Schwarzer Schwan
9. Juli 2014
Die Caritas
Vom Hedgefondsstar zum Mensch: Florian Homm ist wieder da und erzählt seine Wandlung.
Was macht eigentlich Florian Homm? Mit einer solchen Frage leiten Zeitschriften gern nostalgisch gefärbte Rückblicke auf fast schon vergessene ehemalige Branchengrößen ein. Diese berichten dann gerne, wie sie ihren Lebensabend an der Seite der Familie mit Wandern und ähnlichen Hobbys verbringen. Florian Homm hat jedoch anderes zu berichten.
Florian Wilhelm Jürgen Homm, gebürtig in Oberursel, machte sich einen Ruf als Hedgefondsmanager, der unfeinen Geschäften nicht abgeneigt war. Unter anderem soll er auf fallende Kurse gewettet und mit negativen Analystenstudien etwas nachgeholfen haben. Als Investor bei Borussia Dortmund hoffte er aber auf steigende Kurse. 2007 setzte er sich vor seinen Geschäftsfreunden vollgepackt mit Geldbündeln von Mallorca nach Südamerika ab, wo er angeblich von Kopfgeldjägern gesucht, jedoch nicht gefunden wurde. Mit über zwei Metern Körpergröße und blonden Haaren fällt man in Südamerika eben auch kaum auf.
Nun ist Homm wieder aufgetaucht und gab unter konspirativen Umständen Journalisten großer Zeitungen Interviews, in denen er esoterisch angehaucht über seine Menschwerdung erzählte. Denn der Ehrendoktor (Dr. h.c.) der Universität von Monrovia hat wieder etwas zu verkaufen. Diesmal aber keinen Fonds, sondern rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft ein Buch. Interessiert werden die Auftraggeber der Kopfgeldjäger und seine Kritiker die Passage lesen, dass der ehemalige Hedgefondsstar von einem anderen ehemaligen Hedgefondsstar übers Ohr gehauen wurde: Bernie Madoff.
Inwieweit die in den Interviews getätigten Aussagen der Wahrheit entsprechen? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall sind seine Anekdoten sehr unterhaltsam. Wenn Ex-Fußballprofi George Best mit dem Spruch „Die eine Hälfte meines Geldes habe ich für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst“ das Leitmotiv für gefallene Sportgrößen geprägt hat, dann tut Homm dies nun mit passenden Sprüchen für Seinesgleichen. In den Gesprächen mit der FAZ, dem Spiegel und der Süddeutschen Zeitung beschreibt Florian Homm die Sorgen und Nöte gefallener Finanzstars. Hier ein paar Highlights:
– Ich hatte mir einst in den Kopf gesetzt, Milliardär zu werden, mit der Umstellung auf Euro wurde das schwieriger.
– Ein Teil meiner Konten wurde inzwischen eingefroren. Der Rest ging für Lifestyle, karitative Spenden, Notverkäufe und meinen eigenen Schutz drauf.
– Früher steckte ich in einem endlosen Sandkastenspiel mit den anderen Vollidioten, die Flugzeuge und Boote verglichen haben. Da musste sogar die Klobürste einen Markennamen haben und 300 Euro kosten.
– Ich bin keine eindimensionale Luxushure.
– Es gibt viele Dinge, von denen ich überhaupt keine Ahnung habe: Was ist denn eine Vaterschaft? Was bedeutet das Wort Reue? Das sind Dimensionen meines Daseins, mit denen ich mich früher nie beschäftigt habe.
– Meine Skrupel waren total unterentwickelt. Und Skrupel schaden ja auch der Gewinnmaximierung.
– Meine Kinder hatten keinen Vater – die hatten einen Treuhandfonds.
– Ich hatte eine Limousine angefordert mit Panzerglas und Bodenschutz. Was hab´ ich bekommen? Einen verdammten Nissan ohne Schutz.
– Wie wollen Sie denn bitte von null auf 400 Millionen Euro durchstarten, wenn Sie nur nett Hände schütteln und 0,3 Prozent Fondsgebühren verlangen?
Noch mehr hochkarätiges Entertainment verspricht sein Buch „Kopf Geld Jagd“ mit dem Untertitel „Wie ich in Venezuela niedergeschossen wurde, während ich versuchte, Borussia Dortmund zu retten“. Mit dem Kauf des Buches (19,99 Euro, Finanzbuch Verlag) tue man auch Gutes für die Förderung liberianischer Schulkinder. Gutes tut man mit dem Kauf – das erwähnt Homm freilich nicht – aber auch seiner Ex-Frau, die sich in führender Position der entsprechenden Stiftung befindet.
Doch eine Frage bleibt: Homm ist Großneffe von Josef Neckermann, spielte in der Basketball-Bundesliga und studierte in Harvard. Was wäre eigentlich aus ihm geworden, wenn er seine Potenziale und Energie in konstruktivere Bahnen gelenkt hätte?
Autoren:
portfolio institutionell
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