Versicherungen
6. März 2023

Deutlich weniger neue Hypothekendarlehen

GDV: Im zweiten Halbjahr bricht das Neugeschäft ein. Spitzenjahr war 2020 mit über zehn Milliarden Euro, 2022 kommt aber noch auf insgesamt 8,8 Milliarden Euro.

Das Neugeschäft der Lebensversicherer mit Hypothekendarlehen ist im zweiten Halbjahr 2022 deutlich eingebrochen. So spricht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) vom „Ende eines Booms“: Dem Verband zufolge lagen die Finanzierungszusagen für 2022 insgesamt zwar bei fast neun Milliarden Euro (zum Vergleich: 9,2 Milliarden Euro waren es in 2021), in der zweiten Jahreshälfte wurden davon aber nur Neuverträge mit einem Volumen von 2,7 Milliarden Euro abgeschlossen. Im ersten Halbjahr waren demgegenüber noch 6,3 Milliarden Euro bewilligt worden. „Die steigenden Zinsen haben das Neugeschäft im Jahresverlauf deutlich gebremst“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Insgesamt zeigen sich Neuverträge auch 2022 noch stabil

Auszahlungsseitig war jedoch auch 2022 ein leichtes Wachstum zu verzeichnen: Die Lebensversicherer haben 2022 etwas mehr Hypothekendarlehen ausgezahlt als ein Jahr zuvor. Zahlten sie in 2021 insgesamt 8,6 Milliarden Euro an Wohnungsbaudarlehensnehmer aus, so waren es im vergangenen Jahr 8,8 Milliarden Euro – ein Anstieg um 2,3 Prozent. Im Zwölf-Jahresvergleich seit 2010 an der Spitze liegt jedoch das Corona-Jahr 2020: In diesem Jahr wurden 10,1 Milliarden Euro an Hypothekendarlehen ausgezahlt. „Angesichts der Trendwende auf dem Immobilienmarkt ist das ein gutes Ergebnis“, kommentierte Jörg Asmussen. Während im dritten Quartal 1,4 Milliarden Euro an Neugeschäft abgeschlossen wurde, kamen Finanzierungszusagen im vierten Quartal auf 1,3 Milliarden Euro.

Anteil privater Eigenheime gesunken

Gleichwohl hinterlasse die gesunkene Immobiliennachfrage infolge des Zinsanstiegs auch in den Kreditbüchern der Versicherer Spuren, so der GDV weiter. Damit verbunden waren auch Verschiebungen bei den Kreditnehmern. Die Lebensversicherer finanzieren traditionell überwiegend private Eigenheime oder Eigentumswohnungen. Ihr Anteil an den gesamten Kreditzusagen lag im vergangenen Jahr jedoch „nur“ noch bei 77,6 Prozent (in 2021 waren es noch 84,6 Prozent) – und war damit so niedrig wie seit Mitte der 1990er-Jahre nicht mehr. Umgekehrt stieg der Anteil größerer Mietshäuser am Finanzierungsvolumen auf ein Rekordniveau.

Zinsbindungen von bis zu 30 Jahren

Im langfristigen Vergleich liegt das Hypothekengeschäft immer noch auf hohem Niveau. Mit Beginn der Niedrigzinsphase waren viele Unternehmen dazu übergegangen, ihre Kapitalanlagen breiter zu streuen und ihr Hypothekengeschäft auszubauen. „Baudarlehen sind wegen der hinterlegten Immobilien relativ sicher, werfen aber gleichzeitig höhere Renditen ab als Staatsanleihen bester Bonität“, so Asmussen.

Insgesamt spielten die Lebensversicherer in der Wohnimmobilienfinanzierung indes eine kleine Rolle: Nach Angaben des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken für 2021 kommen sie auf einen Marktanteil von drei Prozent. Dennoch leistet der Sektor einen wichtigen Beitrag zur Vermögensbildung privater Haushalte. Denn während Banken zumeist Darlehen mit einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren anbieten, können Versicherer aufgrund ihrer meist langlaufenden Verpflichtungen auch Kredite mit einer Zinsbindung von 20 oder gar 30 Jahren vergeben. „Hypotheken passen gut zum Geschäftsmodell der Lebensversicherer“, so Asmussen.

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