Schwarzer Schwan
9. Juli 2014

Der verarmte Sonnenkönig

Wie wird man Millionär? Indem man als Milliardär Solarzellen produziert. Frank Asbeck wurde zudem noch zweifacher Schlossherr.

Angetrieben von staatlichen Subventionen war Solarunternehmer Frank Asbeck ganz oben im Börsenolymp angekommen: 2007 waren die Firmenanteile des Gründers von Solarworld für eine Weile 1,5 Milliarden Euro wert. Gut fünf Jahre später steht das Tec-Dax-Mitglied mit Asbeck an der Spitze nun mit dem Rücken zur Wand, weil die Chinesen ihre Solarpanele zu Dumpingpreisen auf den deutschen Markt werfen, wie der Prozesshansel Asbeck gegenüber der EU-Kommission immer wieder klagt.
Gut für sein Justiz-Faible, dass der 53-jährige Mitbegründer der Grünen in NRW bei Solarworld einen erfahrenen Aufsichtsratsvorsitzenden an der Hand hat. Da macht es praktischerweise auch nichts, dass dieser seine Honorare als Rechtsbeistand des maroden Technologieunternehmens leicht durchwinken kann, wie Christian Strenger von der Regierungskommission Corporate Governance Kodex beklagt.
Inzwischen ist Asbeck vom Börsenolymp weiter weg, als seine Solarfirma von nachhaltiger Profitabilität. Gar nicht gut hat sich sein finanzieller Abstieg, Asbeck ist jetzt nur noch Millionär, auf sein öffentliches Ansehen ausgewirkt. Längst muss sich der self-made Man, dem ein Hang zu dekorativen Fuchspelzen nachgesagt wird, für „Privatangelegenheiten“, wie den Kauf des gut fünf Millionen Euro teuren Schloss Marienfels hoch über dem Rhein, das eben noch dem Entertainer Thomas Gottschalk gehört hat, rechtfertigen.
Pech für die Gläubiger
Denn nach einem verheerenden Geschäftsjahr 2012 kam er nicht umhin einzugestehen, dass sein bis über beide Ohren verschuldeter Laden Anleihen in dreistelliger Millionenhöhe voraussichtlich nicht ordnungsgemäß zurückzahlen kann. Dennoch kassierte Asbeck allein im vergangenen Jahr knapp 2,8 Millionen Euro Dividenden, und das, obwohl der Konzern just 300 Millionen Euro Verlust eingefahren hatte – und die Rückzahlung der Schulden schon damals fraglich schien. Außer Christian Strenger hat niemand die Selbstbedienungsmentalität bei der jüngsten Hauptversammlung kritisiert, was eigentlich nicht verwundert, wenn der Aufsichtsrat über Dividenden incentiviert wird und der Sonnenkönig Großaktionär ist. 
Sollten die Dividenden künftig dann doch spärlicher fließen, kann Asbeck ja immer noch den gut 100.000 Quadratmeter großen Wald bewirtschaften, der zu seinem neuen und inzwischen zweiten Schloss dazu gehört. Gut möglich ist auch, dass der mit allen Wassern gewaschene Schlossherr sich künftig nicht mehr lasziv räckelnd auf einem Solarmodul fotografieren lässt, sondern standesgemäß in seinem freskenverzierten Pool auf Schloss Marienfels. Die Aktionäre und Bond-Investoren sind allerdings schon heute baden gegangen.
Die Redaktion von portfolio wünscht Ihnen derweil ein schönes Wochenende.

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