Das beste, geringste Übel
Thomas Bauerfeind, Geschäftsführer der Protinus Beratungsgesellschaft, im Gespräch mit Kerstin Bendix.
Was können Unternehmen von ALM-Studien erwarten?
Die ALM-Studie wird nicht das Wunderportfolio liefern. Es wird weiterhin notwendig sein, ein Portfolio passend zu der Dynamik der Verbindlichkeitsseite zu optimieren. Der Match wird nicht besser, aber man hat quasi das „beste, geringste Übel“. Nur über eine aktive Steuerung der strategischen Asset Allocation kann man langfristig das gewünschte Ergebnis erzielen. Für diese Steuerung braucht es Informationen, die das strategische Controlling liefert.
Die SAA sollte niemals statisch sein?
Richtig, das wäre der größte Fehler. Früher hieß strategisch oftmals: Ich fasse die Asset Allcoation nicht an. Das wurde mit langfristig assoziiert. Das ist insofern richtig, dass ich mir eine langfristige Planung anschaue, aber es heißt nicht langfristig starr. Das war immer ein Missverständnis. Man muss langfristig denken, aber die Asset Allocation in einer mittelfristig getakteten Dynamik anpassen, sonst laufe ich ins Messer. Gerade in der derzeitigen Phase muss man selbst kleinste positive Effekte mitnehmen. Man muss Opportunitäten nutzen.
Haben sich die Ergebnisse aus den ALM-Studien sehr verändert? Ist der Anteil an risky Asset gestiegen?
Nein, das kann ich nicht beobachten. An der Verteilung zwischen non-risky und risky Assets hat sich nichts verschoben. Das wäre auch komisch. Die Risikopräferenz der Investoren hat sich nicht geändert, aber die Komponenten in einer strategischen Asset Allocation sehen heute anders aus als früher. Zum Beispiel wurde früher Cash als stabilisierende Komponente eingesetzt, heute findet man eher kurz- bis mittelfristig laufende Bonds. Sie sind als Cash-Ersatz das kleinere Übel. Was wir außerdem beobachten, ist, dass man sich früher an unterschiedlichen Ausprägungen von Kreditrisiken im Bondsbereich orientiert hat und heute stärker nach Laufzeiten differenziert.
Kommen auch neue Asset-Klassen hinzu?
Es wird stärker auf die Real-Asset-Seite geschaut. Es kommen neue Marktsegmente hinzu, die vor Jahren noch nicht auf dem Radar waren, wie Corporate Loans und Infrastruktur. Das versucht man mit hinein zu bringen. Das ist eine Tendenz, die man durchgehend beobachten kann. Aber man kann nur im Einzelfall und über eine Studie mit genauer Betrachtung der konkreten Problemstellung die Frage beantworten, ob Alternatives in der SAA sinnvoll sind oder nicht.
portfolio institutionell, Ausgabe 7/2015
Autoren: Kerstin Bendix In Verbindung stehende Artikel:
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