„Der Handelskrieg ist hier“
Donald Trump kündigt neue Zölle gegen Kanada, Mexiko und China an. Analysten zeigen sich erschüttert von der Geschwindigkeit der Umsetzung, dem Umfang und der Breite.
Man kann dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump nicht vorwerfen, ein Zauderer zu sein. Noch nicht einmal zwei Wochen im Amt, verkündete Trump am Wochenende per Dekret massive Zölle gegen Kanada, Mexiko und China. In einem ersten Statement vom Sonntag macht die Deutsche Bank deutlich, welchen Folgen sich aus der Entscheidung der Trump-Administration ergeben: „Der Handelskrieg ist hier.“
Sollten diese Zölle in Kraft treten, stellen sie den größten Schock in der globalen Handelspolitik seit dem Zusammenbruch von Breton Woods dar (1973). „Wir sehen unmittelbare Rezessionsfolgen für einige der betroffenen Volkswirtschaften und weitreichende negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft“, lautet die Einschätzung der Deutschbanker.
Wie Trump in den letzten Monaten wiederholt angekündigt hatte, werden die Zölle einen Zollsatz von 25 Prozent auf alle Importe aus Mexiko und die meisten Waren aus Kanada sowie einen Zollsatz von zehn Prozent auf in die Vereinigten Staaten importierte chinesische Waren belaufen, wie CNN berichtete.
Die Zölle zielten darauf ab, den Strom von Drogen und Einwanderern ohne Papiere in die USA einzudämmen, teilte die Trump-Administration mit. Laut CNN bergen sie jedoch möglicherweise erhebliche Preissteigerungen für amerikanische Verbraucher bei einer Reihe alltäglicher Güter, von Avocados über Turnschuhe bis hin zu Autos.
Zölle betreffen 44 Prozent der gesamten US-Importe
Von Dienstag an sollen die neuen Zölle gelten. Die Analysten der Deutschen Bank zeigen sich erschüttert von der Geschwindigkeit der Umsetzung, dem Umfang und der Breite. Die Zölle betreffen alle Waren, einschließlich zuvor ausgenommener kleiner Paketgüter, und ungefähr 44 Prozent der gesamten US-Importe. Auch Energieimporte aus Kanada fallen in den Geltungsbereich.
Die großen deutschen Auto-Hersteller und auch viele ihrer Zulieferer nutzen Mexiko als Produktionsstandort. Sie bedienen von dort aus den US-Markt, wie die Nachrichtenagentur DPA anmerkt. Analyst Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies sieht laut dem Agenturbericht allerdings weniger die deutschen Hersteller betroffen, als viel mehr die großen US-Autokonzerne. Er erwartet, dass die US-Einfuhrzölle die Fahrzeugpreise in den USA beziehungsweise die Produktionskosten um durchschnittlich sechs Prozent steigen lassen, falls es nicht zu einer raschen Deeskalation der Lage komme.
Negative Auswirkungen erwartet die Deutsche Bank auch für die Finanzmärkte. Dort müsse die „Handelskriegsrisikoprämie“ strukturell und deutlich neu bewertet werden. „Wir schreiben schon seit einiger Zeit, dass der Markt diese Risiken unterbewertet hat. Wir haben auch davor gewarnt, dass sich die Zölle auf Kanada – Amerikas engsten Verbündeten – negativ auf den Rest der Welt auswirken würden.“ Nach Schätzungen der Bank hat der Markt ungefähr das Äquivalent eines in den kommenden Monaten eingeführten Universalzolls von fünf Prozent eingepreist, „was einem ‚Buckel‘ der US-Inflationskurve um 30 Basispunkte entspricht“. Die Ankündigungen an diesem Wochenende seien etwa dreimal so groß.
Deshalb erwarteten die Analysten eine Auswirkung auf die Gesamtinflation in den USA von einem Prozent, sofern die Zölle aufrechterhalten werden. „Für Kanada und Mexiko gehen wir davon aus, dass dieser Handelsschock – wenn er anhält – ein weitaus größeres wirtschaftliches Ausmaß hat als der Brexit im Vereinigten Königreich und wir gehen davon aus, dass beide Länder in den kommenden Wochen in eine Rezession eintreten werden.“
Kanada reagiert mit Gegenzöllen
Kanada hat bereits Gegenzölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 155 Milliarden US-Dollar mit gestaffeltem Umsetzungszeitraum angekündigt, wobei das Land angesichts eines ausgewogeneren Handels mit den USA den größten Spielraum für Vergeltungsmaßnahmen habe. „Während der Ankündigung bestätigte Premierminister Trudeau, dass Präsident Trump sich seit dem Tag seiner Amtseinführung nicht mehr mit ihm getroffen habe, was andeutete, dass es keine Kommunikation auf hoher Ebene gebe“, so die Deutsche Bank.
Mexikos Regierung plant laut Medienberichten ebenfalls Gegenmaßnahmen, sie habe dem US-Präsidenten jedoch zunächst einen Dialog vorgeschlagen und warte auf Antwort. Die chinesische Führung stellte laut tagesschau.de ebenfalls Schritte zur Wahrung der Wirtschaftsinteressen der Volksrepublik in Aussicht.
Die Marktbeobachter der Deutschen Bank gehen nicht davon aus, dass die angekündigten Zölle dauerhaft sein werden. Allerdings werde sich die strukturell höhere Zollrisikoprämie in den kommenden Monaten auf alle Handelspartner Amerikas auswirken.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Risikomanagement
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar