Administration
12. März 2025

Deutscher Spezialfonds in labilem Zustand

Admin-Experten von Kommalpha fühlen dem Spezial-AIF den Puls. Zufuhr an Nettomitteln schwächelt.

Ende gut, alles gut? Nein, auch ein bemerkenswerter Jahresendspurt kann nicht kaschieren, dass das Befinden des deutschen Spezialfonds besorgt. Insgesamt wurden zwar im vierten Quartal 2024 knapp 22 Milliarden Euro netto in Spezialfonds dotiert und damit eine Milliarde mehr als in den ersten drei Quartalen 2024 zusammen. Im Gesamtjahr kommt das Nettomittelaufkommen allerdings nur auf mäßige 41,8 Milliarden Euro. Weniger waren es nur im Vorjahr und im Jahr 2009. Das gesamte Spezialfondsmarktvolumen beläuft sich Ende 2024 auf 2.132 Milliarden Euro. Diese Zahlen lassen sich dem aktuellen Spezialfonds-Bulletin Quarterly entnehmen, in welchem der Berater Kommalpha dem Markt den Puls fühlt.

Zur Sorge gibt vor allem Anlass, dass die beiden größten Anlegergruppen bezüglich ihres Spezialfonds-Volumens den Zenit überschritten haben dürften. Bei den Altersvorsorgeeinrichtungen beläuft sich die Anzahl von Monaten mit negativem Nettomittelaufkommen in der Betrachtungsperiode von Januar 2010 bis Dezember 2024 auf 23, davon befinden sich 15 im Zeitraum seit Januar 2020. Bei Versicherungen sind es seit 2010 29 Monate mit negativem Nettomittelaufkommen, davon wiederum entfallen sogar 23 auf den Zeitraum seit 2020.

Verhaltene Diagnose

Die Diagnose von Kommalpha-Vorstand Clemens Schuerhoff führt zu einem Mix an Risikofaktoren für die Administrationsbranche, die sich künftig teils sogar noch stärker auswirken könnten: Einmal habe der Zinsanstieg sowohl die Attraktivität der Direktanlage erhöht als auch Bondwerte in Milliardenhöhe schlagartig vernichtet. Zum anderen sind Mittelabflüsse demographisch bedingt und den Private Markets geschuldet. Letztere sorgen dafür, dass sich Gelder nach Luxemburg verabschieden. Auf dem Weg der Besserung sieht Schuerhoff den Patienten nicht: „Mit Blick in die Zukunft prognostizieren wir, dass das Nettoneugeschäft von Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen nie wieder die Höhen erreichen wird wie in den 2010er-Jahren.“ Immerhin sieht Schuerhoff den deutschen Spezialfonds zumindest in naher Zukunft in stabiler Seitenlage: „Die Schwächephase der letzten beiden Jahre wird sich allerdings auch nicht fortsetzen, sondern das Nettoneugeschäft von Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen wird sich im laufenden Jahr und den Folgejahren wieder erholen und sich jeweils zwischen acht und zehn Milliarden Euro einpendeln.“

Bittet man die Dienstleister-Seite zum Spezialfonds-Gesundheitscheck, ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Patrick Westerhoff, DZ Bank, erklärt: „Aus unserer Sicht gibt es absehbar kein vergleichbar flexibles, kostengünstiges und etabliertes Investmentvehikel, welches der Attraktivität des deutschen Spezial-AIF nahekommt.“ Jan Steenbergen von BNP Paribas Securities Services streicht beispielsweise die hohe Flexibilität, den einfachen Zugang zu illiquiden Anlagen und die Integrationsmöglichkeiten von individuellen Anforderungen heraus. „Diese Eigenschaften positionieren den deutschen Spezial-AIF auch in den kommenden zehn Jahren als die attraktivste Anlageform für indirekte Kapitalanlagen institutioneller Investoren.“ Etwas Skepsis schwingt in der Einschätzung von Jörg Debé von der Deka-Bank mit. Aus heutiger Sicht sehe es jedoch so aus, „als wenn der Spezial-AIF bis auf Weiteres das erste Mittel der Wahl für Kapitalanlagen institutioneller Investoren in Deutschland ist, wobei es jedoch wichtig ist, die Marktbedingungen und regulatorischen Entwicklungen kontinuierlich zu beobachten, um die Attraktivität zu erhalten.“

Versicherer: Abfall der Nettomittelsättigung

Im langfristigen Mittelwert bleibt jeder vierte Euro netto im Spezialfonds hängen. Ein geringerer Wert sollte nicht nur Administratoren, sondern auch Asset Manager sorgen – insbesondere, wenn es sich um die große Gruppe der Versicherungen handelt. „Versicherungen haben erhebliche Mittel in ihre Spezialfondsmandate gepumpt, von denen mit 4,4 Prozent nur ein verschwindend geringer Teil netto in den Vehikeln verblieben ist“, warnt Schuerhoff. „In 2024 wurden somit sehr viele Spezialfondsanteile gedreht, was auf massive Re-Allokationen, Neumandatierungen von Asset Managern sowie massivem Liquiditätsabzug zwecks Verwendung außerhalb des Spezialfondsmantels schließen lässt. Diese Entwicklung bei der zweitgrößten Investorengruppe des Spezialfondsmarktes ist nichts anderes als alarmierend für die Asset-Management-Branche.“

Vitale Zusatzversorgung

Dass andere Anlegergruppen für KVGen, Verwahrstellen und Asset Manager in die Bresche springen können ist unrealistisch. Schließlich entfällt das gesamte Spezialfondsvolumen zu 54 Prozent auf Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen. Lob und Anerkennung von den Dienstleistern haben sich aber Sozialversicherungen und öffentliche/kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen verdient. Diese Anlegergruppe liegt im Jahr 2024 beim Nettomittelaufkommen mit 17,9 Milliarden Euro auf Platz 1.

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