Corporates
29. März 2012

Corporate Treasurer sind auf der Hut

Die Pleite von Lehman Brothers im September 2008 hat eine Lawine losgetreten: Immer mehr Unternehmen ­hinterfragen seit dem Schockereignis das Kontrahentenrisiko ihrer Hausbanken. Auch institutionelle Investoren
aus dem VAG-Lager ­sollten das Risiko, das sich aus Transaktionen mit Geldhäusern ergibt, intensiv beleuchten.

Die kollabierte US-Investmentbank Lehman Brothers war unter anderem Counterparty in unzähligen Swapgeschäften, die mit der Pleite des Instituts hinfällig waren. Kein Wunder, dass die latente Angst vor einer ähnlich gravierenden Bankenpleite auch vier Jahre nach „Lehman“ aktueller denn je ist. Das zeigt sich schon daran, dass der Interbankenmarkt nicht mehr funktioniert, schlicht weil das ­Vertrauen der Geldhäuser zueinander verloren gegangen ist. Hinzu kommt, dass bei den meisten Banken noch völlig unklar ist, wie hoch der Abschreibungs­bedarf im Falle einer weiterhin nicht auszu­schließenden Griechenland­-Pleite wirklich ist. Vor diesem ­Hintergrund darf die Frage erlaubt sein, wie es um das Vertrauen der Firmen­kunden ­gegenüber ihren Banken steht.

In Deutschland sind es vor allem die Dax-Konzerne, deren ­Treasury-Abteilungen mit sogenannten Counterparty-Credit-Risk-­Modelle ­versuchen, in dem krisengeschwängerten Umfeld die Übersicht über mögliche Adressausfallrisiken ihrer Geldhäuser zu ­behalten. Dabei spielt es im Prinzip eine untergeordnete Rolle, dass die ­Unter­nehmenselite, genauso wie zahlreiche Mittelständler, in den ­ver­gangenen Jahren zum Teil üppige Liquiditätspolster angehäuft ­haben, die im Falle einer Bankenpleite im Feuer stünden. Man denke ­vielmehr an die Kreditversorgung der Wirtschaft und die zahlreichen Dienstleistungen, die die Geldhäuser anbieten – vorausgesetzt, sie sind noch in der Lage dazu. Wenn man sich die Bilanzsumme der Deutschen Bank anschaut, die bei sagenhaften 2.000 Milliarden Euro rangiert, scheinen die Sicherungseinrichtungen des Bankensektors augenscheinlich ihre Grenzen erreicht zu haben. Ein Marktexperte, der ­anonym bleiben möchte, betont: „Wenn es hart auf hart kommt, bringt das gar nichts.“ Das Ausfallrisiko liegt aber auch bei ­Rück­versicherern, Intermediären und anderen Kontraktpartnern. Es betrifft ­insbesondere die Gegenparteien bei Vehikeln zur ­Risikominderung, wie ­Verbriefungen und Derivate.
Hier gelangen Siezum zweiten Teil "Starke Unternehmen, schwache Banken?"

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