Alternative Anlagen
19. August 2013
Deutscher Beteiligungsmarkt kühlt sich ab
Die Stimmung am hiesigen Beteiligungsmarkt hat sich im zweiten Quartal leicht abgekühlt, wie das German-Private-Equity-Barometer zeigt. Vor allem die Seed- und Start-Up-Finanzierung schwächelt.
Nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die das German-Private-Equity-Barometer zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalanlagegesellschaften (BVK) quartalsweise ermittelt, ist der Geschäftsklimaindex im Dreimonatszeitraum von April bis Juni um 3,7 Zähler auf 36,5 Punkte gefallen. Der Index liegt damit nur noch leicht über seinem langfristigen Mittelwert, der mit 36,1 Punkten angegeben wird, rangiert aber insgesamt in positivem Terrain. Denn der Stimmungsindikator kann zwischen den Extremwerten -100 (alle Befragten schätzen die aktuelle oder künftige Lage schlecht ein) und +100 schwanken. Ein Wert von Null bedeutet, dass sich positive und negative Einschätzungen gerade ausgleichen.
Der Grund für die insgesamt nachlassende Stimmung geht nach Angaben der KfW auf die deutlich verschlechterte Stimmung der Frühphasenfinanzierer zurück, die den aggregierten Stimmungsindikator ins Minus zieht. So kam es im zweiten Quartal 2013 zu einem drastischen Stimmungseinbruch, der hauptsächlich auf die sinkende Nachfrage nach Wagniskapital zurückgeführt wird.
Für Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe, ist der vergleichsweise starke Einbruch des Frühphasensegments ein Warnsignal, dass neben der Investitionsbereitschaft auch die Innovationsbereitschaft der Unternehmen „unter den unsicheren Rahmenbedingungen“ leidet. Für Frühphasenfinanzierer werde es zunehmend schwieriger, so Zeuner. In Zahlen ausgedrückt kühlte die Stimmung um 16,9 Zähler auf 26,6 Punkte ab. Dieser Wert liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 37,7 Punkten.
Ein anderes Bild zeigt sich dagegen im Spätphasensegment. Dort sind die Finanzierer in dem Dreimonatszeitraum noch einmal zuversichtlicher gestimmt, was die KfW auf zunehmende Fusions- und Übernahmeaktivitäten zurückführt. Verglichen mit dem Vorquartal hellte sich die Stimmung im zweiten Turnus um 5,4 Zähler auf 43,3 Punkte auf. Wie es heißt, bewerten die Umfrageteilnehmer sowohl die Fundraising-Situation als auch die Exit-Möglichkeiten deutlich besser als im ersten Quartal 2013. Die zuletzt negative Bewertung der Gründungs- und Innovationstätigkeit drückten jedoch auf die Stimmung im Beteiligungsmarkt.
Ulrike Hinrichs, seit April 2011 Geschäftsführerin des BVK, kommentiert die zweigeteilte Stimmung im Beteiligungsmarkt mit den Worten: „Der Stimmungsaufschwung in der Spätphase ist erfreulich und hängt in starkem Maße auch mit der robusten wirtschaftlichen Lage in Deutschland zusammen.“ Die kritische Stimmung im Frühphasensegment sollte ihrer Ansicht nach nicht über die weiterhin entscheidende Bedeutung von Venture Capital für die Innovationsfinanzierung hinwegtäuschen. Hinrichs ist überzeugt, dass der deutsche Venture-Capital-Markt wieder an Optimismus gewinnen wird. „Beitragen dazu kann auch die Politik, indem Rahmenbedingungen endlich so gesetzt werden, dass Venture Capital hierzulande seine Rolle als Impulsgeber wahrnehmen kann, um die Potentiale junger und innovativer Unternehmen für den Wohlstand unseres Landes genutzt werden“, wie die BVK-Geschäftsführerin fordert.
portfolio institutionell newsflash 19.08.2013/Tobias Bürger
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