Corporate Treasurer sind auf der Hut
Die Pleite von Lehman Brothers im September 2008 hat eine Lawine losgetreten: Immer mehr Unternehmen hinterfragen seit dem Schockereignis das Kontrahentenrisiko ihrer Hausbanken. Auch institutionelle Investoren
aus dem VAG-Lager sollten das Risiko, das sich aus Transaktionen mit Geldhäusern ergibt, intensiv beleuchten.
Die kollabierte US-Investmentbank Lehman Brothers war unter anderem Counterparty in unzähligen Swapgeschäften, die mit der Pleite des Instituts hinfällig waren. Kein Wunder, dass die latente Angst vor einer ähnlich gravierenden Bankenpleite auch vier Jahre nach „Lehman“ aktueller denn je ist. Das zeigt sich schon daran, dass der Interbankenmarkt nicht mehr funktioniert, schlicht weil das Vertrauen der Geldhäuser zueinander verloren gegangen ist. Hinzu kommt, dass bei den meisten Banken noch völlig unklar ist, wie hoch der Abschreibungsbedarf im Falle einer weiterhin nicht auszuschließenden Griechenland-Pleite wirklich ist. Vor diesem Hintergrund darf die Frage erlaubt sein, wie es um das Vertrauen der Firmenkunden gegenüber ihren Banken steht.
In Deutschland sind es vor allem die Dax-Konzerne, deren Treasury-Abteilungen mit sogenannten Counterparty-Credit-Risk-Modelle versuchen, in dem krisengeschwängerten Umfeld die Übersicht über mögliche Adressausfallrisiken ihrer Geldhäuser zu behalten. Dabei spielt es im Prinzip eine untergeordnete Rolle, dass die Unternehmenselite, genauso wie zahlreiche Mittelständler, in den vergangenen Jahren zum Teil üppige Liquiditätspolster angehäuft haben, die im Falle einer Bankenpleite im Feuer stünden. Man denke vielmehr an die Kreditversorgung der Wirtschaft und die zahlreichen Dienstleistungen, die die Geldhäuser anbieten – vorausgesetzt, sie sind noch in der Lage dazu. Wenn man sich die Bilanzsumme der Deutschen Bank anschaut, die bei sagenhaften 2.000 Milliarden Euro rangiert, scheinen die Sicherungseinrichtungen des Bankensektors augenscheinlich ihre Grenzen erreicht zu haben. Ein Marktexperte, der anonym bleiben möchte, betont: „Wenn es hart auf hart kommt, bringt das gar nichts.“ Das Ausfallrisiko liegt aber auch bei Rückversicherern, Intermediären und anderen Kontraktpartnern. Es betrifft insbesondere die Gegenparteien bei Vehikeln zur Risikominderung, wie Verbriefungen und Derivate.
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