamen eigentlich nur von Madeleine Schickedanz. Die Karstadt-Erbin brüstet sich aber damit, dass sie dank der Beratung von Sal. Oppenheim nun völlig verarmt sei. Die Arme soll nun nur noch einen Gärtner beschäftigen können. Adolf Merkle verwies dagegen lieber auf seine Sparsamkeit. Der Milliardär fuhr aus Prinzip Zug immer in der 2. Klasse, weil man da genauso schnell ist.
Prinzipiell ist bei allen Superreichen aber mehr Demut angebracht. Schließlich werden sie alle von einer schlichten Comicfigur überflügelt: Dagobert Duck besitzt nicht Milliarden, sondern Fantastilliarden! Erfunden wurde der gefiederte Geizhals übrigens von Carl Barks, weil dieser über seine eigene finanzielle Situation frustriert war. Barks´ Frust dürfte wohl auch eher gerechtfertigt sein als der von Walid Ibn Talal Al Saud. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.

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