Jahreskonferenz
24. Januar 2025

„Deutschland braucht einen radikalen Kurswechsel“

Professor Hans-Werner Sinn ist Opener der Jahreskonferenz 2025. Öffnen wird er den Besuchern auch die Augen zur Energiewende, bei Zöllen, Sozialstaat, Staatsschulden und Inflation. Einblicke ins Programm und Auszüge aus einem Interview lesen Sie hier.

In den verbleibenden Wochen des ersten Quartals sollten Sie zwei Termine immer im Blick behalten. Da wäre einerseits der 23. Februar, also der Tag, an dem die vorgezogene Neuwahl des Bundestags stattfindet und die rund 59,2 Millionen Wahlberechtigten die Weichen für die Zukunft des Landes stellen.

Für institutionelle Investoren ist andererseits der 27. März 2025 von herausragender Bedeutung. An dem Tag veranstalten wir in Berlin die Jahreskonferenz, fachliches Leuchtturm-Event von portfolio institutionell und Treffpunkt der institutionellen Kapitalanlageszene.

Hans-Werner Sinn hält die Keynote

Professor Hans-Werner Sinn ist Opener unseres Top-Events. Seine Keynote steht unter der Überschrift „Deutschland im Bermudadreieck aus Klimazielen, Deindustrialisierung und Geopolitik“. Passend dazu veröffentlichen wir in der Februar-Ausgabe 2025 ein Interview mit dem Wirtschaftswissenschaftler. Nachfolgend ein Auszug daraus:

Herr Professor Sinn, Elon Musk schrieb in der „Welt“, dass Deutschland am Rande seines wirtschaftlichen (und kulturellen) Zusammenbruchs steht. Ist das zutreffend?

Hans-Werner Sinn: Zutreffend ist nur, dass unserem Land die schwerste Krise der Nachkriegszeit bevorsteht, dass Deutschland einen radikalen Kurswechsel, ja eine Kehrtwende, braucht und dass das Wahlvolk das alles noch nicht vollumfänglich verstanden hat. Alle Parteien täten gut daran, belastbare ökonomische Reformen zu entwickeln.

Was muss eine neue Bundesregierung wirtschaftspolitisch ändern?

Sinn: Sie könnte den passivierenden Sozialstaat aufgeben und ihn zu einem aktivierenden Staat machen. Der Staat sollte das Mitmachen statt das Wegbleiben fördern. Das gilt für das Bürgergeld genauso wie für den Vorruhestand. Für junge Flüchtlinge könnte er die duale Ausbildung attraktiver gestalten. Er könnte einen Selbstbehalt bei der Bezahlung von Krankheitstagen einführen. Das Steuersystem könnte bessere Rahmenbedingungen für Start-ups erhalten. Es könnte inflationsindexiert werden, um die stille Progression und die Scheingewinnbesteuerung zu beenden. Die Schulen sollten besser werden. Der Kinderwunsch könnte gestärkt werden. Der Green Deal mit den Verbrennerverboten könnte im Verbund mit anderen Ländern rückabgewickelt werden, genauso die ESG-Gesetzgebung, die den Unternehmen die Luft zum Atmen nimmt. Deutschland könnte zur Atomkraft zurückkehren. Wenn die wertebasierte Außenpolitik aufgegeben würde, würden wir im Ausland als weniger anmaßend gesehen.

Laut IWF dürfte sich die weltweite Staatsverschuldung bis 2030 einer Quote von 100 Prozent annähern. Was sollten Staatsanleihe-Investoren daraus folgern?

Sinn: Staatsanleihen werden immer gefährlicher, weil das Konkursrisiko der Staaten steigt. Außerdem steigt die Gefahr, dass die Zentralbanken eine Inflationierungspolitik betreiben, um die Schulden auf diese Weise zu erodieren.

Wie klug ist die deutsche Schuldenbremse?

Sinn: Sie bewahrt uns vor steigenden Zinsen aufgrund eines wachsenden Misstrauens der Märkte, wie wir es unter der britische Premierministerin Liz Truss erlebt haben und wie es derzeit in den USA zu beobachten ist. In Europa wäre neben Italien vor allem Frankreich ein Kandidat für steigende Zinsen, denn das Land kriegt seine Schulden einfach nicht in den Griff. Aber Frankreichs Gläubiger wissen, dass sie von der EZB gerettet werden, die bereit ist, die französischen Papiere im Zuge ihres TPI (Transmission Protection Instrument) zu erwerben. Hinter der EZB steht im Wesentlichen die Bonität Deutschlands. Wenn Deutschland das Gleiche täte wie Frankreich und Italien, verlöre auch die EZB ihre Macht über die Zinsen. Dann würde das gesamte Eurosystem wackeln.

Jahreskonferenz 2025: Vorträge, Investoren-Panel, Expertise aus erster Hand

Im Anschluss an die Keynote hält Dr. Bernd Scherer, Head of Portfolio Implementation, Abu Dhabi Investment Authority, einen Vortrag zum Thema „Optimales Design von Investmentkomitees – Blending Quantitative and Behavioural Finance“. Treffen Sie außerdem Jens Hennes vom Versorgungswerk der Apothekerkammer Nordrhein und Anja Mikus, CEO & CIO des Atomfonds Kenfo, sowie viele weitere Investoren.

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