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22. März 2021

Dax-Pensionsverpflichtungen steigen auf 407 Milliarden Euro

Mercer-Studie: Deckungsgrad liegt bei 65 Prozent. Asset-Renditen insgesamt leicht positiv.

Der Wert der Pensionsverpflichtungen der Dax 30-Unternehmen ist im Jahr 2020 von etwa 389,9 Milliarden Euro auf etwa 407 Milliarden Euro gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg das Pensionsvermögen im IFRS-Abschluss von 258,6 Milliarden Euro auf etwa 266 Milliarden Euro. Der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen liegt bei etwa 65 Prozent und ist gegenüber dem Vorjahr (66 Prozent) nur leicht gesunken. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Hochrechnung des Beratungsunternehmens Mercer auf Basis der Geschäftsberichte der Dax-30-Unternehmen, welche bis zum 17. März veröffentlich wurden sowie aktueller Kapitalmarktinformationen. Insbesondere das Pensionsvermögen der Dax-Unternehmen habe sich somit deutlich besser entwickelt, als es der Kapitalmarkt erwarten ließ.

Im Jahr 2020 haben Lufthansa und Wirecard den Dax 30 verlassen, Deutsche Wohnen und Delivery Hero wurden neu aufgenommen. Aufgrund dieser strukturellen Veränderungen im Dax 30 sank der Verpflichtungswert von 414,6 Milliarden Euro um 24,7 Milliarden Euro auf 389,9 Milliarden Euro. Durch Währungsumrechnungen, Änderungen im Konsolidierungskreis und Sondereffekte sank der Verpflichtungswert um weitere neun Milliarden Euro. Dies wurde teilweise kompensiert durch den weiter gesunkenen Rechnungszinssatz, sodass der Verpflichtungswert bis zum Jahresende auf etwa 407 Milliarden Euro, also um gut 17 Milliarden Euro beziehungsweise etwa vier Prozent, anstieg. „Aufgrund der extremen Zinsschwankungen zu Beginn der Corona-Pandemie war das Zinsniveau zum Jahresende ungewiss. Tatsächlich ging der Zins im letzten Quartal noch einmal um 0,15 Prozentpunkte nach unten. Insgesamt haben die Dax-Unternehmen den Rechnungszins im Jahr 2020 um etwa 0,4 Prozentpunkte gesenkt“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland. Zu beachten ist, dass die Auswirkungen des Rechnungszinssatzes rein bilanzieller Art sind, die zudem erfolgsneutral erfasst werden und den Jahreserfolg nicht schmälern. Die späteren Versorgungszahlungen werden durch die Zinsentwicklung grundsätzlich nicht beeinträchtigt.

Im Schnitt gut drei Prozent Rendite

Durch die geänderte Zusammensetzung des Dax 30 sank das Pensionsvermögen 2020 um etwa 18 Milliarden Euro. Das Pensionsvermögen in der neuen Zusammensetzung des Dax 30 belief sich zum 01. Januar 2020 auf 258,6 Milliarden Euro und stieg im Laufe des Jahres 2020 auf 265,5 Milliarden Euro. Da die Ein- und Auszahlungen in etwa gleich hoch waren und das Pensionsvermögen damit nicht nennenswert verändert haben, bedeutet das Ansteigen eine positive Rendite von etwa drei Prozent inklusive Währungsumrechnungseffekten. Zu beachten ist laut Mercer, dass es in Deutschland keine Pflicht gibt, Pensionsvermögen zu bilden. Aufgrund der gesetzlichen Insolvenzsicherung durch den Pensionssicherungsverein a. G. besteht auch keine Notwendigkeit, die Versorgungsberechtigten über Pensionsvermögen abzusichern. Die Bildung von Pensionsvermögen geschieht also auf rein freiwilliger Basis. Dennoch entschieden sich immer mehr Unternehmen für die Ausfinanzierung und damit für die Bildung von eigenem Pensionsvermögen. „Mit Blick auf die Kapitalmärkte war 2020 bedingt durch die Corona-Pandemie ein sehr turbulentes Jahr. Beinahe alle Anlageklassen haben eine wechselhafte Entwicklung durchgemacht, sowohl in positiver als auch zeitweise in negativer Hinsicht“, erklärt Jeffrey Dissmann, Leiter Investment Consulting bei Mercer Deutschland. „Dies führte dazu, dass der genaue Zeitpunkt von Entscheidungen und Umschichtungen in der Kapitalanlage einen großen positiven oder negativen Einfluss auf die Gesamtrendite hatte.“ Gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate in Euro Hedged hat sich auch der Bereich der Anleihen über das Gesamtjahr 2020 mit +4,2 Prozent positiv entwickelt, bedingt durch weiter fallende Risikoaufschläge und Zinsen.

Starke Unterschiede zwischen Unternehmen

Analysen haben ergeben, dass sich die Planvermögen der Dax-Unternehmen bis Ende 2020 positiver entwickelt haben, als es sich mit einer unveränderten Asset Allokation zu Jahresanfang und einer Asset Entwicklung gemäß angenommener Benchmark ergeben hätte. So konnte durch unterjährige Anpassungen der Strategien und der tatsächlichen Kapitalmarktrendite im Vergleich eine Steigerung um circa elf Milliarden Euro im Vergleich zur Prognose erzielt werden. Die durchschnittliche gleichgewichtete Gesamtrendite über alle Unternehmen hinweg betrug 3,3 Prozent. Die Rendite weist zwischen den einzelnen Unternehmen jedoch eine deutliche Schwankungsbreite auf. Zwar bewegt sich die prozentuale Rendite des Planvermögens bei den meisten Unternehmen zwischen 1,1 Prozent und 5,5 Prozent, bereinigt um etwaige Zuführungen und Entnahmen. Einzelne Unternehmen konnten aber auch Renditen oberhalb von zwölf Prozent am Kapitalmarkt erzielen. Im Gegensatz dazu gab es aber auch vereinzelt Unternehmen, die eine deutliche prozentuale Reduktion des Planvermögens von knapp zehn Prozent verzeichnen mussten. „Wir beobachten in den Pensionsvermögen der Unternehmen im Dax 30 daher eine ungewohnt hohe Divergenz der einzelnen Ergebnisse in den Jahresabschlüssen“, kommentiert Dissmann. „Es zeigt sich also, dass durch unterschiedliche Asset Allokationen und Reaktionen auf die Corona-Turbulenzen signifikant unterschiedliche Ergebnisse am Kapitalmarkt erzielt werden konnten.“

Einen signifikanten Einfluss auf die Renditen und somit auch auf die Entwicklung des Planvermögens im vergangenen Jahr hatten auch Schwankungen und Veränderungen der einzelnen Währungskurse. Stand der US-Dollar zum 31.12.2019 noch bei 0,89 Euro, fand bis Ende 2020 eine deutliche Abwertung von circa acht Prozent auf 0,82 Euro statt. Aufgrund von Währungskursveränderungen in 2020 wurde die Gesamtrendite um ca. 1,7 Prozentpunkte reduziert. Ohne diesen Effekt hätte die durchschnittliche gleichgewichtete Gesamtrendite bei fünf Prozent gelegen.

Aktienquote sinkt

Im vergangenen Jahr ist die durchschnittliche berichtete Aktienquote der Unternehmen im Schnitt von 19,1 Prozent auf 18,6 Prozent gesunken. Analog zu den unterschiedlichen Ergebnissen am Kapitalmarkt wählten Unternehmen in Bezug auf die Aktienquote als Reaktion auf die Krise verschiedene Ansätze und so sind in Einzelfällen deutlich größere Veränderungen zu beobachten als die erwähnten moderaten Anpassungen. So wurden die Quoten im Vergleich mit dem Vorjahr bei einzelnen Unternehmen nahezu halbiert und im Gegensatz teilweise auch um fünf bis sieben Prozentpunkte erhöht. „In der hohen Divergenz der Ergebnisse zeigt sich die Relevanz von taktischen Entscheidungen und Umschichtungen in Krisen. Unternehmen, die diese Chancen in 2020 genutzt haben, konnten hierdurch höhere Renditen generieren“, fasst Dissmann zusammen.

 

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