Deutsche Großanleger stocken Bundesanleihen auf
Bundesanleihen sind wieder gefragt bei Großanlegern in Deutschland. Das zeigt eine Spezialfonds-Analyse.
Staatsanleihen und institutionelle Portfolios – diese jahrelang ganz alltägliche Konstellation passte in Zeiten der Zinsflaute immer weniger zusammen. Angesichts der nun wieder anziehenden Renditen fühlen sich Großanleger aber wieder hingezogen zu den risikoarmen Wertpapieren, denen in den Portfolios häufig die Rolle eines Stabilitätsankers zukommt.
Laut der aktuellen Spezialfonds-Analyse von Universal Investment haben Anleger sichere Staatsanleihenbestände in institutionellen Portfolios im gesamten Jahresverlauf 2022 aufgestockt. Als riskanter eingestufte Bonds haben sie im ersten Halbjahr 2022 abgebaut. Insgesamt gesehen habe sich das Investitionsvolumen in Staatsanleihen im Vorjahr aber kaum verändert, berichtet die Fonds-Service-Plattform. Gleichwohl seien Bundesanleihen so interessant wie lange nicht mehr.
Die Analyse basiert auf den aggregierten Spezialfonds-Beständen institutioneller Investoren auf der Universal-Investment-Plattform in Höhe von über 530 Milliarden Euro. Staatsanleihen machen dabei etwa zehn Prozent aus. Deutsche Staatsanleihen haben daran wiederum einen Anteil von mehr als 35 Prozent und erreichen nach Unternehmensangaben erstmalig wieder ein Niveau, das sie 2013 verloren hatten.
Der Anteil der Zinsträger war zwischen 2011 und 2015 von zunächst 40 Prozent um satte 15 Prozentpunkte eingebrochen und erreichte um das Jahr 2016 herum den Tiefpunkt bei nur noch etwa 25 Prozent. Nun sehen die Anleger in den langfristigen Bundeswertpapieren also wieder Chancen. Am 19. Januar 2022 hatten die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen erstmals seit knapp drei Jahren wieder die Nulllinie nach oben durchstoßen.
Inverse Zinskurve gibt Rätsel auf
In den kommenden Monaten werde sich allerdings zeigen, ob die inverse Zinskurve der Bundesanleihen der Vorbote einer Rezession ist oder ein Wendepunkt bei der Inflation, erläutert Universal Investment. Aktuell liegen die langfristigen Renditen unter den Sätzen der kurzlaufenden und könnten so den starken Anstieg durch viele kurzlaufende Bundesanleihen erklären.
Stabil geblieben sei die Nachfrage nach US-Treasuries. Auffallend ist für Universal Investment der Rückgang bei den französischen Staatsanleihen, die bis 2020 in der Gunst der Anleger kontinuierlich gewachsen seien und seit zwei Jahren eine deutlich kleinere Rolle bei den Anlageentscheidungen spielten. Ähnliches gilt für die Emerging Markets, die in einem Jahr um rund zwei Prozentpunkte gefallen sind.
So gut wie keine Rolle spielten seit Jahren Staatsanleihen aus Großbritannien oder der EU-Peripherie, etwa aus Griechenland oder Portugal. Das gleiche gelte seit vielen Jahren für Russland, und im vergangenen Jahr gingen die russischen Staatsanleihen aus nachvollziehbaren Gründen gegen Null. Insgesamt sind Anleihen als Anlageklasse mit knapp 37 Prozent gewichtet. Das ist aber immer noch weit entfernt von den mehr als 50 Prozent im Jahr 2014.
Autoren: Tobias Bürger In Verbindung stehende Artikel:
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