Pension Management
7. Mai 2013

Die Anlage von Pensionsvermögen hinkt Erfordernissen hinterher

Obwohl altbewährte finanzwirtschaftliche Muster im aktuellen Kapitalmarktumfeld kaum noch greifen, wurde die Anlage von Pensionsvermögen in den vergangenen Jahren hierzulande bislang wenig verändert. Das zeigt eine neue Studie.

Towers Watson hinterfragt regelmäßig das Pension Management in großen deutschen Unternehmen. Anhand der Größe der Einrichtungen lassen sich aus den Aussagen aufschlussreiche Rückschlüsse für den gesamten Sektor ableiten. Die Studienteilnehmer in der aktuellen Towers-Watson-Erhebung halten insgesamt rund 100 Milliarden Euro an Plan Assets. Das entspricht etwa 52 Prozent der gesamten Planvermögen deutscher Dax-Unternehmen.
Wie der Studie „Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen“ zu entnehmen ist, haben die befragten multinationalen Unternehmen in Deutschland innerhalb der einzelnen Anlageklassen in jüngster Zeit zwar umgeschichtet oder auch umstrukturiert. Da die Investmentziele der Unternehmen jedoch meist höher liegen als die heute mit einem durchschnittlichen Portfolio erzielbare Rendite, werden künftig weitere Anpassungen erforderlich sein.
Nachdem der Asset Manager Flossbach von Storch kürzlich einen Überblick über die Asset-Allokation der Dax-Pensionskassen veröffentlicht hat,die Sie hier finden, dringt Towers Watson tiefer in die Materie ein. So bestehen die Rentenportfolios weiterhin zum größten Teil aus Staats- und Unternehmensanleihen (siehe Diagramm). Nach Angaben der Studienautoren zeichnet sich sowohl innerhalb des Renten- als auch des Aktienportfolios der befragten Investoren ein Trend zu einer stärkeren Diversität ab. Dennoch zeigt sich Nigel Cresswell, Leiter Investment Consulting bei Towers Watson, von dem Ergebnis überrascht: „Angesichts der Situation an den Finanzmärkten hätten wir (…) eine grundsätzliche Überarbeitung der Portfoliokonstruktion sowie deutlich stärkere Umstrukturierungen innerhalb der einzelnen Anlageklassen erwartet.“
Das ist auch der Grund, weshalb Cresswell den Status quo mit gemischten Gefühlen betrachtet: „Basierend auf dem durchschnittlichen Portfolio aus der Studie lässt sich auf Basis des Towers-Watson-Investment-Modells eine erwartete Rendite von circa 3,5 Prozent über die nächsten zehn Jahre errechnen. Jedoch sind die Investmentziele meist deutlich höher gesteckt.“ Vor diesem Hintergrund rät der Towers-Watson-Experte den Investoren entweder ihre Portfoliokonstruktion oder ihre Investment-Ziele anzupassen. Dabei sollten sie auch über alternative Anlageformen außerhalb des festverzinslichen Bereichs nachdenken. 
Externer Rat gefragt 
Wie Nigel Cresswell beobachtet hat, besteht insbesondere bei Fragen der Governance noch Nachholbedarf. So seien die Anforderungen an die Steuerung von Pensionsvermögen mit der gestiegenen Unsicherheit an den Kapitalmärkten deutlich gewachsen. Da passt es ins Bild, dass das unternehmensinterne Governance-Budget etwa in Form von Fachwissen zu Investmentthemen und vorhandenen Ressourcen von der Mehrheit der Befragten (70 Prozent) als „mittel“ eingestuft wird. Bei Towers Watson unterstreicht man, dass „folgerichtig“ immer häufiger externe Berater hinzugezogen werden. Das gilt neben der Festlegung der strategischen Asset-Allokation (68 Prozent) insbesondere für die Managerauswahl (73 Prozent).
 
Die Towers-Watson-Studie hat noch einen anderen bemerkenswerten Aspekt zu Tage gefördert. Offenbar setzen viele Investoren bei der Festlegung der Investmentstrategie immer noch verstärkt auf mathematische beziehungsweise quantitative Modelle. Qualitative Aspekte würden von Investoren zwar bereits heute schon berücksichtigt, jedoch nur mit niedriger Priorität. So hielten beispielsweise erst 64 Prozent der befragten Unternehmen qualitative Ansätze zur Risikoeinschätzung für einen wichtigen Baustein bei der Bestimmung der Investmentstrategie, wie Towers Watson moniert. Cresswell erläutert: „Angesichts der aktuellen Entwicklungen ist es unerlässlich, dass die Ergebnisse quantitativer Analysen stärker durch qualitative Einschätzungen ergänzt werden.“ Auch in puncto Risikomanagement setzen die meisten Unternehmen bislang überwiegend auf quantitative Modelle. Auch hier plädiert Cresswell dafür, vermehrt qualitative Methoden einzubeziehen: „Wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz bei der Betrachtung und Steuerung von Risiken, der sowohl die Größe, die Eintrittswahrscheinlichkeit, die Höhe der Auswirkung für die Bilanz als auch Signifikanz in Bezug auf die Investmentzielsetzung einbezieht.“ 
Schwarze Schwäne
Bei Towers Watson verweist man abschließend noch auf eine weitere interessante Beobachtung unter den befragten Investoren. Diese legten zwar mehrheitlich (68 Prozent) auf die Einschätzung, Beurteilung und den Schutz vor Extremrisiken großen Wert. Gleichwohl hat nur ein knappes Drittel (29 Prozent) tatsächlich Absicherungsmaßnahmen gegen Tail-Risiken implementiert. Diesen Widerspruch kommentiert Cresswell mit den Worten: „Viele Unternehmen halten die Absicherung von Tail-Risiken aufgrund der geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten für zu teuer.“ Er gibt jedoch zu bedenken, dass Tail-Risiken, wenn sie eintreten, einen übermäßigen Schaden in der Kapitalanlage verursachen können. Insofern sollten Portfolios grundsätzlich robust gegenüber solchen Risiken aufgestellt werden. 
portfolio institutionell newsflash 06.05.2013/tbü
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