Deckungsgrad schwankt, Konzentration steigt
Die Niederlande gelten mit ihrem Betriebsrentensystem hierzulande oft als Vorbild. Zuletzt hatten die Pensionsfonds durch den Börsenabschwung im vierten Quartal 2018 Probleme, ihre Deckungsquoten zu erfüllen. Der Trend geht hin zu immer weniger und dafür größeren Pensionsfonds.
Ähnlich erging es dem Pensionsfonds PFZW (199 Milliarden Euro) für die Gesundheitsbranche und dem Pensionsfonds der Metall- und Elektroindustrie PME (46,5 Milliarden Euro): Beide verzeichneten Verluste von respektive 2,7 und 3,9 Prozent im vierten Quartal 2018 und damit einen Jahresverlust von 0,4 Prozent für PFZW und 0,9 Prozent für PME.
Mindestdeckung unterschritten
Ein großes Thema sind in den Niederlanden auch immer wieder die Deckungsquoten der Fonds. Diese schwankten in den vergangenen Jahren stark. Im Januar 2018 hatten die Betriebsrentensysteme noch bei einer Bedeckung von 108 Prozent gelegen, acht Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Während die rund 50 Branchenfonds noch zu diesem Zeitpunkt erklärten, ihre Bedeckungen seien so gut, dass sie demnächst zur Indexierung zurückkehren könnten, also einen Inflationsausgleich auf die Rentenansprüche gewähren werden, zeigte sich ein Jahr später ein völlig anderes Bild. Im Januar 2019 lag die Deckungsquote des größten Pensionsfonds ABP unter dem von der Niederländischen Zentralbank (DNB) festgelegten Mindestniveau von 104,2 Prozent. So kündigte ABP bereits an, dass Kürzungen bei den Pensionen in 2021 weiterhin nicht ausgeschlossen seien. Auch für die zuvor bereits unterfinanzierten Fonds PFZW, PME und PMT wurde die Situation angespannter. Lediglich der Fonds BpfBouw, in dem die Bauwirtschaft veranlagt ist, hatte noch eine Deckungsquote von 118,3 Prozent und lag damit weit außerhalb der Gefahrenzone. Verschiedene Pensionsfonds setzten sich laut IPE News bei Regierung und Sozialpartnern für ein entschlossenes Handeln ein, um künftige Kürzungen im Pensionssystem zu vermeiden.
Dabei war das Jahr 2016 für die Pensionsfonds zuvor besonders kritisch. Die durchschnittliche Deckungsquote im letzten Quartal 2016 war um 0,6 Prozent auf 97,5 Prozent gerutscht und lag damit deutlich unter dem von der DNB festgelegten Mindestwert von 104,2 Prozent. Mehr als die Hälfte, nämlich 61 Prozent der Pensionsfonds, in denen 4,1 Millionen Mitglieder und 2,4 Millionen Pensionäre vertreten sind, waren unter diesen Mindestwert gerutscht, wie die DNB im Januar 2017 in einer Pressemitteilung berichtete. Ende 2017 hatte sich die Lage wieder beruhigt und die durchschnittliche Deckungsquote betrug wieder 106,5 Prozent. Der Wert der Verbindlichkeiten lag wieder unter dem der verfügbaren Assets. Ende 2017 belief sich der Wert der Pensionsverpflichtungen auf 1.236 Milliarden Euro, im Vergleich zu 1.245 Milliarden ein Jahr zuvor. Der Wert der verfügbaren Assets betrug im Vergleich dazu 1.344 Milliarden Euro – mehr als 72 Milliarden Euro mehr als noch ein Jahr zuvor – diese Entwicklung war nach Angaben der Aufsichtsbehörde DNB der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten geschuldet.
Die fünf großen Pensionsfonds – viel Alternatives
Ein Blick auf die Asset Allocation der fünf größten Pensionsfonds zeigt, wie beliebt Alternatives inzwischen sind. Der größte Pensionsfonds ABP hatte zum Ende des Jahres 2018 eine Asset Allocation von 40,2 Prozent Anleihen zu 33,3 Prozent Aktien. Die Alternativen Investments (davon 5,2 Prozent Private Equity) nahmen mit 17,1 Prozent den dritten Platz ein vor den Immobilieninvestments mit 10,1 Prozent. Im Jahr 2016, wo der Fonds nur eine Deckungsquote von 96,7 Prozent erreichte, nahm er zudem eine bedeutende Umschichtung innerhalb der Anleihen vor: Der Fonds wechselte laut IPE News von einem 100-prozentigen Investment auf in Euro notierende Bonds zu einem 50-50-Mix aus globalen und in Euro notierenden Staatsanleihen. Die Jahresrendite lag in 2017 dann wieder bei 7,6 Prozent und die Deckungsquote erhöhte sich so wieder auf 104,4 Prozent. Der zweitgrößte niederländische Pensionsfonds PFZW mit 186 Milliarden Assets under Management (Stand Juni 2017) war in 2017 zu knapp 45 Prozent in Anleihen und andere Kreditinstrumente und zu 27,4 Prozent in Aktien investiert. Der Anteil von Private Equity betrug 5,8 Prozent. Die weiteren drei größten Fonds sind der PMT (67 Milliarden Euro an Assets) für die Mitarbeiter der Metallindustrie, der BpfBouw der Bauwirtschaft (54 Milliarden Euro) und der PME für Metallindustrie und Elektrotechnik (45 Milliarden Euro). Hier verteilt sich die Asset Allocation in etwa auf 45 Prozent Fixed Income und 27 bis 37 Prozent Aktien auf. Beim BpfBouw lag der Anteil von Alternatives 2017 bei etwa 13 Prozent.
Auch Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle: Im Jahr 2017 erfolgte bei ABP eine deutliche Erhöhung der nachhaltigen Kapitalanlagen von 41 Milliarden auf 49,8 Milliarden zum Ende des Jahres. Auch die Investitionen in Erneuerbare Energien erhöhten sich, und zwar um 43 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Der Co₂-Footprint des Portfolios wurde in 2018 um 28 Prozent gegenüber 2014 gesenkt. Damit erreichte der Fonds sein selbst gesetztes Ziel einer Reduktion von 25 Prozent an Co₂-Emissionen in 2020 zwei Jahre vor der Zeit. Auch verschärfte ABP seine Ausschlusskriterien, sodass der Pensionsfonds Anfang 2018 ankündigte, Investments in Tabak und Nuklearenergie aus dem Portfolio zu verbannen. Der Pensionsfonds PFZW hatte in 2016 das Ziel ausgegeben, seine nachhaltigen Investments bis zum Jahr 2020 auf 20 Milliarden Euro zu vervierfachen.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Marktentwicklung | Rentensystem | Weltspiegel
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