Credit Suisse Yearbook: Realrendite von 5,2 Prozent für Aktien
Aktienrisikoprämie zukünftig bei 3,5 Prozent. ESG-Ratings mangeln an Konsistenz.
Laut dem Yearbook 2020 der Credit Suisse liegen die realen Aktienrenditen seit dem Jahr 2000 unter ihrem langfristigen Durchschnitt. Allerdings sind Aktien über einen Zeitraum von 120 Jahren die deutlich am besten performende Asset-Klasse. Die inflationsbereinigte Rendite lag global gesehen bei 5,2 Prozent und damit deutlich über der Rendite von Anleihen, die Credit Suisse auf 2,0 Prozent bezifferte. Schatzwechsel kamen seit 1900 auf eine Realrendite von 0,8 Prozent. 1900 in Aktien angelegtes Vermögen wäre im Vergleich zu in Schatzwechsel angelegtem Vermögen 165-mal so groß, rechnet der Bericht vor.
Auch die vergangenen zehn Jahre waren für Aktien- und auch für Anleiheninvestoren äußerst gut: Die reale Rendite lag bei 7,6 Prozent für Aktien und bei 3,6 Prozent für Anleihen. Allerdings rechnen die Autoren für die kommenden Jahre nur mit einer durchschnittlichen Aktienrisikoprämie von 3,5 Prozent, was unter der historischen Risikoprämie von 4,3 Prozent liegt. Untersucht wurden Aktien, Anleihen, Barmittel und Währungen in 23 Ländern seit 1900, die zusammen 91 Prozent der global investierbaren Aktienmarktkapitalisierung ausmachen.
ESG-Ratings können nur Ausgangspunkt sein
Einen besonderen Fokus legte das Jahrbuch diesmal auf ESG-Investitionen. Nannette Hechler-Fayd’herbe, Chief Investment Officer International Wealth Management und Leiterin Economics & Research bei der Credit Suisse, stellte diesbezüglich fest: „Wir haben in diesem Jahr Analysen von ESG-Anlagen hinzugefügt, da es sich hier um ein wachsendes Phänomen im Rahmen des weltweit zunehmenden Umweltbewusstseins handelt. Während Anleger ihre ESG-Anlagen zwar zunehmend an ihren Werten und Überzeugungen ausrichten möchten, müssen sie dennoch beachten, ob die Anlagen einen Mehrwert erwirtschaften, Risiken reduzieren oder ob sie dafür Opfer bringen müssen.“ Das im weitesten Sinne unter ESG-Kriterien gemanagte Anlagevolumen betrug Anfang 2018 nahezu 31 Billionen US-Dollar, was einem Anstieg von 34 Prozent über zwei Jahre entspricht. Die Autoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton stellten fest, dass die Nachhaltigkeitsratings der verschiedenen Agenturen kaum miteinander korreliert seien. Ratings könnten demnach nur ein Ausgangspunkt, nicht Endpunkt einer Analyse sein. „ESG-Anlagen sind zwar relativ neu, aber eindeutig von entscheidender Bedeutung. Wir stellen fest, dass – entgegen häufiger Behauptungen – ESG-Anlagen keine wesentlichen Einbußen bei der risikobereinigten Rendite beinhalten“, fassten die Autoren zusammen.
Richard Kersley, Leiter Thematic Research, Global Markets bei der Credit Suisse, kommentierte die Intention des Berichts wie folgt: „Ein gründliches Verständnis von langfristigen Anlagerenditen im Zeitverlauf ist unerlässlich, wenn man Zukunftsprognosen anstellt.“ Die aus Risiko-Rendite-Sicht wohl beste Asset-Klasse hatte das Jahrbuch freilich nicht untersucht. Wie ein Working Paper der Federal Reserve Bank of San Francisco namens „The Rate of Return of Everything, 1870-2015” herausfand, lag in Friedenszeiten die Rendite von Wohnimmobilien mit über sieben Prozent annähernd so hoch wie von Aktien – bei deutlich geringerer Schwankung.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Aktien | Anleihen
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar