Der Gehaltscheck
Über Geld spricht man nicht, sagt ein deutsches Sprichwort. Die Angelsachsen sind bei diesem Thema weit weniger zugeknöpft. Besonders offen und auch großzügig in Sachen Gehalt und Bonus zeigt sich ein Pensionsfonds aus Kanada. Wie viel CIOs und CEOs in der Pensionswelt verdienen, lesen Sie hier.
In der Stunde der Niedrigzinsnot greifen Investoren nach jedem Strohhalm. Während manch Schweizer Pensionskasse im Angesicht negativer Einlagenzinsen eine Dagobert-Duck-Strategie fährt und einen Teil ihrer Gelder lieber in den Tresor als auf ein Konto packen will, geht der norwegische Staatsfonds auf der Suche nach höher rentierlichen Zinstiteln die Risikoskala nach oben. Von Meldungen über den Terror der Boko Haram ließ sich der 870 Milliarden Dollar schwere Fonds nicht schrecken und hat kürzlich Nigeria in sein Portfolio aufgenommen. Diesen Mut – wenn man dies so bezeichnen mag – dürften nur die wenigsten institutionellen Anleger haben. Es sind andere Strategien gefragt.
Der Volksmund rät: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Diese Weisheit scheint man sich in Kalifornien zu Herzen zu nehmen. Der größte Pensionsfonds der USA hat sich einen Sparkurs verordnet, obwohl die Renditen in den vergangenen Jahren recht ansehnlich waren. Für das Finanzjahr 2013/2014 vermeldete Calpers eine Rendite von 18,4 Prozent. Über die vergangenen 20 Jahre verdiente die knapp 300 Milliarden Dollar schwere Altersvorsorgeeinrichtung durchschnittlich 8,5 Prozent. Da kann man eigentlich nicht meckern. Und dennoch ist die Führungsriege um Anne Stausboll, Chief Executive Officer von Calpers, nicht zufrieden. Anstoß nimmt sie an den hohen Kosten für externe Dienstleister. Im vergangenen Finanzjahr hat der Pensionsfonds rund 1,15 Milliarden Dollar für externe Management und Performance Fees hingeblättert. Umgerechnet auf die Assets sind das sportliche 45 Basispunkte. Das ist schon eine ganze Ecke weniger als im Jahr zuvor: 2012/2013 waren es 1,22 Milliarden Dollar. Das Kostensenkungsprogramm, das unter anderem eine stärkere Eigenleistung im Portfoliomanagement vorsieht, hat also bereits erste Früchte getragen.
Das Ende der Fahnenstange ist aber noch erreicht. Wie der Budgetplanung für das laufende Geschäftsjahr zu entnehmen ist, sollen die Gebühren für externe Manager auf 1,02 Milliarden Dollar gesenkt werden. „Es ist geplant, die Kosten für Fixed Income und Private Equity zu senken, indem das Investment Office von Calpers analytische Arbeiten inhouse holt und günstigere Vertragsbedingungen aushandelt“, heißt es. Das bedeutet zugleich: Die Personalkosten werden steigen. Einstellungen von 31 neuen Mitarbeitern sind angedacht – unter anderem jeweils sieben für das Investment Office und für das Financial Office. Insgesamt sind für das laufende Finanzjahr 192 Millionen Dollar für Löhne und Gehälter der rund 2.700 Mitarbeiter budgetiert; rund 33 Millionen Dollar mehr als im Vorjahr.
Leistung wird belohnt
Deutlich mehr als Calpers gibt der größte Pensionsfonds des Nachbarlandes für Personal aus, und das obwohl er deutlich weniger Mitarbeiter hat. Der Ontario Teacher’s Pension Plan (OTPP) hat 2014 für seine gut 1.100 Mitarbeiter umgerechnet rund 244 Millionen US-Dollar gezahlt. Diese managen 80 Prozent der rund 123 Milliarden US-Dollar an Assets. Externe Manager werden nur für Zielinvestments genutzt, die eine lokale und spezialisierte Expertise erfordern. Entsprechend niedrig sind die Investmentkosten insgesamt. 2014 lag der Pensionsfonds bei 326 Millionen US-Dollar, was umgerechnet rund 27 Basispunkten pro 100 US-Dollar des durchschnittlichen Nettovermögens entspricht. Die Kanadier sind somit deutlich günstiger als Calpers, weil sie auf internes Know-how statt teure externe Expertise setzen. Für OTPP sind seine Mitarbeiter das beste Asset.
Talentmanagement ist einer der treibenden Grundsätze. „Der Aufbau interner Expertise war entscheidend, um die Kosten zu senken und ein Pension Leader zu sein. Wir sind unseren Wettbewerbern einen Schritt voraus, indem wir jungen Talenten spannende Entwicklungsmöglichkeiten geben und vorausdenkende Individuen rekrutieren“, erklärt Ron Mock, der seit Januar 2014 Chief Executive Officer bei OTPP ist. Die Vergütungsphilosophie des Pensionsfonds: Pay for performance. Neben dem Basisgehalt gibt es jährliche und langfristige Incentives, die direkt an die Nettowertschöpfung des Fonds gekoppelt sind. Das gilt für alle Senior Manager und natürlich auch den CEO und CIO. Mocks Vorgänger, Jim Leech, konnte für 2013 – am Ende seines Berufslebens – umgerechnet rund 6,9 Millionen US-Dollar mit nach Hause nehmen. 75 Prozent seines Gehalts machten die langfristigen Erfolgsprämien aus. Nicht zu Unrecht, wie ein Blick auf die Entwicklung des Pensionsfonds seit 1990 zeigt: Eine annualisierte Rendite von 10,2 Prozent kann sich sehen lassen.
Auch Calpers hat in den vergangenen 20 Jahren gut verdient. Die Rendite lag bei durchschnittlich 8,5 Prozent. Anne Stausboll, CEO von Calpers, hat allerdings nicht annähernd so gut verdient wie Leech. Sie kam lediglich auf etwas mehr als 400.000 Dollar. Leech spielte mit seinem Gehalt eher in einer Liga mit den 30 Dax-Chefs, die im vergangenen Jahr im Durchschnitt rund 6,4 Millionen US-Dollar verdienten, 2013 waren es rund zehn Prozent weniger. Allerdings: Leechs Nachfolger hat im vergangenen Jahr deutlich weniger als die Dax-Bosse eingestrichen, und das obwohl 2014 für den Pensionsfonds abermals ein glänzendes Jahr mit fast zwölf Prozent Rendite war. Dennoch: Ron Mock, der im Januar den Posten als CEO übernahm, musste sich 2014 mit rund drei Millionen US-Dollar begnügen. Der Chief Investment Officer von OTPP, Neil Petroff, konnte etwas mehr einstreichen: rund 3,6 Millionen US-Dollar.
Blick nach Down Under
Mit seiner Vergütung ist Petroff ganz sicher nicht der Prototyp eines Pensionsfonds-CIO. In Down Under ist man von derartigen Dimensionen meilenweit entfernt, wie eine kürzlich vorgelegte Analyse des australischen Fachmagazins „Investment Magazine“ eindrucksvoll zeigt. Die vier Spitzenverdiener unter den Chief Investment Officers der 28 größten australischen Pensionsfonds kommen zusammen auf annähernd die gleiche Summe wie Petroff. John Pearce, CIO von Uni-Super, führt die Liste mit umgerechnet rund einer Million US-Dollar an, gefolgt von Brad Holzberger (Q-Super) und Alison Tarditi (Commonwealth Corporation) mit jeweils 840.000 US-Dollar. Warum Pearce zumindest eine ganze Ecke mehr als seine australischen Kollegen verdient, erklärt Chris Cuffe, Vorsitzende bei Uni-Super, gegenüber dem Investment Magazine mit der Komplexität des Pensionsfonds. Dieser arbeite ohne Consultants und verlasse sich auf einen Mix aus erfahrenen, unabhängigen Trustees und die Stärke und Erfahrung des eigenen Investmentteams. Circa 36 Prozent der rund 34 Milliarden US-Dollar an Assets werden intern gemanagt. In diese Richtung will sich auch der größte Pensionsfonds Australiens bewegen. Der etwa 65 Milliarden US-Dollar schwere Australian-Super will in den nächsten drei Jahren Personal aufbauen, um in Zukunft einen größeren Teil seiner Assets selbst zu managen. Derzeit werden von 279 Mitarbeitern 15 Prozent inhouse gemanagt, bis 2018 sollen es 40 Prozent sein. Peter Curtis, Head of Investment Operations, verspricht sich davon eine jährliche Ersparnis von etwa 107 Millionen US-Dollar. Vor allem der Aktienbereich wird umgekrempelt. „Das Global-Equity-Team von zehn Leuten – das wir gerade rekrutieren – wird seinen Hauptsitz in Melbourne haben und ein Mix aus australischen und internationalen Managern sein“, so Curtis gegenüber dem Internetportal „top1000funds“. Der CIO von Australian-Super landet in dem Gehalts-Ranking vom Investment Magazine mit 743.000 US-Dollar auf Rang vier. Mehr war für ihn nicht drin. Obwohl er bereits den maximal möglichen Bonus – 60 Prozent seines Basisgehalts – erreicht hat, kommt er an das Gehalt von Holzberger, der „nur“ 90 Prozent seines potenziellen Bonus erhielt und damit noch nicht einmal Spitzenreiter unter den australischen CIOs ist, nicht ganz heran. Holzbergers Kollegin Rosemary Vilgan ist hingegen die bestbezahlte CEO in der australischen Pensionswelt. Sie erhielt 2014 immerhin 81 Prozent ihrer maximal möglichen Bonuszahlung und kam insgesamt auf eine Vergütung von 840.000 US-Dollar. Vilgan lässt damit ihre männlichen Kollegen deutlich hinter sich. Kevin O‘Sullivan von Uni-Super kam als Zweitplatzierter auf 624.000 US-Dollar, David Elia von Hostplus auf 570.000 US-Dollar und Australian-Supers Ian Silk auf 532.000 US-Dollar.
Europa spielt in einer Liga mit Australien
Ähnlich wie in Australien sieht die Bezahlung der CEOs bei den großen Pensionsfonds Europas aus, wie eine Analyse der Financial Times in diesem Frühjahr zeigt. Die dänische ATP zahlte ihrem CEO, Carsten Stendevad, 2013 umgerechnet rund 900.000 US-Dollar. Dick Sluimers von der ABP in den Niederlanden kam auf nicht ganz 800.000 US-Dollar, ebenso wie Chris Hitchen von Railpen in Großbritannien. Die drei weiblichen CEO in der Riege der großen europäischen Pensionsfonds liegen etwas dahinter. Während Eva Halvarsson von der AP2 in Schweden 2013 mit rund 735.000 US-Dollar nach Hause ging, musste sich Else Bus von PGGM mit 587.000 US-Dollar und Kerstin Hessius von der schwedischen Altersvorsorgeeinrichtung AP3 mit 472.000 US-Dollar begnügen. An der Spitze der bestverdienenden CEO in Europas Pensionswelt steht Yngve Slyngstad von Norges Bank Investment Management, die das Vermögen des norwegischen Staatsfonds verwaltet. Auf seiner Suche nach Rendite ist Slyngstad zuletzt immer stärker ins Risiko gegangen. Neben den eingangs bereits erwähnten Investments in Nigeria gehören auch Entwicklungsländer wie Ghana und Mauritius zum Portfolio sowie Bonds des brasilianischen Unternehmens Petrobas.
Von Kerstin Bendix
portfolio institutionell, Ausgabe 4/2015
Autoren: Kerstin BendixSchlagworte: Versicherer
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar