Immobilien
27. Januar 2014

Deutschlands Investoren sind die größten Kontroll-Freaks

Unter deutschen Immobilienanlegern sind non-listed Fonds nicht sonderlich populär, sie bevorzugen Direktinvestments. Das verschafft bessere Kontrolle. Wenn sie sich für Fonds entscheiden, dann zumeist als Zugangsform zu Value-add. Dies zeigt die neue Inrev-Studie.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Getreu diesem Motto agieren die institutionellen Investoren in Europa bei ihren Immobilieninvestments. Die bevorzugten Zugänge sind Direktinvestments sowie Joint Ventures und Club Deals. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie „Investment Intention Survey 2014“ der Inrev, dem europäischen Verband für nicht-gelistete Immobilieninvestments. An der Befragung nahmen 142 institutionelle Investoren mit einem Vermögen von über 360 Milliarden Euro teil, darunter auch 17 deutsche Anleger mit insgesamt 61,7 Milliarden Euro an Assets. Das Ergebnis: Fast 40 Prozent wollen 2014 direkt in Immobilien investieren, 36 Prozent über Joint Ventures und Club Deals.
Mit Blick auf die Ergebnisse der Vorjahresstudie relativiert Casper Hesp, Direktor der Research-Abteilung des Verbandes, auf dem deutschen Inrev-Seminar Ende Januar dieses Ergebnis ein wenig: „Der Höhepunkt ist überschritten. Die Popularität von Joint Ventures und Club Deals ist zurückgegangen.“ Und tatsächlich, vor einem Jahr waren es noch knapp die Hälfte der Investoren, die Club Deals und Joint Ventures als bevorzugte Zugangsform nannten. „Ich habe gute Nachrichten für den non-listed Real-Estate-Sektor: Der Anteil der Investoren, die ihre Allokation in non-listed Funds reduzieren wollen, ist deutlich zurückgegangen.“ In der aktuellen Umfrage gaben nur 18 Prozent der Investoren an, eine Reduktion zu planen. Zum Vergleich: 2013 waren es 30 Prozent. Mit 37 Prozent will ein Großteil sogar den Anteil an Fonds erhöhen. Auf dem Inrev-Seminar, als Hesp die Studienergebnisse vorstellte, verhehlt er allerdings auch nicht, dass je nach Land die Ansichten der Investoren divergieren: „Unter deutschen Investoren ist non-listet Real Estate nicht wirklich populär.  Sie bevorzugen direkte Investments.“ Laut der Studie will knapp die Hälfte der deutschen Investoren in den nächsten zwei Jahren direkt in Immobilien gehen und 38 Prozent via Joint Venture und Club Deals. Lediglich 19 Prozent sprechen sich für Fonds aus. In Deutschland scheint somit das Thema „Kontrolle“ von besonders hoher Bedeutung.    
Nicht nur der Heimathafen macht sich bei der Wahl der Investmentwege bemerkbar. Auch die Größe der Investoren ist entscheidend. „Große Investoren tendieren eher zu Direktinvestments, Joint Ventures und Club Deals“, so Hesp. Insbesondere die Großen seien es auch, die ihr Exposure am Debt-Markt erhöhen wollen. Insgesamt planen 25 Prozent der befragten Investoren, ihre Allokation in Immobilienkredite und Mortage Debt auszubauen. Bei den deutschen Investoren sind es sogar 38 Prozent. 
Gefragt, was gegen Investments in non-listed Fonds spricht, zeigt sich eine klare Verschiebung bei den angegebenen Gründen. Während 2013 vor allem die fehlende Interessensübereinstimmung mit den Fondsmanagern beklagt wurde, wird nun die Verfügbarkeit passender Produkte an oberster Stelle genannt. Dies ist für mehr als die Hälfte ein Hauptgrund, nicht in Fonds zu investieren. Als drittes Hemmnis wurde erstmals Liquidität genannt.
Invstoren blicken wieder nach Spanien
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, ist Deutschland vor Frankreich und Großbritannien nach wie vor das präferierte Land für Immobilieninvestments. „Das Bild verändert sich etwas, wenn man die heimischen Investoren entfernt“, erläutert Hesp. „Cross-border-Investoren bevorzugen Großbritannien“, fügt er hinzu. Abseits der Core-Märkte scheint Spanien an Relevanz zu gewinnen. Immerhin ein knappes Viertel hat für dieses Jahr Investments in dieser Region im Auge. Speziell die deutschen Investoren zeigen sich für das südeuropäische Land offen: Über 40 Prozent planen Investments im spanischen Immobilienmarkt. Der durchaus vorhandene Risikoappetit der Investoren zeigt sich auch am anhaltenden Zuspruch für Value-added-Fonds. Mehr als die Hälfte suchen derartige Investments. Laut Hesp sind es vor allem die großen Adressen: „Die kleinen Investoren schauen eher nach Core.“
Mit 67 Prozent bevorzugt die große Mehrheit der deutschen Investoren Value-added-Fonds. Hesp erklärt dies wie folgt: „Deutsche Investoren gehen häufig direkt und über Club Deals in den Core-Bereich. Sie nutzen Fonds als Zugang zu Value add.“
Insgesamt planen die deutschen Investoren, die von Inrev befragt wurden, in diesem Jahr eine Erhöhung ihrer Immobilienquote von 7,5 auf 8,2 Prozent. Damit liegen sie leicht unter dem Durchschnitt aller 142 befragten Investoren. Im Schnitt wollen diese ihre Real-Estate-Allokation von 9,5 auf 10,3 Prozent ausbauen. Das bedeutet, dass 2014 weltweit fast 35 Milliarden Euro in Immobilien fließen sollen.
portfolio institutionell newsflash 27.01.2014/ Kerstin Bendix

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