Investoren
13. April 2023

Deutschland sucht den Klimapfad

Staatsanleihen lassen sich anhand unterschiedlicher Eigenschaften miteinander vergleichen. Abseits von Rendite und Duration rückt nun die „Temperatur“ mehr und mehr ins Blickfeld.

Klimabewusste Fixed-Income-Anleger sollten die Staatsanleihen von Kroatien und Zypern kaufen. Denn diese beiden Länder wirtschaften und konsumieren im EU-Vergleich vergleichsweise klimafreundlich und tragen damit weniger als andere zur Erderwärmung bei. Das zeigen Berechnungen des Climate-Tech-Unternehmens right aus Frankfurt am Main.

Basierend auf der Emissionsintensität der einzelnen Staaten, das heißt dem Verhältnis der im Land produzierten Emissionen zur Einwohnerzahl, hat das Unternehmen deren individuelle Klimawirkung berechnet. Kroatien und Zypern erreichen bei der Klimaperformance für Staatsanleihen jeweils eine „Temperatur“ von 3,1 °C. Für Deutschland ermittelte right 4,4 °C. Damit liegt die Bundesrepublik beispielsweise deutlich hinter Frankreich (3,7 °C). Nur Luxemburg, Tschechien und Estland sind schlechter als Deutschland.

EU-Staaten sind weit weg vom 1,5-Grad-Ziel

Das Ergebnis der Untersuchung untermauere den kürzlich vom UN-Klimasekretariat (UNFCCC) in Bonn veröffentlichten Bericht, der trotz aller Klimaschutzanstrengungen von einer Erderwärmung von 2,5 °C bis 2100 ausgeht. So seien sämtliche EU-Staaten weit von der Erreichung des 1,5-Grad-Ziels entfernt. Würde die ganze Welt so wirtschaften und konsumieren wie Kroatien und Zypern, läge die Erderwärmung bis 2100 bei 3,1 °C.

Dr. Sebastian Müller, Co-Gründer von right, kommentiert: „Auch wenn die EU-Staaten weit vom 1,5 °C Ziel entfernt sind und das verfügbare CO2-Budget immer mehr sinkt, haben wir die Mittel um der Erderwärmung zahlenbasiert und unternehmerisch zu begegnen.“

Und wie misst man die Klimarisiken in einem 35-Milliarden-Euro-Portfolio? Anhaltspunkte dafür ergab ein Besuch im „Labor“, in dem der BVV und das right an der Zukunft der Temperaturmessung von Kapitalanlagen tüfteln.

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