Der (Wieder-)Anlagenotstand in Zahlen
Kritik an Private-Equity-Regulierung. Studie von Mackewicz & Partner.
Eine Begleiterscheinung des oft proklamierten Anlagenotstands ist, dass die Finanzaufsicht Bafin ihre Schäfchen regelmäßig zur Zinsabfrage bittet. Die Auswertung der aktuellen Erhebung ergab, dass im vorgegebenen Niedrigzinsszenario die Kapitalerträge der Branche insgesamt etwa 15 Jahre lang ausreichen, um den Garantiezins zu finanzieren (lesen Sie hierzu auchBafin: Zinsabfragen bei Versicherungen und Pensionskassen). Trotzdem wird für Versicherer die Situation immer prekärer, da auslaufende Zinsträger nur durch deutlich niedriger verzinste Anleihen ersetzt werden können. Mit belastbarem Datenmaterial hierzu und auch zu anderen Fragen der institutionellen Kapitalanlage wartet ein Studienbericht von Mackewicz & Partner, ein Advisor für Beteiligungen, auf.
Laut der von Axa Private Equity und LGT Capital Partners unterstützten Studie hat die Assekuranz seit 2008 einen Zinsverlust von über zwei Milliarden Euro pro Jahr bei einem durchschnittlich gesunkenen Zinsniveau von einem Prozentpunkt zu beklagen. Die Studie beruft sich dabei auf Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Genauer gesagt besteht also kein Anlagenotstand, sondern ein Wiederanlagenotstand. Eine interessante Anmerkung der Studienautoren zum Zinsniveau ist das Lamento der sich über den GDV artikulierenden Assekuranz über die Leitzinspolitik der Zentralbank. Diese sei eine Subventionierung der Kreditinstitute, führe aber bei Versicherungen zu hohen Zinsverlusten.
Selbstredend bringen die Studienautoren Private Equity als Anlagealternative zu Zinsträgern ins Spiel. Wie sich aus dem gesammelten Zahlenwerk ergibt, könnte Private Equity aber nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein sein. Laut dem GDV belief sich die Wieder- und Neuanlage der deutschen Versicherungen 2010 auf etwa 240 Milliarden Euro, der Bestand an Private-Equity-Anteilen bei deutschen Versicherungsunternehmen betrug lediglich etwa 7,8 Milliarden Euro. Gegenüber 2009 wurde der Private-Equity-Bestand um 635 Millionen Euro aufgestockt.
Eine große Hilfe, um dem Renditeproblem zu begegnen, können Private Equity und Infrastruktur also schon aus Kapazitätsgründen nicht sein. Umso mehr stellt Studienautor Detlef Mackewicz bei diesem Ungleichgewicht und vor dem Hintergrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Private Equity zurecht folgende Frage: „Warum wird einer Anlageklasse, die 0,6 Prozent im Gesamtportfolio der deutschen Versicherungswirtschaft repräsentiert, so viel Aufmerksamkeit von den europäischen Aufsichtsbehörden geschenkt?“ Ausgedrückt wird die Aufmerksamkeit in einer Eigenmittelunterlegung von 49 Prozent gemäß Solvency II. Auch bei den ebenfalls in der Studie untersuchten und unter der Regulierung von Basel III leidenden Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken ist die Private-Equity-Quote nicht höher als bei Versicherungen. Bei den unregulierten Family Offices beträgt die Private-Equity-Quote dagegen gemäß der Studie etwa 20 Prozent.
Die Bevorzugung von Staatsanleihen verwundert wenig, wenn man bedenkt, dass Regulierer und Emittent identisch sind. Dem deutschen Staat kann die Lenkungsfunktion der internationalen Regelwerke Solvency II und Basel III hin zu Staatsanleihen auch nicht unrecht sein. Denn in die Untersuchung gingen 2.396 institutionelle Investoren in Deutschland ein, die ein Kapitalvermögen von 2.137 Milliarden Euro verwalten. Wie die Autoren anmerken, ist dieses Kapitalvolumen damit ungefähr so groß wie der aktuelle Schuldenstand der öffentlichen Haushalte Deutschlands.
portfolio institutionell newsflash 15.02.2012/pe
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